16:14! Brands scheitert denkbar knapp

Von SPOX
Daniel Brands liefert sich mit Gilles Simon einen unfassbaren Schlagabtausch
© getty

Die großen Favoriten haben ihre ersten Runden gemeistert. Nadals Gegner musste aufgeben, genauso wie Kohlschreiber, Reister und Isner. Berrer ist weiter, der Rest der Deutschen schied aus - unter anderem Becker, der einem 18-jährigen Aufschlagwunder aus Australien unterlag. Lleyton Hewitt verabschiedete sich mit einem Wahnsinnsspiel. Brands setzte trotz Niederlage sogar noch einen drauf.

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Damen - 1. Runde (alle Matches):

Victoria Azarenka (BLR/2) - Johanna Larsson (SWE) 7:6 (7:2), 6:2

Etwas mehr Mühe als gedacht hatte die weißrussische Mitfavoritin bei ihrem Auftaktspiel. Azarenka kam nur schwer ins eigene Auftaktspiel und musste gleich drei Breaks abgeben. Gut, dass sie selbst bei eigenen Chancen eiskalt blieb: Drei von drei möglichen Breaks nutzte die Zweite der Weltrangliste für eigene Breaks und holte sich den ersten Satz denkbar knapp.

Danach fand Azarenka deutlich besser ins Spiel und dominierte das Geschehen klar. Stark verbessert auch ihr Spiel bei eigenem Aufschlag: Kam der erste Service, holte sie 94 Prozent der Punkte. Probleme hingegen bei Larsson, die sich mit zunehmender Länge des Spiels mehr Fehler erlaubte und der Favoritin letztlich nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Maria Sharapova (RUS/3) - Bethanie Mattek-Sands (USA) 6:3, 6:4

Die Rückkehrerin hat ihre erste Hürde gemeistert, allerdings war ihr phasenweise anzumerken, dass sie noch etwas Spielpraxis nötig hat. So leistete sie sich beispielsweise 28 Unforced Errors sowie neun Doppelfehler. Wenn der erste Aufschlag nicht kam, hatte sie Probleme (nur 38 Prozent gewonnene Punkte mit dem zweiten Aufschlag). Damit hielt sie die Amerikanerin bisweilen im Spiel, obwohl diese ihr spielerisch wenig entgegensetzen konnte.

Stark war hingegen der erste Aufschlag, mit dem sie 82 Prozent der Punkte machte. Auch die 29 Winner konnten sich sehen lassen. Insgesamt machte die Vorstellung der Russin durchaus Hoffnung. In der zweiten Runde trifft sie nun auf die Italienerin Karin Knapp.

Caroline Wozniacki (DEN/10) - Lourdes Dominguez Lino (ESP) 6:0, 6:2

Spürbar nervös begann die spanische Qualifikantin gegen die Mitfavoritin als Dänemark, die von Beginn an entschlossen auftrat und über einen starken Return gleich gut ins Turnier fand. Dominguez Lino brachte im ersten Satz kein einziges Spiel durch und kam insgesamt nur auf neun Punkte.

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Unverändert das Bild auch im zweiten Satz, wo sich Wozniacki etwas zurücklehnte und sich auch den einen oder anderen Fehler leistete. Trotzdem war die Zehnte der Weltrangliste jederzeit Herrin der Lage und brachte ihren Auftakt letztlich souverän über die Runden.

Agnieszka Radwanska (POL/5) - Yulia Putintseva (KAZ) 6:0, 5:7, 6:2

Das hatte sich die Polin sicher leichter vorgestellt. Nachdem sie nur 27 Minuten für den ersten Satz brauchte, deutete eigentlich wenig darauf hin, dass es ein langer Tag werden würde - aber die Kasachin gab nicht auf. Im zweiten Satz zwang sie Radwanska zu Fehlern, indem sie aggressiv spielte und am Netz dominierte (9/10). Jeder der 41 Punkte, die sie im zweiten Satz machte, wurde von der 19-jährigen Putintseva zudem frenetisch gefeiert.

Dann setzte sich jedoch die Erfahrung Radwanskas durch. Insbesondere in den kritischen Momenten konnte sie sich zudem auf ihren Aufschlag verlassen (9 Asse), ein Luxus, den ihre Gegnerin nicht hatte. Dennoch wird Radwanska froh sein, das Spiel hinter sich zu haben.

Magdalena Rybarikova (SVK/32) - Andrea Petkovic (GER) 6:2, 6:3

Der Melbourne-Fluch von Petko setzt sich fort. Wieder war schon in der ersten Runde Endstation, gegen die Slowakin Rybarikova gelang Petkovic fast nichts. 31 Unforced Errors bei nur 15 Winnern sind schon zu viel, die Bilanz bei eigenem Aufschlag ist indes fast schon verheerend.

Petkovic holte nur 56 Prozent der Punkte mit dem ersten Aufschlag, mit dem zweiten waren es gar nur 32 Prozent. Die Folge: 5 Breaks sowie ein Plus bei den Gesamtpunkten von 18 für Rybarikova. Petkovic verließ das Spielfeld unter Tränen, später resümmierte sie dann: "Ich habe nicht grottenschlecht gespielt, wollte es nur ab und an zu genau machen."

Mandy Minella (LUX) - Carina Witthoeft (GER) 6:1, 6:4

Da war nicht viel zu holen für die deutsche Qualifikantin. Es war für Witthoeft erst der zweite Auftritt im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers nach Wimbledon 2013 und insbesondere im ersten Satz ließ ihr die erfahrenere Minella keine Chance. Immerhin im zweiten Satz, der mit 46 Minuten doppelt so lang dauerte wie der erste, konnte Witthoeft noch ihre Qualitäten zeigen und nahm Minella zweimal den Aufschlag ab.

Jelena Jankovic (SRB/8) - Misaki Doi (JPN) 6:1, 6:2

Australian Open - Tag eins: Der Djoker lässt nichts anbrennen

Herren - 1. Runde (alle Matches):

Roger Federer (SUI/6) - James Duckworth (AUS) 6:4, 6:4, 6:2

Ein Auftakt nach Maß für Roger Federer, der unaufgeregt und souverän seine Aufgabe löste. Probleme hatte der Schweizer zu Beginn nur mit seinem eigenen Aufschlag. Jeweils unter 60 Prozent seiner Angaben kamen in den drei Sätzen ins Feld. Dafür war Federer deutlich aggressiver als zuletzt, suchte immer wieder den Weg ans Netz.

Dort hatte er gegenüber dem australischen Herausforderer deutliche Vorteile: Während der Weltranglistensechste bei 22 Chancen am Netz 18 Mal erfolgreich war, brauchte Duckworth für 19 Punkte gleich 34 Versuche und wurde mehrmals vom Schweizer Seriensieger ausgekontert. Ebenfalls deutlich der Vergleich bei den unforced Errors, wo Federer (19) konzentrierter zu Werke ging als sein Herausforderer (38).

Andreas Seppi (ITA/24) - Lleyton Hewitt (AUS) 7:6 (7:4), 6:3, 5:7, 5:7, 7:5

Frühes Ende für Publikumsliebling und Marathonmann Hewitt. Dabei sah es schon nach dem klassischen Match des Routiniers aus: Erst zwei Sätze verlieren, dann das Comeback, die Anfeuerung durch das Publikum und das berühmte "Come On!!!" nach jedem wichtigen Punkt.

In seinem letzten Aufschlagspiel konnte Hewitt den Sack jedoch partout nicht zumachen. Beim Stand von 5:5 musste er immer wieder über den zweiten gehen, den Seppi häufig problemlos per Return-Winner beantwortete. So kam es zum Break, und beim eigenen Aufschlag ließ der Italiener nichts mehr anbrennen.

Ein Blick auf die Statistik zeigt auf, wie knapp dieses unfassbare Spiel war: Mit 178 Gesamtpunkten holte Hewitt sogar drei mehr als sein Gegner, er leistete sich auch nur zwei Unforced Errors mehr. Die schwächere Quote bei Punkten mit dem zweiten Aufschlag zog ihm letztendlich den Zahn (44 Prozent zu 55 von Seppi).

Rafael Nadal (ESP/1) - Bernard Tomic (AUS) 6:4 (Aufgabe Tomic)

Nicht einmal 40 Minuten lang stand der Weltranglistenerste auf dem Feld, da sein Gegner dem Trend entsprach und nach einem Satz aufgab. Bisher ist nicht bekannt, aus welchem Grund es dazu kam.

Jo-Wilfried Tsonga (FRA/10) - Filippo Volandri (ITA) 7:5, 6:3, 6:3

Das Wetter war zwar nicht gerade nach seinem Geschmack, trotzdem fand Tsonga nach einem holprigen ersten Satz in die Spur und ließ dem Italiener letztendlich keine Chance. Am Ende war er bei jeder relevanten Statistik deutlich überlegen: 15:2 Asse, 1:6 Doppelfehler, 36:28 Winner, 25:39 Unforced Errors. Für Volandri setzt sich damit eine wenig erfreuliche Serie fort: 16 Erstrundenniederlagen bei Grand Slams hintereinander.

Andy Murray (GBR/4) - Go Soeda (JPN) 6:1, 6:1, 6:3

Keine Probleme für den Favoriten! Murray machte von Beginn an Druck und überzeugte mit hoher Quote beim Service. Nur 23 Minuten benötigte der Brite für den ersten Satz. Sein japanischer Kontrahent kam zu keinem Zeitpunkt ins Spiel und stand sich mit vielen vermeidbaren Fehlern (33) selbst im Weg.

Von der Grundlinie aus dominierte Murray auch die beiden weiteren Sätze und gab während des 87-minütigen Matches kein eigenes Aufschlagspiel ab. Nach dem Spiel warnte Murray im Hinblick auf die extremen Temperaturen: "Es gab in anderen Sportarten Fälle, in denen Sportler einen Herzanfall bekommen haben oder kollabiert sind."

Juan Martin Del Potro (ARG/5) - Rhyne Williams (USA) 6:7 (1:7), 6:3, 6:4, 6:4

Für den Turm von Tandil war es ein wesentlich schwererer Auftakt, als er sich das wohl selbst erhofft hatte. Über drei Stunden musste er sich mit dem Amerikaner abmühen, der vor allem mit dem Aufschlag (29 Asse bei nur einem Doppelfehler) ordentlich Schaden anrichtete. Für den Argentinier sprach indes die größere Konstanz beim Returnspiel (4/8 Breakchancen genutzt) und das Spiel am Netz (21/28).

Zudem war er - abgesehen vom ersten Satz, bei dem er im Tiebreak völlig unterging - der abgeklärtere Spieler, der in den entscheidenden Situationen besser die Nerven behielt. Dennoch ist Rhyne Williams (derzeit 130. der Weltrangliste) wohl ein Name, den man sich merken sollte.

Nick Kyrgios (AUS) - Benjamin Becker (GER) 6:3, 6:7 (5:7), 6:2, 7:6 (7:2)

Nicht ganz überraschend: Im Duell der Jugend gegen das Alter war es die Power, die den 18-jährigen Kyrgios gegen den 32-jährigen Becker in die nächste Runde brachte. Die Zahlen sind trotzdem beeindruckend: Sage und schreibe 34 Asse servierte der Lokalmatador! Kam sein erster Aufschlag, gewann er überragende 91 Prozent seiner Punkte. Da konnte Becker nicht ganz mithalten, der Deutsche wurde gleich sechsmal gebreakt.

Michael Berrer (GER) - Michael Llodra (FRA) 6:4, 7:5, 6:1

Stark! Berrer ging von Beginn an beherzt zur Sache und setzte seinem französischen Kontrahenten vor allem mit starkem Service merklich zu. Der Stuttgarter brachte in jedem Satz seinen Aufschlag durch und feierte einen verdienten Erstrundenerfolg.

Mit längerer Spieldauer dominerte Berrer das Geschehen immer klarer, und leistete sich dabei erfreulich wenig Fehler. Nach gut 90 Minuten stand sein Einzug in die 2. Runde fest. Das war Berrer seit vier Jahren nicht mehr gelungen. "Ich habe das Gefühl: Je älter ich werde, desto fitter werde ich auch", kommentierte der 33-jährige Psychologiestudent.

Aljaz Bedene (SLO) - Philipp Kohlschreiber (GER/21) (Absage Kohlschreiber)

Bitter! Ganz kurzfristig musste der Deutsche seinen Einsatz aufgrund von Oberschenkelproblemen absagen. "Ich denke, es ist mindestens eine Zerrung, wenn nicht mehr", kommentierte der gefrustete Kohlschreiber. "Das ist schon ziemlich bitter, weil ich mich gut gefühlt hatte. Es ist irgendwas zwischen Frust und Trauer."

Ein MRT soll nun Aufschluss über die Verletzung geben und klären, ob sogar ein Einsatz im Davis Cup gegen Spanien unmöglich geworden ist. Bedene musste stattdessen gegen Stephane Robert ran, gegen den er sang- und klanglos in drei Sätzen ausschied (7:6 (7:3), 6:3, 6:0).

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Gilles Simon (FRA/18) - Daniel Brands (GER) 6:7 (4:7), 6:4, 3:6, 6:3, 16:14

Das Match des bisherigen Turniers. 272 Minuten lang kloppten sich Simon und Brands Ass um Ass um die Ohren, allein der unfassbare fünfte Satz dauerte fast zwei Stunden. Der Deutsche machte dabei eigentlich genau das Nötige: Mit 41 Assen und 111 Gewinnschlägen übertrumpfte er den Franzosen jeweils, er machte auch insgesamt einen Punkt mehr als Simon.

Das Problem: Von 25 Breakchancen nutzte er gerade einmal zwei. Allein im fünften Satz scheiterte er achtmal daran, den Sack zuzumachen und vergab zudem sieben Matchbälle. Simon dagegen war effizienter und schaffte mit seiner vierten Chance das einzige Break des fünften Satzes. Es sollte reichen. Für Brands wäre definitiv mehr drin gewesen, leider konnte er sich für die tolle Leistung nicht belohnen. Seinen Humor hat er immerhin behalten: "Das hat doch Spaß gemacht."

Jack Sock (USA) - Tobias Kamke (GER) 7:6 (7:5), 5:7, 6:2, 6:4

Auch Tobias Kamke konnte die Bilanz der deutschen Herren am zweiten Tag nicht aufbessern. Gegen die Nummer 95 der Welt machte er insgesamt zwar nur acht Punkte weniger, allerdings ließ er sich dabei eben auch viermal breaken. Zum Vergleich: Kamke selbst hatte zwar zwölf Breakchancen, er nutzte jedoch nur zwei davon.

Victor Hanescu (ROU) - Peter Gojowczyk (GER) 7:6 (7:5), 7:6 (7:5), 6:3

Da wäre mehr drin gewesen für den Münchner. Gojowczyk spielte sich ebenso viele Breakchancen heraus wie sein Gegner (6), konnte aber nur eine davon nutzen (Hanescu nutzte zwei). So gingen die ersten beiden Sätze in den Tiebreak, wo der Rumäne seine Nerven einfach etwas besser im Griff hatte. Der Knackpunkt: Gojowczyk leistete sich ganze 59 Unforced Errors (im Vergleich zu 34 seines Gegners), dagegen reichten auch seine 36 Gewinnschläge nicht an. Hanescu bekommt es in der zweiten Runde mit Milos Raonic zu tun.

Martin Klizan (SVK) - John Isner (USA) 6:2, 7:6 (8:6) (Aufgabe Isner)

Eine weitere Überraschung: Isner fand zunächst überhaupt nicht ins Spiel, musste gleich zwei Breaks abgeben und fand überhaupt keinen Rythmus. Nach dem zweiten Satz musste der Mitfavorit aus der USA dann mit einer Knöchelverletzung aufgeben. Isner hatte sich durchaus Chancen ausgerechnet. Beim ATP-Turnier in Auckland, der Generalprobe für die Australian Open, hatte Isner am Samstag noch den Turniersieg geholt.

Tomasz Bellucci (BRA) - Julian Reister (GER) 4:6, 6:3, 7:6 (7:5) (Aufgabe Reister)

Nach Haas und Kohlschreiber war Reister bereits der dritte Deutsche, der in Australien frühzeitig die Segel streichen musste. Der Grund dafür ist bisher nicht bekannt.

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