Sharapova: "Niemand glaubte mehr an mich"

Von Interview: Florian Regelmann
Auch abseits des Courts ein Vollprofi: Maria Sharapova setzt sich in Pose
© getty

Am Sonntag beginnen in Paris die French Open. SPOX traf Titelverteidigerin Maria Sharapova vor einigen Wochen am Rande des Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart und bekam Einblicke in den Kosmos der 26-Jährigen. Die Russin über Karriere-Highlights, Ehrgeiz und den Traum von der eigenen Familie.

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"I need my shoes, Max!" Maria Sharapova schlendert in bequemen Schläppchen durch das Porsche Museum in Stuttgart, für sie steht jetzt ihr wohl gefühlt 3.765.890 Fotoshooting ihrer Karriere auf dem Programm. Dafür braucht sie natürlich ihre Glitzer High Heels, also greift Max in den Schuhsack, den er die ganze Zeit mit sich herumschleift und trägt sie Maria hinterher.

Max, das ist Max Eisenbud, Sharapovas langjähriger Agent. Als die Russin erst 12 Jahre alt war, traf Eisenbud sie in der Nick Bollettieri Academy in Florida und begann sie zu betreuen. Ein Glücksfall. Für beide.

Max Eisenbud: Mastermind im Hintergrund

Seitdem ist die wohl erfolgreichste Manager-Spieler-Beziehung in der Geschichte des Tennissports entstanden.

Kurz gesagt: Eisenbud hat Sharapova reich gemacht, zur bestverdienenden Sportlerin weltweit.

"Hast du die Videos gesehen, wie Tiger Woods mit 6 Jahren Golfbälle geschlagen hat. So hat es sich angefühlt, als ich Maria mit 12 zum ersten Mal gesehen habe. Was soll ich sagen? Manchmal hat man Glück als Agent", weiß Eisenbud seinen Job zu schätzen.

Er ist das Mastermind im Hintergrund, zwischen Eisenbud und Sharapova fliegen täglich bis zu 75 Emails hin und her. Im Gespräch verrät Eisenbud, dass er gerade mit der "Sports Illustrated" verhandelt. Die Swimsuit Edition feierte 2013 ihren 50. Geburtstag - jetzt sollen alle Stars und Sternchen der Vergangenheit noch einmal in einer Spezial-Ausgabe erscheinen. Also beispielsweise auch Heidi Klum, oder eben Maria Sharapova. Im Reporter-Kopf erscheinen sofort Dollar-Zeichen. Der Gedanke kommt unweigerlich: Billig wird das nicht.

Charming Maria

"You are killing me!" In dem Moment, als Sharapova für einen kurzen Moment die Hoffnung hat, sie habe das Shooting nach unzähligen Posen überstanden, fallen dem Fotografen noch ein paar weitere Einstellungen ein. Also geht es weiter. "Max, my shoes!" Da noch mal ins Auto setzen, da noch mal aufs Auto setzen, lächeln hier, lächeln da - mit welcher Professionalität Sharapova ihr Programm durchzieht, ist beeindruckend.

"Max, I need you to make photos for my facebook page!" Max muss nicht nur die Schuhe tragen, jetzt muss er auch noch als Fotograf einspringen und mit dem Smartphone einige Bilder fürs private Album schießen.

Es ist später geworden als gedacht, als Sharapova sich noch Zeit für SPOX nimmt. Max, der schon wieder den nächsten Termin im Kopf hat, fragt nach meinen Qualitäten, Interviews im Laufen zu führen. Bevor ich antworten kann, geht Sharapova dazwischen. "Keine Hektik, lasst es uns hier machen." Wer denkt, Sharapova sei eine zickige Diva, liegt komplett falsch. Charmanter geht es nicht.

SPOX: Maria, im letzten Jahr haben Sie mit dem Sieg bei den French Open Ihren Karriere-Grand-Slam perfekt gemacht, das haben in der Geschichte nur zehn Frauen geschafft. Welche Bedeutung hatte dieser Erfolg für Sie?

Maria Sharapova: Es war ein wundervoller persönlicher Erfolg für mich. In der Zeit, als ich verletzt pausieren musste, hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich in Paris noch nie gewonnen habe. Es war meine große Motivation in der Verletzungspause, dass ich nach meinem Comeback Dinge erreichen wollte, die ich vorher noch nicht erreicht hatte. Weil ich eben schon viele Erfolge in meiner Karriere feiern durfte, aber es gab noch Platz für mehr - und die French Open fehlten noch. Als ich es dann schaffte, war es ein ganz besonderer Moment für mich.

SPOX: Haben Sie den Matchball im Finale gegen Sara Errani noch im Kopf?

Sharapova: (lacht) Oh ja, sie hat einen Stopp verschlagen. Es war glaube ich der erste Stopp in den letzten zehn Jahren, den sie verschlagen hat. Abgesehen von meinem Wimbledon-Triumph war das einer meiner größten Momente.

SPOX: Sie sprechen Ihren Wimbledon-Sieg an. Damals waren Sie erst 17 Jahre alt. Beim Titel in Paris waren Sie 25. Dazwischen lagen auch schwere Zeiten, vor allem aufgrund Ihrer Schulterverletzung. Sind Sie deshalb noch stolzer auf den Sieg in Roland Garros?

Sharapova: Ich werde oft gefragt, welcher der vier Grand-Slam-Titel mein liebster sei. Wie soll ich das entscheiden? Es ist, als ob du gefragt wirst, welches deiner Kinder du am meisten liebst. Es ist so hart, überhaupt ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Wenn du das dann gepackt hast, willst du natürlich mehr und mehr. Die French Open waren für mich persönlich ein großer Triumph, weil ich so hart dafür arbeitete und weil niemand mehr an mich glaubte. Wimbledon auf der anderen Seite war einfach so speziell, weil es nicht vielen 17-Jährigen vergönnt ist, so einen Moment zu erleben.

SPOX: Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass eine 17-Jährige gewinnt.

Sharapova: Das stimmt. Heute gilt ja eine 19-Jährige als junge Spielerin und wenn sie bei einem Grand Slam das Viertel- oder Halbfinale erreicht, wäre das eine große Geschichte. Im Nachhinein denke ich mir deshalb auch: 'Wow, jetzt weiß ich, warum es damals so eine Aufregung gab, als ich mit 17 in Wimbledon gewann.' Wenn wir so darüber reden, merke ich gerade, wie lange her sich der Sieg anfühlt. Ich hoffe, ein zweiter Wimbledon-Sieg ist nicht allzu weit entfernt.

SPOX: Sie haben im Prinzip alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Was treibt Sie an, weiter zu trainieren, weiter zu spielen, weiter zu gewinnen?

Sharapova: Wenn du tief in dir drin das Gefühl hast, dass du etwas machst, worin du gut bist und worin du dich auch noch immer weiter verbessern kannst, sorgt das für so starke Emotionen. Ich gehe auf den Court und weiß, dass ich eine der Besten bin in meinem Sport. Und ich habe Lust, mich weiter zu verbessern. Was ich auch muss, weil es so ein großer Kampf auf der Tour ist. Jedes Mädel will besser sein als das andere. Das treibt mich an. Ich liebe das Gefühl, wenn ich einen Matchball verwandelt habe. Es gibt kein vergleichbares Gefühl auf der Welt.

SPOX: Sie lesen sehr gerne und viel zur Entspannung. Welches Buch haben Sie zuletzt gekauft?

Sharapova: Mein Lieblingsbuch ist der Alchimist von Paulo Coelho. Aber im Moment interessieren mich vor allem Bücher über Architektur. Ich bin ein großer Fan von Frank Gehry und habe gerade ein Buch über ihn zu Ende gelesen, das war sehr interessant.

SPOX: Was macht Maria Sharapova in zehn Jahren? Haben Sie eine Vorstellung, einen Traum?

Sharapova: (lacht) Hoffentlich habe ich dann meine Tennis-Karriere beendet. Ich würde es lieben, wenn ich in zehn Jahren schon meine eigene Familie hätte. Mutter zu sein, ist etwas sehr Wichtiges für mich, ich bin ein richtiger Familienmensch. Mutter zu werden und eine eigene Familie zu haben - darauf freue ich mich sehr im weiteren Verlauf meines Lebens.

SPOX: Ihr Karriere-Preisgeld steht bei unglaublichen 25.689.034 Dollar. Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zu Geld?

Sharapova: Meine Familie hatte nie viel Geld, deshalb weiß ich bis heute wirklich jeden Dollar zu schätzen. Ich weiß natürlich, dass ich für den Rest meines Lebens mehr als genug Geld hätte, auch wenn ich jetzt sofort mit dem Tennis aufhören würde, aber das ändert nichts daran, dass ich sehr viel Respekt vor den Summen habe, die ich bis jetzt verdient habe.

SPOX: Haben Sie eigentlich Freundinnen auf der Tour?

Sharapova: Ehrlich gesagt habe ich keine Freundinnen, die Tennisspielerinnen sind. Es gibt nicht viele Freundschaften auf der Tour. Wie soll ich mit jemand zu Abend essen, den ich am nächsten Tag auf dem Court schlagen will? Auf dem Platz ist jede Spielerin für mich in erster Linie eine Rivalin, die ich besiegen muss.

SPOX: Ihre größte Rivalin bei den French Open in Paris wird mit Sicherheit Serena Williams sein. Was macht es so schwer, gegen Serena zu spielen?

Sharapova: Serena ist sicher die physisch stärkste Spielerin, gegen die ich je gespielt habe. Sie hat so eine unglaubliche Power. Ihre Schläge sind die härtesten und ihr Aufschlag ist natürlich eine große Waffe.

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