Herren - 3. Runde (alle Ergebnisse)
Philipp Kohlschreiber (GER/27) - Lukas Rosol (CZE) 6:2, 6:3, 7:6
Da hast du den größten Tag deines Lebens und ballerst auf dem Centre Court Rafael Nadal aus dem Turnier - und dann kriegst du zwei Tage später eine Abreibung von Philipp Kohlschreiber. Auf Court 12. Tja, das ist Tennis. Lukas Rosol kann man aber gar nicht mal so den Vorwurf machen. Klar, der Tscheche spielte nicht so außerirdisch stark, wie er das phasenweise gegen Nadal machte. Aber er spielte okay. 34 Winner bei 17 Unforced Errors, so lautete am Ende die Statistik bei Rosol.
Kohlschreiber spielte einfach bärenstark. Seine Stats: 12 Asse, 0 Doppelfehler. 35 Winners, nur 5 Unforced Errors im gesamten Match. Im 2. Satz leistete sich Kohli nicht einen einzigen Fehler ohne Not. Wahnsinn. Der Deutsche ließ auch keine einzige Breakchance zu. Nach nicht mal einer Stunde führte er schon mit 2:0-Sätzen. Auch krass: Im zweiten Satz machte Rosol bei seinem zweiten Aufschlag nicht einen einzigen Punkt.
Im dritten Satz wurde es dann enger, im Tiebreak vergab Kohlschreiber beim Stand von 6:3 drei Matchbälle, den vierten verwandelte er dann aber nach 1:37 Stunden Spielzeit zum 8:6. Der 28-Jährige steht zum ersten Mal im Wimbledon-Achtelfinale - und dort muss nicht Schluss sein. Kohlschreiber trifft jetzt auf Brian Baker (USA). Der 27-Jährige ist Wimbledon-Debütant und hat sich über die Quali ins Turnier und jetzt bis ins Achtelfinale gespielt.
"Es ist schön, dass auch im nächsten Match die Chancen ausgeglichen sind und kein Federer wartet", sagte Kohlschreiber: "Es wird eine offene Partie." Mit Kohlschreiber, Florian Mayer, Sabine Lisicki und Angelique Kerber ist das deutsche Tennis erstmals seit 1995 wieder mit vier Profis in der zweiten Wimbledon-Woche vertreten. Vor 17 Jahren hatten Boris Becker, Alexander Mronz, Steffi Graf und Anke Huber die zweite Woche gepackt.
Andy Murray (GBR/4) - Marcos Baghdatis (CYP) 7:5, 3:6, 7:5, 6:1
3:13 Stunden reine Spielzeit - eine Zahl, die nur im Ansatz die Dramatik dieses Matches widerspiegelt. Denn Andy Murray kämpfte nicht nur gegen Marcos Baghdatis, sondern auch gegen die Uhr. Serena Williams und David Ferrer hatten den Platz bis 19 Uhr in Beschlag genommen und 23 Uhr Ortszeit in Wimbledon muss der Centre Court geräumt werden - völlig egal, wie es gerade steht. Also hetzte Murray in 28 Minuten durch den 4. Satz, um das Match nicht über den Ruhetag bis in den Montag hinein mitzuschleppen. Zuvor aber entwickelte sich ein hoch dramatisches Match.
Beide Kontrahenten kämpften von Beginn an mit der Kälte und dem böigen Wind. Der Schotte haderte zudem mit ein paar Schiedsrichterentscheidungen, im 2. Satz fehlte es Murray zunehmend an Standfestigkeit. Mehrfach landete er unsanft auf dem Grün und zog sich bei einem dieser Crashs offenbar eine leichte Knieblessur zu. Der Schotte startete mit einem getapten Knie in den 3. Satz, seiner Beinarbeit schien aber nicht beeinträchtigt.
Nach Baghdatis' Satzausgleich musste mangels Licht in der vierten Nacht in Folge das Dach über dem Centre Court geschlossen werden. Leider dauert diese technische Prozedur geschlagene 36 Minuten - und Murray hörte die Uhr ticken. Zudem schenkte er zwei Punkte her, weil ihm während der Ballwechsel ein Ball aus der Hosentasche kullerte - nervenaufreibend!
Die Zahlen der Partie: Murray erarbeitete sich wahnsinnige 23 Breakbälle, nutzte aber gerade einmal 6 davon. Was für eine miserable Ausbeute! Der Schotte ließ aber auch nur 8 Breakchancen zu, gab dabei drei Mal sein Service Game ab. Murray (10 Asse, 63 Prozent 1. Aufschläge im Feld) schlug etwas besser auf als der Halbfinalist von 2006, schlug weniger Winner (31-44), machte aber auch weniger Unforced Errors (23-32).
Baghdatis stürmte satte 80 (!) Mal vor ans Netz und verbuchte dabei 48 Punkte - eine gute Quote. Im 4. Satz jedoch war der Wille des Zyprers aber gebrochen, sein Aufwand mit dem konsequenten Serve-and-Volley-Spiel wohl auch zu hoch - Murray schaffte die 23-Uhr-Deadline.
Der Ruhe-Sonntag kommt der Nummer vier der Welt gerade recht. Ebenso, dass er am Montag im Achtelfinals mit Marin Cilic aus Kroatien auf den Mann trifft, der am Samstag gegen Sam Querrey in 5:30 Stunden und mit 17:15 im 5. Satz das zweitlängste Match der Wimbledon-Geschichte gewann.
Jo-Wilfried Tsonga (FRA/5) - Lukas Lacko (SVK) 6:4, 6:4, 6:3
David Ferrer (ESP/7) - Andy Roddick (USA/30) 2:6, 7:6, 6:4, 6:3
Drei Mal stand Andy Roddick im Wimbledon-Finale, drei Mal zog er gegen Roger Federer den Kürzeren. Seinen großen Traum, einmal mit dem Titel den heiligen Rasen verlassen zu können, wurde in diesem Jahr recht früh zerschmettert. Roddick brachte zwar 72 Prozent seiner ersten Aufschläge ins Feld, doch David Ferrer returnierte sehr gut.
Der Spanier nutzte vier von acht Breakchancen und machte weniger leichte Fehler (16-23). Roddick dominierte zwar den ersten Satz, hatte aber nach dem knapp verlorenen zweiten (6:8 im Tiebreak) nicht mehr viel zu bieten.
Juan Martin Del Potro (ARG/9 - Kei Nishikori (JPN/19) 6:3, 7:6, 6:1
Mardy Fish (USA/10) - David Goffin (BEL) 6:3, 7:6, 7:6
Marin Cilic (CRO/16) - Sam Querrey (USA) 7:6, 6:4, 6:7, 6:7, 17:15
5:30 Stunden prügelten beide Spieler aufeinander ein, ehe Cilic seinen ersten Matchball verwandelte. Nach dem epischen Duell zwischen John Isner und Nicolas Mahut im letzten Jahr mit 11:05 Stunden und dem 70:68 im fünften Satz das zweitlängste Match der Wimbledon-Geschichte.
Brian Baker (USA) - Benoit Paire (FRA) 6:4, 4:6, 6:1, 6:3
Der Stand der ATP-Weltrangliste
Damen - 3. Runde (alle Ergebnisse)
Ana Ivanovic (SRB/14) - Julia Görges (GER/22) 3:6, 6:3, 6:4
Julia Görges hat es nicht geschafft, nach Angelique Kerber und Sabine Lisicki als dritte deutsche Spielerin die zweite Woche zu erreichen. Dabei wäre die Chance dazu absolut vorhanden gewesen. Die Deutsche gab zwar gleich zu Beginn ihren Aufschlag ab, schaffte aber sofort das Re-Break und dominierte in der Folge mit ihrem Power-Game den ersten Satz. Danach wurde das Spiel von Görges aber extrem fehleranfällig. Unforced Error reihte sich an Unforced Error.
Zwischendurch packte die 24-Jährige wieder traumhafte Winner aus. Die Schwankung war extrem. Zu extrem. Ivanovic schaffte im 3. Satz das Break zum 3:2 und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. Bei 4:5 hatte Görges noch mal einen Breakball, diesen wehrte Ivanovic aber stark ab. Nach 1:55 Stunden beendete ein Görges-Rückhand-Fehler das Match. Ivanovic (26 Winner, 14 Unforced Errors) war in einem engen Match am Ende einfach solider als Görges (33 Winner, 23 Unforced Errors) und schlug in der entscheidenden Phase besser auf. "Es war ein gutes Match, vom Niveau her bin ich zufrieden. Am Ende habe ich ein bisschen unglücklich verloren", meinte Görges.
Görges vs. Ivanovic im Re-Live
Victoria Azarenka (BLR/2) - Jana Cepelova (SVK) 6:3, 6:3
Der Nummer zwei der Welt reichte eine durchschnittliche Leistung (19 Winner, 19 Unforced Errors), um sich gegen die slowakische Außenseiterin (Nr. 178 der Welt) durchzusetzen. Nächste Gegnerin: Ana Ivanovic.
Petra Kvitova (CZE/4) - Varvara Lepchenko (USA) 6:1, 6:0
Die Titelverteidigerin benötigte nur 53 Minuten für ihren Sieg im Eiltempo. Jetzt geht es gegen Schiavone.
Serena Williams (USA/6) - Jie Zheng (CHN/25) 6:7, 6:2, 9:7
Unglaubliches Match der Chinesin, auch wenn es nicht ganz gereicht hat. Serena servierte mehrfach gegen den Matchverlust, schaffte dann das Break zum 8:7 und brachte den Sieg nach 2:28 Stunden nach Hause. Serena rettete sich über ihren überragenden Aufschlag (23 Asse), sie gab nicht einmal ihr Service ab. Im Achtelfinale wartet Shvedova.
Yaroslava Shvedova (KAZ) - Sara Errani (ITA/10) 6:0, 6:4
Errani machte im 1. Satz KEINEN Punkt! Nach 15 Minuten war der Satz vorbei. Mit 6:0 für Shvedova und 24:0-Punkten. Erstmals gab es in Wimbledon einen Golden Set. Und erst zum dritten Mal in der Tennis-Geschichte (Bill Scanlon 1983 und Pauline Betz 1943).
Roberta Vinci (ITA/21) - Mirjana Lucic (CRO) 7:6, 7:6
Francesca Schiavone (ITA/24) - Klara Zakopalova (CZE) 6:0, 6:4
Tamira Paszek (AUT) - Yanina Wickmayer (BEL) 2:6, 7:6, 7:5
Einfach überragend, wie sich die junge Österreicherin immer wieder zum Sieg fightet. Erst der Turniersieg in Eastbourne mit dem Comeback-Sieg im Finale gegen Kerber, dann der irre Sieg gegen Caroline Wozniacki - und jetzt fightete sich Paszek auch gegen Wickmayer auf beeindruckende Art und Weise zurück. Als sie nach 2:40 Stunden den Matchball verwandelte, konnte sie es selbst kaum fassen. Insgesamt war das Match ein wahres Breakfestival (17 Breaks!). Paszek trifft jetzt auf Vinci, das kann sie auch gewinnen.
Der Stand der WTA-Weltrangliste