UFC

"Ich bin bereit hier zu sterben"

Von Philipp Zotter/Philipp Ertl
Connor McGregor will auch gegen Jose Aldo überzeugen
© getty

"Notorious" Conor McGregor will als bester Kämpfer aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen. Viele vergleichen den Mixed-Martial-Arts-Kämpfer bereits mit der Boxlegende Muhammad Ali, durch seine markigen Sprüche spaltet er die Fanlager wie kein anderer. Ein Blick auf den Ursprung seines unbändigen Selbstvertrauens, die besten Sprüche und die Frage, ob er seinen großspurigen Ankündigungen auch wirklich gerecht werden kann.

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Conor McGregor ist der erste irische Kämpfer, der in der UFC, dem größten Verband im MMA-Sport, auch reüssieren kann. Vor eineinhalb Jahren kündigte er nach seinem Sieg gegen Diego Brandao in Dublin an "We're not here to take part. We're here to take over!". Diese Aussage hat er definitiv schon bestätigt. In Irland ist er zu einem Nationalhelden aufgestiegen, laut eigenen Aussagen strebt er einen UFC-Vertrag im neunstelligen Bereich an!

Damit ist er auch weltweit in den Medien nicht nur in den verschiedensten Sportsendungen ein gern gesehener Gast. Erst letzte Woche folgte ein Auftritt bei "Jimmy Kimmel Live!", der am längsten laufenden Late-Night-Talk-Show bei ABC. Zum Talkmaster meinte er: "Du sprichst mit Leuten für viel Geld, ich verprügle Leute für viel Geld. Ich bin mir sicher, wenn du hier mit Leuten sprichst, wünscht du dir oft sie auch verprügeln zu dürfen." Grund für das mediale Interesse an seiner Person sind neben seinen kämpferischen Fähigkeiten auch sein Talent hinter dem Mikrofon und seine "hellseherischen" Fähigkeiten.

Schon als er als Jugendlicher einen heftigen Disput mit seinem Vater hatte, weil er seinen Job als Installateur hinschmiss, meinte er nur: "Es wird Dir leid tun, wenn ich Millionär bin!" Als Conor dann noch präzisierte, mit spätesten 25 Jahren dieses Ziel erreicht zu haben, konnte sein Vater nur darüber lachen. Mit 25 hatte McGregor schließlich schon einen UFC-Vertrag in der Tasche. Sein Vater zählt inzwischen zu seinen größten Fans. Auch seine Kampfausgänge sagt McGregor oft ziemlich genau voraus.

Vom Sozialhilfeempfänger zum Multimillionär

McGregor wuchs in einer typischen Arbeiterfamilie auf, als Kind versuchte er sich auch als Fußballer. Er schnürte seine Stiefel für den Lourdes Celtic Football Club und war Anhänger von Manchester United. Vor dem Training besuchte er zusätzlich einen Boxclub. Als seine Familie nach Lucan, einem Vorort von Dublin, übersiedelte, stieg sein Interesse auch für andere Kampfsportarten. Er schloss sich dem Straight Blast Gym Ireland an und arbeitet seitdem mit seinem Trainer John Kavanagh zusammen.

"Die Übersiedlung war im Endeffekt gut für mich, auch wenn ich am Anfang frustriert war. Ich war sehr isoliert und alleine mit meinen Gedanken - ich denke das ist etwas Gutes. Es erlaubt dir mehr über dich herauszufinden." Bevor er seinen Job als Installateur hinschmiss, arbeitete er zehn Stunden pro Tag und besuchte zusätzlich das Traininig. Am Wochenende absolvierte er Kämpfe. Schließlich änderte eine Verfilmung des Buchs "The Secret" von Rhonda Byrne seine Herangehensweise. Er versuchte sich auf positive Dinge zu konzentrieren und Ziele zu visualisieren.

Laut seiner Familie war das der Wendepunkt für den eher ruhigen Conor. Seitdem entwickelte er sich immer mehr zu einem selbstsicheren Mann, der anspricht was er will. Für viele überspannt er dabei meistens den Bogen, die Marketing-Maschinerie der UFC freut sich. Kurz vor seinem ersten UFC-Kampf bezog McGregor noch Sozialhilfe in Irland, jetzt ist er Multimillionär.

Talking Trash

Conor McGregor weiß sich inzwischen in Szene zu setzen. Seine markanten Auftritte absolviert er meistens in ausgefallenen Anzügen. 2014 wurde er bei den "VIP-Awards" dafür mit der Auszeichnung zum "Most Stylish Man in Ireland" gekührt. Bei einem Pressetermin meinte er: "Es gibt zwei Dinge, die ich wirklich gerne machen: Leuten den Hintern zu versohlen und gut auszusehen. Eines dieser Dinge mache ich jetzt gerade, am Samstag mache ich dann das andere."

Aber auch in seinem Kampfoutfit spart er nicht mit provozierenden Sprüchen. Sein letzter Gegner Chad Mendez gab nach seiner Niederlage zu: "Das muss man ihm lassen, der Typ sprach während des ganzen Kampfes. Ich schlug ihn mit allem was ich habe, aber er hat nicht aufgehört sich über mich auszulassen!" Seine Überheblichkeit ist auch der Grund warum sich viele eine Niederlage von McGregor wünschen und ihm zu wenig Respekt vor seinen Gegnern vorwerfen. Über Dennis Siver meinte er vor dem Kampf, er sei ein kleinwüchsiger deutscher "Steroidhead".

Nach dem Sieg über ihn sprang er über den Zaun des Octagons, um Richtung Weltmeister Jose Aldo zu stürmen, ihn anzubrüllen und zu einem Kampf herauszufordern. Auf einer Pressekonferenz-Tour, um diesen Kampf zu promoten, schnappte er sich den Gürtel von Jose Aldo und provozierte ihn mit weiteren Sprüchen. Auf einer UFC Pressekonferenz im September 2015 trieb es der Ire nicht nur mit Sprüchen gegen den Brasilianer auf die Spitze, sondern hatte auch für die anderen Teilnehmer einige Sager auf Lager.

Aldo vs. McGregor - Wer ist der wahre König?

Für einige Experten sind seine verbalen Übergriffe aber auch Teil seiner Taktik, um seine Gegner aus der Reserve zu locken. In der UFC ist McGregor mit dieser Taktik weiterhin ungeschlagen (6-0), seine MMA-Bilanz steht bei 18-2. Jetzt wartet mit Jose Aldo seine größte Herausforderung auf ihn. Der Brasilianer ist seit 2005 ungeschlagen und der bisher einzige UFC-Weltmeister im Federgewicht.

Im Juni musste er aufgrund einer Rippenverletzung den geplanten Titelkampf gegen McGregor absagen, der Ire holte sich gegen den eingesprungenen Chad Mendez den vorübergehenden Weltmeistergürtel. McGregor steht am Samstag das erste Mal mit einem Champion im Käfig, jemand der es aus den Favelas zu Ruhm und Ehre gebracht hat. Jemand der mit seinen rasierenden Legkicks, seiner Aggressivität und Willenskraft schon Champions wie Urijha Faber und Frankie Edgar besiegen konnte. Eine vierte und fünfte Runde ist für Aldo nichts neues, für McGregor wäre es Neuland. Viele dieser Faktoren sprechen gegen den Iren, jedoch hat er laut Meinung vieler Experten eine Schlacht bereits gewonnen: Er ist in Aldos Kopf.

Die verbalen Attacken und seine mentale Kriegsführung könnten den Brasilianer aus dem Konzept bringen. Zusätzlich zu der hammerharten Linken und den kräftigen Karatekicks die McGregor liefern wird. Der Ire hat sich vorgenommen nie wieder in einem Kampf aufzugeben. Beeinflusst wurde er dabei durch einen Teamkollegen, der trotz drohender Niederlage bis zur Bewusstlosigkeit durchkämpfte.

Für "The Notorious" gilt seitdem, sobald er den Octagon betritt "Ich bin bereit hier zu sterben!". Wir sind uns sicher, dass Conor McGregor mit dieser Einstellung am 12. Dezember 2015 wieder alles in die Waagschale wirft, allerdings wird ihm Jose Aldo das Leben äußerst schwer machen.

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