Wimbledon: Angelique Kerber erreicht das Halbfinale - Medvedev fliegt raus

Von SPOX/Sid
Angelique Kerber steht im Halbfinale von Wimbledon.
© getty

Angelique Kerber ist in Wimbledon nach der nächsten souveränen Vorstellung nur noch zwei Schritte vom erneuten Titelgewinn entfernt. Ihre Gegnerin ist jetzt die Nummer eins der Welt. Karolina Pliskova und Aryna Sabalenka stehen ebenfalls im Halbfinale. Bei den Herren ist derweil Daniil Medvedev überraschend gescheitert.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Angelique Kerber brauchte inmitten des tosenden Jubels einen kurzen Moment, um ihre nächste Meisterleistung zu begreifen. Ungläubig legte sie sich die Hand vor die Augen - doch dann warf sie strahlend Küsschen ins Publikum, ging in die Knie und schrie ihre ganze Freude heraus. Mit einer weiteren souveränen Vorstellung ist die 33-Jährige in ihr viertes Halbfinale in Wimbledon gerauscht. Nach schwierigen Monaten mit vielen Enttäuschungen ist der sensationelle zweite Titel auf dem "heiligen Rasen" nach 2018 auf einmal ganz nah - und "die Reise ist noch nicht zu Ende", betonte Kerber.

"Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich es zurückschaffen kann", sagte Kerber nach dem hochverdienten 6:2, 6:3 gegen die Tschechin Karolina Muchova: "Es waren keine leichten Zeiten, aber ich habe nie den Glauben an mich und mein Team verloren." Direkt nach der Partie hatte sie den Fans auf dem fast vollbesetzten Court No. 1 zugerufen, sie "genieße jeden Moment hier" und habe ihr "Herz auf dem Court gelassen".

Die Hürde vor ihrem dritten Wimbledon-Endspiel könnte aber höher nicht sein: Kerber trifft am Donnerstag auf die starke Weltranglistenerste Ashleigh Barty, die ihre australische Landsfrau Ajla Tomljanovic 6:1, 6:3 bezwang. "Ich werde alles dafür geben, das Match gegen Ash gut zu spielen und am Ende für mich zu entscheiden", sagte die deutsche Nummer eins: "Ich weiß, dass ich gegen sie mein bestes Tennis spielen muss. Ich muss das Match in meine Hände nehmen. Sie hat hier auf Rasen unglaublich gut gespielt und die letzten Monate das beste Tennis ihrer Karriere gezeigt."

Für Kerber spricht im Rennen um den Titel auf jeden Fall die Erfahrung - als einzige verbliebene Spielerin im Feld hat sie an der Church Road schon triumphiert, zudem ist sie die einzige Ü30-Akteurin. "Für mich ist das Endspiel noch weit weg. Ich war hier viermal im Halbfinale, zweimal im Finale. Das ist natürlich etwas, was ich versuche, für mich mitzunehmen."

Die beiden bisherigen Vergleiche mit Muchova hatte Kerber gewonnen, doch sie war gewarnt. Die Tschechin, in der Weltrangliste sechs Plätze vor der Kielerin klassiert, hatte im Februar bereits mit ihrem Halbfinaleinzug bei den Australian Open für Aufsehen gesorgt. "Aber ich muss mich auf mein Spiel konzentrieren und aggressiv bleiben", sagte Kerber vor dem Match.

Kerber mit grandiosem Turnier in Wimbledon

Dass sie es überhaupt nochmals in ihr elftes Grand-Slam-Viertelfinale, ihr fünftes in Wimbledon, schaffte, hatten ihr noch vor wenigen Wochen nicht viele zugetraut. Doch nach harten Monaten mit vielen Niederlagen tankte Kerber mit dem Turniergewinn in Bad Homburg neues Selbstvertrauen - und das wuchs in Wimbledon mit jedem Match weiter an.

Das bewies die frühere Nummer eins der Welt, nach dem Achtelfinal-Aus von Alexander Zverev die letzte deutsche Hoffnung, auch am Dienstag unter dem geschlossenen Dach des Court No. 1 eindrucksvoll. Kerber war vom ersten Ballwechsel an hochkonzentriert und agierte mit guter Körpersprache. Sie attackierte Muchova immer wieder auf der schwächeren Vorhand und schnappte sich sofort ein Break. Auch eine erste brenzlige Situation bei eigenem Aufschlag (4:2) überstand sie, nach 34 Minuten gehörte Satz eins ihr.

Doch auf einmal schlichen sich bei Kerber leichte Fehler ein. Zu Beginn des zweiten Durchgangs wehrte sie noch drei Breakbälle nervenstark ab, in ihrem folgenden Aufschlagspiel konnte sie sich aus gleicher Bedrängnis nicht mehr befreien. Die Schwächephase dauerte aber nur kurz, mit ihren berüchtigten Kämpferqualitäten gelang Kerber sofort das Rebreak.

Die vielen vergebenen Chancen schienen bei Muchova Wirkung zu zeigen, und Kerber witterte ihre Chance. Eiskalt packte sie zum vorentscheidenden 4:2 zu, nach 1:15 Stunden machte sie den Halbfinaleinzug mit ihrem zweiten Matchball perfekt.

Wimbledon: Sabalenka und Pliskova im Halbfinale

Die Weltranglistendritte Aryna Sabalenka hat den historischen Lauf von Ons Jabeur in Wimbledon beendet und erstmals ein Grand-Slam-Halbfinale erreicht. Die 23-Jährige aus Belarus setzte sich am Dienstag mit 6:4, 6:3 gegen die Tunesierin durch. Jabeur war als erste arabische Tennisspielerin überhaupt ins Viertelfinale von Wimbledon eingezogen.

Am Donnerstag trifft Sabalenka auf die frühere Weltranglistenerste Karolina Pliskova, die ebenfalls erstmals im Halbfinale von Wimbledon steht. Die an Position acht gesetzte Tschechin ließ der Viertelfinal-Debütantin Viktorija Golubic aus der Schweiz beim 6:2, 6:2 keine Chance.

Die vom Deutschen Sascha Bajin trainierte Pliskova steht insgesamt zum dritten Mal unter den letzten Vier eines Grand-Slams-Turnier, auf einen Titel wartet die 29-Jährige bislang vergebens. 2016 stand sie im Finale der US Open, verlor aber gegen die Kielerin Angelique Kerber.

Wimbledon: Emma Raducanu meldet sich nach Aufgabe zu Wort

Am gestrigen Abend musste die britische Hoffnung Emma Raducanu ihr Viertelfinale gegen Tomljanovic aufgeben - nach einer Medical Timeout kam die 18-Jährige nicht mehr auf den Court zurück. Jetzt hat sie sich zu Wort gemeldet. Auf Social Media veröffentlichte sie eine Statement: "Am Ende des ersten Satzes konnte ich nur noch schwer atmen, mit wurde schwindlig. Die Ärzte haben mir geraten, nicht mehr weiterzumachen." Der BBC sagte sie zudem: "Ich weiß nicht genau, was der Grund war. Wahrscheinlich eine Kombination aus der ganzen Woche und die Aufregung und die große Anspannung und der Stress."

Wimbledon: Medvedev verpasst Duell gegen Federer

Rekordchampion Roger Federer bekommt es in seinem 18. Viertelfinale in Wimbledon überraschend mit Hubert Hurkacz zu tun. Nachdem das Achtelfinale des Polen gegen den Weltranglistenzweiten Daniil Medvedev am Montagabend wegen Regens im vierten Satz unterbrochen werden musste, setzte sich Hurkacz am Dienstag mit 2:6, 7:6 (7:2), 3:6, 6:3, 6:3 durch.

Federer (39) und Hurkacz (24) trafen bislang erst einmal aufeinander, 2019 in Indian Wells gewann der Schweizer.

Damen-Viertelfinale

Spieler 1Spieler 2Ergebnis
Ashleigh Barty (AUS/1)Ajla Tomljanovic (AUS)6:1, 6:3
Angelique Kerber (GER/25)Karolina Muchova (CZE/19)6:2, 6:3
Karolina Pliskova (CZE/8)Viktorija Golubic (SUI)6:2, 6:2
Ons Jabeur (TUN/21)Aryna Sabalenka (BLR/2)4:6, 3:6
Artikel und Videos zum Thema