Schwimm-WM: Wellbrock und Beck schwimmen zu historischem Vierfach-Gold

SID
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Florian Wellbrock und Leonie Beck triumphieren im Freiwasser auch über 5 km und sorgen für einen historischen Teamerfolg bei der WM in Fukuoka.

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Florian Wellbrock gönnte sich im kleinen Plastikpool ein Eisbad in der Sonne, als Leonie Beck nebenan im Zelt die zahlreichen Nachrichten aus der Heimat auf ihrem Handy las. Die Wartezeit bis zur Siegerehrung in der brütenden Mittagshitze am Strand von Fukuoka überbrückten die beiden Doppel-Weltmeister auf unterschiedliche Weise, dann präsentierten die Schwimmstars einträchtig ihre Goldmedaillen - mit der deutschen Hymne als Dauerbrenner.

"Läuft", sagte Olympiasieger Wellbrock nach dem vierten Titel für Deutschland im vierten Rennen im Momochi Seaside Park lachend und fragte sich, "ob es sowas schon mal gegeben hat". Bis Dienstag noch nicht: Mit ihren souveränen Siegen über fünf Kilometer nach den Triumphen über die doppelte Distanz sorgten die Wahl-Italienerin Beck und der Magdeburger für ein WM-Novum.

"Unglaublich, ich hätte niemals gedacht, dass ich jetzt noch mal Gold gewinnen kann", sagte Beck, die am frühen Morgen nach 15 Sekunden Rückstand zur Hälfte ihres Rennens mit starker Aufholjagd und erneut unwiderstehlichem Endspurt den Anfang gemacht hatte. Wellbrock folgte mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg - wie bei Olympia 2021 in Tokio.

Von dieser deutschen Dominanz, die selbst Rekordweltmeister Thomas Lurz und Britta Kamrau in ihren Hochzeiten nicht zustande brachten, war sogar Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn überrascht: "Ich hätte nicht gedacht, dass es noch möglich ist, Vierfach-Gold zu holen bei der Leistungsdichte. So überlegen zu sein, das ist fantastisch, ich bin begeistert."

Schwimm-WM: Wellbrock bei Mixed-Staffel dabei?

Und es könnte noch besser kommen: Mit einem Erfolg in der gemischten Staffel am Donnerstag (1.00 Uhr MESZ) könnten die deutschen Freiwasserschwimmer als erste Mannschaft alle Rennen bei einer WM gewinnen. Wellbrock, der eigentlich mit Blick auf seine Beckenwettbewerbe eine Pause machen wollte, wäre jetzt doch gerne dabei, wenn möglicherweise ein Rekord für die Ewigkeit aufgestellt wird. "Ich habe gezeigt, dass ich wirklich sehr fit bin", betonte der 25-Jährige vor dem Teammeeting am Abend, bei dem die Entscheidung über die Aufstellung fallen sollte.

Wie fit er ist, ließ Wellbrock seine Konkurrenten bei 28 Grad Wassertemperatur und 45 Grad in der Sonne schon direkt nach dem Start spüren. "Der Plan war es, das Rennen von Anfang an so hart wie möglich zu machen für alle", erklärte er die Taktik, die er schon bei seinem Olympiasieg angewandt hatte.

"Das war ein bisschen gemein", meinte Berkhahn schmunzelnd. Nur die Italiener Gregorio Paltrinieri und Domenico Acerenza konnten Wellbrocks Tempo mithalten - auch sein Trainingskollege Oliver Klemet nicht, der nach Bronze über zehn Kilometer diesmal mit knapp einer Minute Rückstand Vierter wurde.

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Beck dagegen setzte auf ihre ganz eigene Taktik: abwartend beginnen, dann fulminant aufholen und am Ende wieder gewinnen. Diesmal knapper als nötig, weil sie nach der letzten Boje zu scharf nach rechts abgebogen war und die Ideallinie verlassen hatte. Nach der erfolgreichen Olympia-Qualifikation am Samstag war eine gewaltige Last von ihr abgefallen, "ich bin zehn Kilo leichter geworden".

Jetzt konnte sich die 26-Jährige, die seit zwei Jahren in Ostia vor den Toren Roms lebt und trainiert, auch richtig über die vielen Mitteilungen freuen. "Ich habe bestimmt 1000 Nachrichten bekommen", sagte Beck, die mit 100.000 Followern bei Instagram der größte deutsche Fisch im Netz ist, "es freut mich, dass ich doch ein paar Fans habe."

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