Bronze für "Pinguin" Poewe - Di Carli enttäuscht

SID
Sarah Poewe schnappte sich bei der Schwimm-EM in Debrecen die Bronze-Medaille
© Getty

"Pinguin" Sarah Poewe holte mit Bronze über 200 Meter Brust ihre zweite EM-Medaille, Rotschopf Marco Di Carli enttäuschte dagegen krass. Ohne die erhoffte neue, giftgrüne Hose schwamm Di Carli in Debrecen über 100 Meter Freistil als Sechster an einer EM-Medaille und der Olympia-Norm vorbei. Zwar dürfte der Frankfurter in London für die Staffel gesetzt sein, doch für einen Einzelstart ist der Frankfurter auf die Gnade des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) und Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) angewiesen.

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Poewe überzeugte nach dem Titel über 100 Meter Brust dagegen auch auf der doppelten Distanz und bescherte dem DSV die elfte Medaille. Die gebürtige Südafrikanerin suchte bei ihrem beherzten Auftritt die Flucht nach vorn, musste am Ende in 2:27,80 Minuten nur der Norwegerin Sara Nordenstam (2:26,91) und der Russin Irina Nowikowa (2:27,25) den Vortritt lassen. "Zwei Medaillen sind der Hammer", sagte Poewe, die "die Clique der Brustschwimmer" zuletzt "wegen des watschelnden Gangs" mit Pinguinen verglichen hatte.

Di Carli suchte nach seinem schwachen Auftritt gar keine Ausflüchte. "Dafür gibt es nur ein Wort: Scheiße. Das ist niederschmetternd. Schon nach 50 Metern tat es höllisch weh. Es kam einfach nichts mehr raus", sagte der 27-Jährige. Es hatte ja auch der Glücksbringer gefehlt. Dass er in Debrecen ohne die neue grüne Hose auskommen muss, hatte Di Carli schon nach dem Vorlauf moniert: "Deshalb habe ich schon einige Diskussionen mit meinem Ausrüster geführt. Aber die Hose gibt es leider nicht in meiner Größe. Dafür bin ich zu schmal."

Achterbahn-Karriere

Daran hatte es aber wohl nicht gelegen. Eher hatten Di Carli noch die Magenprobleme von den deutschen Meisterschaften in Berlin in den Knochen gesteckt. "Ich denke, dass meine Krankheit doch Substanz gekostet hat. Ich konnte ja erst seit Montag wieder ohne Probleme essen. Das war natürlich nicht die optimale EM-Vorbereitung", erklärte Di Carli, der beim Sieg des Italieners Filippo Magnini in 49,18 Sekunden anschlug. 69 Hundertstel zu langsam für die Olympia-Qualifikation. Nun hat er noch eine Chance über 50 Meter.

Die Karriere von Di Carli gleicht ohnehin einer Achterbahnfahrt. 2004 in Athen stand er mit 19 Jahren schon im olympischen Rücken-Finale und belegte Platz acht. Doch im Anschluss fiel er lange Zeit eher mit großen Sprüchen auf und galt schon als vergeudetes Talent. Nach der desaströsen DM 2010 schlug er vor lauter Frust mit der Faust gegen eine Wand und brach sich die Hand. Er magerte auf 68 Kilogramm ab - und kam doch wieder zurück. Vor einem Jahr reiste er als Weltjahresbester zur WM nach Schanghai, schied aber im Vorlauf aus.

Lippok zieht in den Endlauf ein

Vize-Europameisterin Silke Lippok ist da mit ihren 18 Jahren schon stabiler. Über 200 Meter Freistil zog Lippok in 1:59,07 Minuten als Vierte in den Endlauf am Samstag ein. Schärfste Rivalin dürfte wie vor zwei Jahren in Budapest Italiens Schwimm-Diva und Titelverteidigerin Federica Pellegrini sein, die in 1:57,81 Minuten Halbfinalschnellste war.

Lisa Vitting schied auf Rang 16 (2:01,82) aus. Die Essenerin ist in Ungarn durch Magenprobleme gehandicapt. Nach dem Sieg zum Auftakt mit der 4x100-Meter-Freistilstaffel war die 20-Jährige zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht worden.

Daniela Schreiber hatte kurzfristig auf einen Start verzichtet. Die EM-Dritte über 100 Meter will sich zum Abschluss auf ihren Einsatz auf der 50-Meter-Sprintstrecke konzentrieren, um auch dort die Olympia-Norm zu unterbieten.

Jenny Mensing aus Wiesbaden erreichte einen Tag nach ihrem Sieg über 100 Meter Rücken auf der halben Strecke als Dritte (28,47) das Finale und wahrte damit die Chance auf ihre dritte Medaille. Über 200 Meter Rücken qualifizierte sich Yannick Lebherz aus Potsdam in 1:58,23 Minuten als Dritter ebenso für den Endlauf wie sein Teamkollege Felix Wolf als Achter (1:59,41).

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