Hentke bricht mit Gold den Bann

SID
Franziska Hentke stellte ihre Kollegen in den Schatten
© getty

Marco Koch demonstrierte weiter seine Überform, Philip Heintz holte die Jubiläumsmedaille - doch Franziska Hentke stahl ihren Teamkollegen am dritten Wettkampftag der Kurzbahn-EM im israelischen Netanja die Show. Die 26-Jährige brach den Bann und gewann mit Gold über 200 m Schmetterling in deutscher Rekordzeit (2:03,01 Minuten) endlich ihren ersten internationalen Einzeltitel.

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"Mit dem Ziel bin ich hierher gekommen. Ich bin absolut zufrieden, ich habe die beste Form, die ich jemals zu diesem Zeitpunkt hatte. Von daher denke ich, dass wir auf dem richtigen Weg nach Rio sind", sagte die Magdeburgerin, die als eine von nur wenigen deutschen Medaillenhoffnungen für Olympia 2016 gilt.

Einen Tag nach dem traumhaften Doppel-Gold für Weltrekordler Paul Biedermann und Weltmeister Koch hatten die deutschen Schwimmer also wieder allen Grund zum Jubeln. Auch Lagenschwimmer Heintz erreichte als Zweiter über 200 m hinter Ungarns Schwimmstar Laszlo Cseh (Europarekord in 1:51,36) das Podest und sorgte für die insgesamt 300. deutsche Medaille in der Geschichte von Europameisterschaften auf der 25-m-Bahn. Abgerundet wurde der Erfolg durch Kochs Finaleinzug über 100 m Brust in deutscher Rekordzeit (57,02).

International setzten mit ihren Weltrekordern die ungarische "Iron Lady" Katinka Hosszu (100 m Lagen/56,67) und der Italiener Gregorio Paltrinieri (1500 m Freistil/14:08,06) die Highlights.

Ehrgeizig und trainingsfleißig

Hentke, die als extrem ehrgeizig und trainingsfleißig gilt, nahm den ersten internationalen Titel ihrer Karriere gewohnt nüchtern auf. "Im Nachhinein wäre ich gerne eine 2:02 geschwommen", sagte sie ohne die ganz große Emotion. Hentke kürte sich zur ersten deutschen Europameisterin auf der 25-m-Bahn über 200 m Schmetterling seit Annika Mehlhorn vor 15 Jahren.

Der als Titelverteidiger ins Rennen gestartete Heintz war dagegen sauer auf sich selbst - trotz EM-Silber. "Mit dem Rennen bin ich überhaupt nicht zufrieden, nullkommanull", sagte der Heidelberger und erklärte: "Die ersten 50 Meter waren viel zu hart. Das war einfach Kacke."

Auch Koch war am Freitag trotz aller Erfolge nicht nur zum Lachen zumute. Der Stachel über den am Tag zuvor nur um fünf Hundertstelsekunden verpassten Weltrekord über 200 m Brust saß noch tief - trotz der Goldmedaille im Rucksack.

Die Freude überwiegt

"Die Freude überwiegt auf jeden Fall nicht, sondern der Ärger. Vor allem, nachdem ich mir das Rennen nochmal angeschaut habe", sagte der Darmstädter. Dass Koch jedoch Olympiasieger Daniel Gyurta (Ungarn) geradezu deklassierte und um stolze 1,46 Sekunden auf Platz zwei verwies, macht ihn für Olympia in Rio endgültig zum großen Goldfavoriten.

Auch Biedermann ist für Rio gerüstet. Nach dem Triumph in seinem sehr wahrscheinlich letzten Finale einer internationalen Meisterschaft schwärmte Bundestrainer Henning Lambertz: "Er hat sich selbst und der Konkurrenz gezeigt, dass er über 200 Meter Kraul der Herr im Haus ist."

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