King of Hardcourt! Nadal triumphiert in NY

Von Cliff Schmit
Für den 27-jährigen Mallorquiner war es bereits der zehnte Turniersieg in diesem Jahr
© getty

Die unglaubliche Saison von Rafael Nadal ist um einen weiteren Höhepunkt reicher. In einem Wahnsinnsfinale der US Open bezwang der Spanier den Weltranglistenersten Novak Djokovic mit 6:2, 3:6, 6:4 und 6:1. Für den Mallorquiner war es nach 2010 der zweite Titel in Flushing Meadows und sein 13. Grand-Slam-Titel insgesamt.

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Durch den Erfolg verbesserte Nadal seine makellose Hartplatzbilanz in diesem Jahr auf 22:0. Unter den Augen der spanischen Königin Sofia sowie zahlreicher Hollywoodstars war es für den 27-Jährigen außerdem der 60. Sieg im 63. Match seit seinem Comeback im Februar.

Dank seines 13. Grand-Slam-Titels nähert sich der Spanier langsam aber sicher den Bestmarken von Pete Sampras (14) und Roger Federer (17). Für Novak Djokovic war es derweil bereits die vierte Niederlage in den letzten fünf Major-Endspielen.

Knapp dreieinhalb Stunden lang lieferten sich die Nummer eins und die Nummer zwei der Weltrangliste ein regelrechtes Tennisspektakel, das die 23.000 Zuschauer im Arthur Ashe Stadium regelmäßig von den Sitzen riss. Höhepunkt der Partie war ein Ballwechsel Mitte des zweiten Durchgangs, bei dem beide Spieler die gelbe Filzkugel insgesamt 54 Mal über das Netz prügelten.

Obwohl das Ergebnis insgesamt recht deutlich aussieht, begegneten sich Nadal und Djokovic größtenteils auf Augenhöhe. Während Nadal gewohnt als Defensivkünstler glänzte und sich vor allem auf seine starke Vorhand verlassen konnte, wusste Djokovic hauptsächlich im zweiten und dritten Durchgang durch sein präzises Powertennis und seine gefährlichen Returns zu gefallen.

Für seinen zehnten Turniersieg 2013 strich Nadal nicht nur 2,6 Millionen Dollar Preisgeld ein, sondern sicherte sich dank seiner fehlerfreien Hartplatzsaison zudem noch den Bonus in Höhe von einer Million Dollar. Djokovic musste sich mit 1,3 Millionen Dollar begnügen.

Durch ihr insgesamt 37. direktes Aufeinandertreffen auf der Tour stellten die beiden zudem die ewige Bestmarke von Ivan Lendl und John McEnroe ein, die sich ebenfalls in 37 Partien miteinander duelliert hatten.

Die Reaktionen:

Rafael Nadal: "Jeder weiß, wieviel mir diese Partie heute bedeutet hat nachdem ich im vergangenen Jahr verletzungsbedingt absagen musste. Ich will aber vor allem Novak ein großes Kompliment aussprechen. Er schafft es stets, dass ich mein allerbestes Tennis abrufen muss, um ihn zu schlagen."

Novak Djokovic: "Rafa war heute einfach zu gut für mich. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Sein Sieg geht in jeder Hinsicht in Ordnung. Nichtsdestotrotz war es ein Privileg vor dieser Kulisse gegen einen Spieler wie ihn zu kämpfen."

Der Star des Spiels: Die Vorhand von Nadal. Der Paradeschlag des Spaniers ist technisch ohnehin ein Gedicht, was der Mallorquiner mit seiner linken Peitsche im Finale veranstaltete, war jedoch ganz großes Kino. Ob longline, inside out oder kurzcross, auf die variable Vorhand war über die gesamten vier Sätze Verlass. Dabei zeichnete sich der linke Hieb vielleicht nicht für enorm viele direkte Punkte verantwortlich, war allerdings ein elementarer Baustein im Spiel des Iberers. Von der unglaublichen Länge, sowie dem ausgeprägten Top Spin ganz zu schweigen. Außerdem stark: Nadals unglaubliche Defensivkünste dank derer er sich immer wieder aus der Umklammerung befreite.

Der Flop des Spiels: Im Grunde genommen jeder, der dieses Wahnsinnsfinale nicht Live oder im Fernsehen erleben konnte. Was beide Akteure dreieinhalb Stunden lang im Arthur Ashe Stadium boten war Tennis der absoluten Extraklasse. Mit Ausnahme ihres Clashs bei den Australian Open 2012, wohl eines der besten Spiele der vergangenen Jahre. Möchte man den Flop des Spiels an einer Statistik festmachen, so springen einem zwangsläufig die 53 unforced errors von Djokovic ins Auge. Natürlich musste der Serbe Druck ausüben, um eine reelle Siegchance zu haben, 53 leichte Fehler waren schlussendlich doch ein paar zu viel.

Analyse: Nach seinem Kaltstart gegen Wawrinka, als er fast mit 0:2 Sätzen zurücklag, war es deutlich erkennbar, dass Djokovic im Finale einen derartigen Negativauftakt zwingend vermeiden wollte. Die Körpersprache des Weltranglistenersten war demnach von Beginn an präsent, doch Nadal erwischte einen regelrechten Raketenstart.

Der Spanier dominierte die Ballwechsel vor allem dank seiner unfassbaren Vorhand und nahm Djokovic bereits im dritten Spiel zum ersten Mal den Aufschlag ab. Da sich der 26-Jährige aus Belgrad zudem ungewöhnlich viele leichte Fehler erlaubte (14 im 1. Satz) und Nadal bei eigenem Service überhaupt nichts anbrennen ließ (0 Breakchancen), war der erste Durchgang nach knapp vierzig Minuten Geschichte.

Im zweiten Satz bot sich den knapp 23.000 Zuschauern jedoch ein völlig verändertes Bild. Das lag in erster Linie daran, dass Djokovic nun wesentlich aggressiver agierte, seine Fehler minimierte und zudem bärenstark returnierte. Es entwickelte sich eine Weltklassepartie, die ihren vorläufigen Höhepunkt beim Stande von 2:3 und Breakball Djokovic erlebte.

Die beiden Athleten lieferten sich einen wahnsinnigen Ballwechsel über 54 Schläge, der schließlich in einem erzwungenen Rückhandfehler des Spaniers endete. Djokovic kassierte anschließend zwar das sofortige Rebreak zum 3:4, nahm Nadal jedoch gleich wieder seinen Aufschlag ab und brachte sein Service zum Satzausgleich durch.

Mit einem Schlag war der Serbe nun am Drücker, das Momentum der Partie hatte sich urplötzlich und unerwartet verschoben. Djokovic hatte erkannt, dass seine abwartende Haltung der ersten anderthalb Sätze ihm nicht weiterhelfen würde, Nadal einfach keine Fehler machte. Der 26-Jährige ging wesentlich früher auf den Punktgewinn, spielte viel mehr Winkel und bereitete dem Spanier auf diese Weise mächtig Kopfzerbrechen.

Djokovic bestimmte also das Spielgeschehen und nahm dank eines frühen Breaks Kurs auf die 2:1-Satzführung. Obwohl ein schwaches Aufschlagspiel des Serben den zwischenzeitlichen 3:3-Ausgleich bedeutete, war Nole weiterhin der aktivere Spieler und die nächsten Breakmöglichkeiten ließen nicht lange auf sich warten.

Beim Stande von 4:4 hatte Djokovic bei 0:40 deren gleich drei, doch Nadal fand in dieser schwierigen Phase zurück in die Spur. Ein Vorhandwinner, ein leichter Fehler des Djokers, sowie sein einziges Ass und die Gefahrensituation war abgewendet. Djokovic musste also gegen den Satzverlust servieren und leistete sich zur Unzeit eine kurze Schwächephase.

Nach 30:0-Führung leistete sich der Serbe zwei unnötige sowie einen erzwungenen Fehler und hatte aus heiterem Himmel urplötzlich Satzball gegen sich. Mit einer Vorhand ins Netz "schenkte" Djokovic schließlich dem Spanier Satz drei nach mehr als einer Stunde Spielzeit.

Es sollte die alles entscheidende Aktion sein. Djokovic hatte den dritten Durchgang gefühlt im Griff, besaß gleich fünf Breakmöglichkeiten (1/5) und lag aufgrund der Kaltschnäuzigkeit von Nadal (2/2 Breakchancen) dennoch auf einmal 1:2 hinten. Mit einem frühen Break zum 2:0 ebnete sich der Spanier schließlich den Weg zum 13. Major-Titel und verwandelte nach genau 199 Minuten Spielzeit seinen ersten Matchball.

Die ATP-Weltrangliste