Riesch will zweimal Edelmetall

SID
Maria Riesch kann nach ihrem Trainingssturz bei der Super-Kombi an den Start gehen
© Getty

Maria Riesch gehört bei der WM in Val d'Isere zu den Favoritinnen. Sie selbst hält zwei Medaillen für realistisch. Im Interview spricht die Gesamtweltcup-Zweite über Ziele, Freundinnen und verpasste Ziele.

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Frage: "Maria Riesch, nach zuvor drei Ausfällen in fünf Rennen haben Sie sich bei der WM-Generalprobe in Garmisch-Partenkirchen mit den Rängen zwei und fünf zurückgemeldet. Wie zuversichtlich gehen Sie am Dienstag beim Super-G ins erste WM-Rennen?"

Maria Riesch: "Die WM kann kommen. Mir hat vor dem vergangenen Wochenende etwas die Sicherheit gefehlt, doch die habe ich mir dort zurückgeholt. Im Super-G gehöre ich nicht zu den Favoriten, da darf man keine Medaille erwarten. Aber ich bin da sicher nicht schlecht. Wenn ich einen super Lauf erwische, ist einiges möglich."

Frage: "Im Slalom und in der Super-Kombination gehören Sie zu den Favoriten."

Riesch: "Ja. Es ist mein großes Ziel, im Slalom und auch in der Kombi eine Medaille zu gewinnen. Ich bin gut drauf, das will ich auf großer Bühne zeigen. Eine WM ist nur alle zwei Jahre, und man ist ja nicht immer so gut in Form, wie ich es derzeit bin. Ich hoffe daher auf zweimal Edelmetall."

Frage: "Bei Ihren bisher zwei WM-Teilnahmen hat es noch nicht geklappt. Worauf führen Sie das zurück?"

Riesch: "2003 in St. Moritz war ich erst 18 und bin Fünfte in der Kombi geworden. 2005 war ich verletzt, 2007 in Are kam ich nach meinem zweiten Kreuzbandriss erst wieder zurück. Jetzt ist die Lage eine ganz andere: Ich habe vier der letzten fünf Slaloms gewonnen und war einmal Zweite. Es ist doch klar, dass ich da eine Medaille will. Etwas anderes zu behaupten wäre Blödsinn."

Frage: "Ist die Favoritenrolle für Sie Bürde oder Ansporn?"

Riesch: "Es ist schön und unangenehm zugleich. Der Druck ist groß, aber andererseits ist es doch das Ziel eines jeden Sportlers, als Medaillenkandidat zu einer WM zu fahren. Und vielleicht ist es gerade dieser Druck von allen Seiten, von der Öffentlichkeit, vom Verband, von den Trainern und nicht zuletzt von mir selbst, der mich in Val d'Isere zu Höchstleistungen treibt."

Frage: "Was tun Sie, um bei dieser großen Erwartungshaltung nicht zu verkrampfen?"

Riesch: "Ich versuche, die WM locker anzugehen und zu fahren wie immer. Selbstvertrauen habe ich zur Genüge. Wenn ich normal fahre, kann im Slalom nicht viel schief gehen - dann komme ich da am Ende unter die ersten drei und hole meine Medaille. Ähnlich ist es in der Kombination. Deshalb wäre es ganz klar eine Enttäuschung, wenn es mit den beiden Medaillen nicht klappen sollte."

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Frage: "Das deutsche Team ist seit der Bronzemedaille von Martina Ertl in der Kombination bei Olympia 2002 in 47 Einzel-Wettbewerben ohne Medaille. Warum werden ausgerechnet Sie diese Serie beenden?"

Riesch: "Naja, ich kann nichts versprechen. Auch in diesen 47 Rennen waren einige Hoffnungsträger am Start - und das zeigt, dass man eine Medaille nicht erzwingen kann. Schon gar nicht im alpinen Skisport, wo es auf Kleinigkeiten ankommt, eine Hundertstelsekunde darüber entscheiden kann, ob man eine Medaille holt oder nur Vierter wird. Ich sollte über diese Serie nicht nachdenken, das erhöht nur den Druck - und das möchte ich nicht."

Frage: "Denken Sie über die Pisten nach? In den Torläufen müssen Sie erstmals auf der berüchtigten Face de Bellevarde fahren..."

Riesch: "Ich habe den Weltcup-Riesenslalom der Männer gesehen, das sah schon grenzwertig aus. Da erwarten uns Frauen sicher sehr, sehr schwierige Rennen. Aber es ist für alle gleich, jede muss da runter. Ich bin im Slalom so gut daruf, da kann mich nichts aus der Bahn werfen. Ich werden keine Zeit und Energie darauf verschwenden, mir Gedanken über die Strecke zu machen."

Frage: "Wie lenken Sie sich während der WM ab?"

Riesch: "Ich lese oder tausche mich mit meiner Zimmerkollegin Gina Stechert aus. Das ist ganz wichtig für mich. Wir verstehen uns sehr gut, haben die gleichen Interessen und gehen zum Beispiel mal zusammen einkaufen. Wenn es nicht läuft, bauen wir uns gegenseitig auf. Und wenn ich gewinne, weiß ich, dass ihre Freude ehrlich ist."

Frage: "Das gilt offensichtlich auch für Lindsey Vonn. Die Gesamtweltcupführende gilt als Ihre beste Freundin im Weltcup. Was trauen Sie ihr zu?"

Riesch: "Sie kann in allen Wettbewerben aufs Stockerl fahren - außer vielleicht im Riesenslalom. In der Abfahrt ist sie sicher die Topfavoritin, und auch im Slalom ist sie sehr nahe an mir dran."

Frage: "Im Gesamtweltcup ist sie Ihnen um 179 Punkte enteilt. Ist Ihnen die große Kristallkugel mehr wert als eine WM-Medaille?"

Riesch: "Sportlich ist der Gesamtweltcupsieg um einiges höher einzustufen. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung ist eine Medaille, idealerweise Gold. Das ist schade, weil man eine Medaille in einem Rennen, den Gesamtweltcup aber in fast 40 Rennen gewinnt. Da werden die Mühen einer ganzen Saison belohnt, das ist das höchste Ziel."

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