Gibt's wieder 24 Dosen Bier?

Von Daniel Börlein
Nach einer Saison Pause kehrt Janne Ahonen in diesem Winter auf die Schanze zurück
© Getty

Janne Ahonen gilt als großer Schweiger und finnisch unterkühlt. Doch der 32-Jährige kann durchaus richtig feiern. Nach einer Saison Pause kehrt der Ausnahme-Athlet nun auf die Schanze zurück - mit einem großen Ziel.

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Dick wird man von Kalakukko nun wirklich nicht. Janne Ahonen allerdings verzichtet derzeit auf das finnische Nationalgericht, einen im Brotteig gebackenen Fisch. Nicht etwa, weil er sich daran satt gegessen hat, sondern weil auf Ahonens Speiseplan im Moment nur zwei Dinge stehen: Fettarmer Joghurt und Müsli.

Morgens soll er sich davon satt essen, mittags gibt's gar nichts und abends noch mal: Joghurt mit Müsli. Dazu trinkt Ahonen Kaffee und schluckt die eine oder andere Tablette zur Fettverbrennung. Wozu das alles? Der Finne muss abnehmen.

Thoma: "Er wird um Siege kämpfen"

Anfang März gab Ahonen sein Comeback bekannt. Er kehrt zurück auf die Schanze. Nach einer Saison Pause, in der "ich sportlich fast nichts gemacht habe". Und im für Skispringer durchaus schon fortgeschrittenen Alter von 32 Jahren.

"Ich bin mir sicher, dass ich in guter Form zurückkehre", sagt er dennoch kurz und knapp. Zweifel, dass sein Comeback scheitern könnte, plagen ihn nicht. Vielen anderen geht es da nicht anders.

"Janne wird die Rückkehr problemlos gelingen", glaubt Martin Schmitt. "Er wird um Siege mitkämpfen", ist sich Dieter Thoma sicher. "Um Janne Ahonen braucht man sich keine Sorgen zu machen. Er war jahrelang vorne dabei. Er weiß ganz genau, was er macht", sagt Werner Schuster im Gespräch mit SPOX.

Lange Pause kein Problem

Das Problem, dass Ahonen zuletzt eine Saison lang pausiert hat, sieht der Bundestrainer nicht: "Er war gerade mal acht Monate weg. Zum Vergleich: Georg Späth war mit seinem Kreuzbandriss auch acht Monate weg. Das ist nicht so wahnsinnig viel. Und ganz wichtig: Janne ist nun erholt, er ist frisch."

Vor allem die fehlende geistige Frische hatte ihn 2008 zum Rücktritt bewogen, die Motivation nach einer langen und erfolgreichen Karriere war nicht mehr da. "Es gibt keinen Grund, die Tournee ein sechstes Mal zu gewinnen", sagte er damals.

Ziel: Olympiasieg in Vancouver

Nun ist Ahonen wieder heiß - auf seinen sechsten Sieg bei der Vierschanzentournee, vor allem aber auf eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver. Die einzige große Auszeichnung, die ihm noch fehlt.

"Ich bin zuversichtlich, dass ich in Vancouver erfolgreich sein kann", meint er. "Sein Anspruch sind natürlich Siege", sagt Schuster, "schließlich ist er das Gewinnen ja gewohnt."

Rekord: 104 Mal auf dem Treppchen

36 Mal stand Ahonen in einem Weltcup auf dem Siegertreppchen ganz oben. Nur Matti Nykänen und Adam Malysz haben mehr Erfolge vorzuweisen. Mit Ahonens 104 Podiumsplatzierungen kann dagegen keiner konkurrieren. Hinzu kommen fünf Weltmeister-Titel und ebenso viele Gesamtsiege bei der Vierschanzentournee.

Ahonen ist ein Ausnahme-Athlet - und das seit Anfang der 90er Jahre. Als 15-Jähriger ist er 1992 zum ersten Mal bei einem Weltcup dabei. Ein knappes Jahr später gewinnt er in Engelberg sein erstes Springen. Fortan landet er bis zum Rücktritt 2008 immer unter den besten 15 des Gesamtweltcups.

"Janne ist seit 1992 dabei und immer irgendwie in der Weltspitze. Er hatte nie einen richtig großen Absturz, hat sich in den Jahren mit so vielen technischen Veränderungen angefreundet. Es ist für mich kaum erklärbar, wie er das gemacht hat. Er ist wohl einfach cooler als alle anderen", sagt Jens Weißflog.

Zurückhaltend in der Öffentlichkeit

"Cool" nennt ihn der dreimalige Olympiasieger, als "finnisch unterkühlt" bezeichnen ihn andere. Vor allem, weil Ahonen keiner ist, der große Reden schwingt und mit einem Dauergrinsen durch die Gegend läuft. Starkult und den Rummel in der Öffentlichkeit mag der zweifache Familienvater nicht.

Hinter verschlossenen Türen allerdings gibt sich Ahonen ganz anders. "Er ist eigentlich ein ganz lustiger Zeitgenosse und sehr lebhaft", erzählt ein finnischer Journalist. "Und er ist immer einer der Letzten am Tisch."

Mit Jussilainen: 24 Dosen Bier

Ein Alkohol-Problem wie die finnische Legende Matti Nykänen hat Ahonen freilich nicht, doch auch er weiß das Leben zu genießen und trinkt gerne mal ein Bier. Im März 2005 allerdings schoss Ahonen übers Ziel hinaus, wie er in seiner im Sommer erschienen Biografie erzählt.

Damals habe er mit Risto Jussilainen am Abend vor dem Skifliegen in Planica den Abschluss der Saison gefeiert und dabei zusammen mit seinem Teamkollegen 24 Dosen Bier geleert, berichtet Ahonen.

Am nächsten Tag stürzte er bei der Weltrekordweite von 240 Metern, schlug mit dem Kopf auf und brach sich eine Rippe. Es war das Ende seiner bislang erfolgreichsten Saison im Weltcup-Zirkus. An diese Erfolge will er nun anknüpfen. Gelingt ihm das, gibt es am Ende vielleicht wieder 24 Dosen Bier. Los geht es nun aber erstmal mit Joghurt und Müsli.

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