Bolls Traum vom Doppel-Gold ist geplatzt

SID
Timo Boll ist mit Ma Long ausgeschieden
© getty

Timo Bolls geplatzter Traum vom Doppel-Gold und eine historische Medaille für Petrissa Solja haben bei der Tischtennis-WM in Düsseldorf für ein immerhin glänzendes Kontrastprogramm im Lager der Gastgeber gesorgt. Das Achtelfinal-Aus für Rekordeuropameister Boll mit Chinas Olympiasieger Ma Long dämpfte etwas die Freude beim DTTB über die erste Medaille bei der Heim-WM.

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"Vielleicht war das meine größte Chance", sagte Boll nach dem 1:4 des "Legenden-Doppels" mit dem Weltranglistenersten Ma gegen Chinas Topduo Xu Xin/Fan Zhendong.

Sicher nur zu gerne hätte der frühere WM-Dritte, der später im Einzel ebenso wie der Weltranglistenfünfte Dimitrij Ovtcharov die Runde der besten 32 erreichte, mit Solja getauscht. Durch zwei weitere Siege mit Fang schaffte die Mannschafts-Olympiazweite den Sprung ins Halbfinale (Samstag). Damit schaffte die ehemalige Weltcup-Dritte als erste DTTB-Spielerin seit 46 Jahren in den Wettbewerben einer Individual-WM den Sprung auf das Podium.

"Ich habe ein paar Minuten gebraucht, das zu realisieren. Dabei war ich vor dem Viertelfinale nervös wie schon ewig nicht mehr. Das ist meine erste WM-Medaille und für mich deshalb genauso etwas Besonderes wie Geschichte zu schreiben", sagte die für den TTC eastside Berlin aufschlagende Wahl-Düsseldorferin nach der ersten DTTB-Medaille in einem Individual-Wettbewerb seit Bolls Einzel-Bronze von 2011 und fügte an: "Wir sind jetzt aber nicht zufrieden, wir wollen jetzt auch schon den Titel holen. Gold ist auch sehr schön."

Soljas historischer Erfolg

Vor Solja war die Engländerin Diane Schöler 1971 im Mixed mit ihrem Mann und Deutschlands Ikone Eberhard Schöler in einem der fünf Individual-Konkurrenzen die letzte DTTB-Aktive auf einem WM-Siegerpodest. Zwei Jahre zuvor hatte die Berliner DDR-Spielerin Gabriele Geißler in München die erste Nachkriegs-Medaille für eine Deutsche bei WM-Turnieren gewonnen.

Soljas historischer Erfolg war nicht nur wegen Bolls zweitem vergeblichen Griff mit "Dominator" Ma nach WM-Gold eine Entschädigung für so manche Enttäuschung. Neben Soljas Mixed, Boll und Ovtcharov waren am Donnerstagabend nur noch Doppel-Europameisterin Kristin Silbereisen im Einzel-Achtelfinale sowie vor ihren Zweitrunden-Matches im Einzel auch noch Ruwen Filus und Ricardo Walther im Turnier.

Der einst hochgehandelte WM-Fünfte Patrick Franziska hingegen verabschiedete sich durch Niederlagen schon in der zweiten Einzel-Runde und im Doppel-Achtelfinale mit seinem dänischen Europameister-Partner Jonathan Groth komplett aus der WM. "Heimurlauber" sind in Düsseldorf inzwischen auch Doppel-Europameisterin Sabine Winter nach dem Achtelfinal-Aus mit Solja und auch Steffen Mengel nach dem Mixed-K.o. in der Runde der besten 16 mit Silbereisen.

Für Boll, der mit Ma als mutmaßlich größte Goldhoffnung der WM-Gastgeber galt, war kurz nach seinem Doppel-Aus sein Einzelsieg gegen den polnischen EM-Dritten Jakub Dyjas (4:0) immerhin ein kleiner Trost: "Die Oberschenkel haben zwar noch etwas gebitzelt, aber solch ein Doppel gegen solche Topleute ist ja auch das beste Training, das es geben kann. Man merkt das sofort, und dann kommt einem ein Spiel gegen einen Topeuropäer wie Dyjas vor wie Zeitlupen-Tischtennis. So wie gegen Dyjas kann es für mich gern weitergehen, so habe ich mir das in etwa vorgestellt."

Nach zwei weiteren Siegen würde im Viertelfinale jedoch voraussichtlich ein guter Bekannter warten - Ma Long.

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