"Die Angst ist sehr präsent"

Von Interview: Florian Regelmann
Maria Riesch hat in ihrer Karriere bislang elf Weltcup-Rennen gewonnen
© Imago

Maria Riesch hat in diesem Winter nur ein Ziel: Olympia-Gold. Bei SPOX spricht die Slalom-Weltmeisterin über Druck, Sturzgefahren und heiße Tennis-Matches im Sommer.

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Maria Riesch war in der letzten Weltcup-Saison im Slalom eine Klasse für sich. Sie schaffte vier Siege in Serie - an sich schon eine bemerkenswerte Leistung - und holte sich als Krönung auch noch die Slalom-Goldmedaille bei der WM in Val d'Isere.

Dass das Ziel angesichts einer solchen Dominanz in einem Olympia-Winter nur "Gold in Vancouver" heißen kann, ist selbsterklärend. Vor allem, weil Riesch die Strecke in Whistler perfekt liegt. Das hat sie mit ihren Weltcup-Siegen im Februar 2008 im Super-G und in der Super-Kombination eindrucksvoll bewiesen.

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Im SPOX-Interview spricht die 24-Jährige über ihre ersten Spiele, ihre Rolle als glamouröse Frontfrau - und über heiße Tennis-Matches.

SPOX: Ich habe gehört, Sie können nicht nur überragend Ski fahren, sondern sind auch noch der weibliche Roger Federer...

Maria Riesch: (lacht) ...wir wollen mal nicht übertreiben.

SPOX: Aber Sie haben im Sommer richtig gut gespielt und sich in der Medenrunde heiße Matches geliefert.

Riesch: Ja, ich habe für den SC Eibsee-Grainau, das liegt bei Garmisch, gegen den ETC Siegertsbrunn gespielt und sowohl Einzel als auch das Doppel mit meiner Schwester Susanne klar in zwei Sätzen gewonnen. Tennis ist ein großes Hobby, dem ich seit der Kindheit nachgehe. Wenn ich im Sommer Zeit habe, mache ich das sehr gerne. Es macht großen Spaß.

SPOX: Sind Sie mehr der aggressive Spielertyp oder lullen Sie die Bälle nur zurück?

Riesch: Weder noch. Ich liege irgendwo dazwischen. Mal aggressiv, mal die Bälle reinspielen. Die Mischung macht's.

SPOX: Sie haben nicht nur Tennis gespielt, sondern waren auch sonst viel unterwegs. Bei Carmen Nebel, bei vielen Galas, bei der Hochzeit von Boris Becker. Wie war's?

Riesch: Schön. Ich hatte einen stressigen Sommer mit vielen Terminen, aber es hat Spaß gemacht. Ich hatte außerdem einen tollen Urlaub auf der mexikanischen Insel Cozumel, in dem ich mal nur faulenzen konnte. Das war herrlich.

SPOX: Lindsey Vonn war da auch mit dabei, wie man lesen konnte. Sie ist Ihre Freundin und gleichzeitig Ihre große Konkurrentin. Bei der WM hat Lindsey das Goldmedaillen-Duell mit 2:1 gewonnen. Schlagen Sie in diesem Winter zurück?

Riesch: (lacht) Das hoffe ich. Wie Sie schon sagen, wir sind sehr gut befreundet, aber wir sind eben auch große Konkurrentinnen. Jede will immer das Beste aus sich herausholen. Es ist ein dauernder Kampf zwischen uns.

SPOX: Wenn Sie etwas von Lindsey haben könnten, was wäre das?

Riesch: Das ist schwierig. Wir sind uns nämlich ziemlich ähnlich. Jede hat ihre Stärken und Schwächen - das ist schon alles gut, so wie es ist.

Maria Riesch und Lindsey Vonn im Head-to-Head

SPOX: Mit der Goldmedaille im Slalom in Val d'Isere hatten Sie in der letzten Saison einen großen Höhepunkt. Wie groß war die Erleichterung nach dem Sieg?

Riesch: Es war ein riesengroßer Befreiungsschlag. Für den Kopf war das ein ganz wichtiger Sieg, es hat einfach extrem gut getan, weil die WM bis dahin ja nicht so gut gelaufen war. Außerdem nimmt es mir auch so ein bisschen den Druck. Klar ist Olympia noch einmal größer als die WM und ich will auch da viel erreichen, aber eine Goldmedaille habe ich immerhin jetzt schon mal. Der ganz große Druck ist weg.

SPOX: Als Sie am Abend vor dem Slalom ins Bett gegangen sind: Was für ein Gefühl hatten Sie?

Riesch: Kein sehr gutes, um ehrlich zu sein. Ich hatte nach den enttäuschenden WM-Rennen zuvor kein großes Selbstvertrauen mehr und körperlich war ich nach meinem Sturz im Abfahrtstraining auch angeschlagen. Ich habe mir dann gesagt, dass die Welt nicht untergeht, wenn es auch im Slalom nicht klappt. Ich habe versucht, irgendwie locker zu bleiben. Zum Glück ist es gut ausgegangen.

SPOX: Und jetzt erwartet natürlich jeder Olympia-Gold.

Riesch: Ich weiß. Das ist auch in Ordnung. Ich habe ja selbst das große Ziel, Gold zu holen. Dafür arbeite ich. Es ist auch ein bisschen ein anderes Gefühl als vor einer "normalen" Saison, wenn man weiß, dass es ein Olympia-Winter ist. Auf der anderen Seite ist es aber auch noch eine ganze Weile hin, deshalb mache ich mir im Moment noch keinen Stress.

SPOX: Ich habe überhaupt das Gefühl, dass Sie sehr entspannt sind. Auch in Ihrer Rolle als Aushängeschild des deutschen Skisports. Würden Sie sich nicht ab und zu gerne mehr zurückziehen?

Riesch: Nein, das passt schon. Dass ich die Frontfrau bin, ist absolut okay.

SPOX: Was sagen Sie, wenn ich sage, dass Sie vor der wichtigsten Saison in Ihrer Karriere stehen?

Riesch: Grundsätzlich ist jede Saison wichtig. Man will sich immer bestmöglich vorbereiten und das Beste rausholen. Aber es stimmt schon, dass es eine besondere Saison für mich ist. Es werden meine ersten Olympischen Spiele, weil ich beim letzten Mal leider verletzt war. Olympia ist eindeutig das Wichtigste für mich in dieser Saison.

SPOX: Aber stellen wir uns vor, Sie gewinnen den Gesamtweltcup und bei Olympia reicht es aus irgendwelchen Gründen nur zu zwei vierten Plätzen. War die Saison dann ein Erfolg oder nicht?

Riesch: Es ist definitiv so, dass Olympia über allem steht. Gerade in der äußeren Wahrnehmung. Deshalb wäre es sehr wichtig, wenn ich dort etwas holen würde. Wenn ich bei Olympia zuschlage, ist es gar nicht mehr tragisch, wenn der Rest der Saison nicht so gut verlaufen sollte. Das ist einfach so. Trotzdem ist das Ziel, die Saison von Anfang bis Ende konstant gut zu bestreiten. Den ganzen Winter vorne mitfahren, und dann bei Olympia auch. So soll es laufen (lacht).

SPOX: Bei Niki Hosp hat man gesehen, wie es auch laufen kann. Ein Sturz und schon kann der Traum geplatzt sein. Skifahren ist und bleibt gefährlich: Fährt die Angst bei Ihnen mit?

Riesch: Die Angst ist manchmal schon sehr präsent. Gerade, wenn wieder etwas Schlimmes passiert ist, wie zuletzt bei Niki Hosp. Allerdings muss man das als Rennfahrer ausblenden können, sonst bist du nicht mehr schnell.

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