Tour de France: Alaphilippe gewinnt zweite Tour-Etappe und trägt Gelb

SID
Julian Alaphilippe gewann die zweite Etappe der Tour de France.
© imago images / Belga

Emanuel Buchmann erklomm mühelos die ersten hohen Pässe, Julian Alaphilippe bescherte den Franzosen mitten in der Corona-Tristesse einen Feiertag in Gelb, und die Tour de France hat schon wieder ein ernstes Sturzproblem: Beim turbulenten Auftakt einer Frankreich-Rundfahrt ganz im Zeichen Coronas hat der angeschlagene Hoffnungsträger Buchmann anders als befürchtet keine Zeit auf seine großen Rivalen verloren, beim ersten Berg-Showdown rund um Nizza war allerdings Publikumsliebling Alaphilippe der große Triumphator.

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"Es erfüllt mich mit Stolz. Das Gelbe Trikot zu tragen, ist eine große Verantwortung, ich werde es jeden Tag verteidigen. Ich widme es meinem verstorbenen Vater", sagte ein in Tränen aufgelöster Alaphilippe nach seinem fünften Tour-Etappensieg, der angesichts der Umstände sein emotionalster war.

Lange hatte ganz Frankreich um die Tour gezittert, seit Samstag rollt das nationale Heiligtum trotz stark gestiegener Infektionszahlen mit zwei Monaten Verspätung. Und schon am zweiten Tag sorgte "Loulou" für den ganz großen Jubel unter den reduzierten Fanscharen am Straßenrand.

Weitaus unspektakulärer lief der Auftakt für den großen deutschen Hoffnungsträger Buchmann, der knapp hinter Alaphilippe mit der großen Favoritengruppe ins Ziel rollte. Viel wichtiger: Buchmann, der 15 Tage zuvor bei der Dauphine schwer gestürzt war und um seine Tour-Teilnahme bangen musste, kommt nach dem Rückschlag immer besser in Schwung.

"Es hat sich gar nicht so schlecht angefühlt. Am letzten Berg sind wir richtig schnell gefahren, da konnte ich gut mithalten", sagte der Vorjahresvierte, der vor seinem Crash das Podium als Ziel ausgegeben hatte: "Bei 100 Prozent bin ich noch nicht. Aber ich bin auf einem guten Weg. Man kann die Tour jetzt anders angehen als vor einer Woche gedacht."

Tour de France: Schachmann wird starker Neunter

Allerdings musste der 27-Jährige seinen strapazierten Körper noch nicht an die Leistungsgrenze bringen. Bei den langen Anstiegen der 1. Kategorie zum Col de la Colmiane (1500 m) und Col de Turini (1607 m) hielten sich die ebenfalls angeschlagenen Mitfavoriten um Titelverteidiger Egan Bernal (Kolumbien/Ineos Grenadiers) und Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) zurück.

Zumeist kontrollierte bergauf Roglics Jumbo-Team unter der Regie des nimmermüden Arbeiters Tony Martin das Geschehen. Die Anstiege waren dabei über lange Strecken fast verwaist - als Corona-Maßnahme war den Fans das Campieren mit dem Wohnmobil oder die Auffahrt verboten. Am Vortag hatten sich in Nizzas Innenstadt trotz aller Mahnungen noch Fans geknubbelt.

An der letzten Steigung zum Col de Quatre Chemins trat Favorit Alaphilippe an, hatte den Briten Adam Yates und den Schweizer Marc Hirschi im Schlepptau. Im Finale war der Franzose der Stärkste - nach 13 gelben Etappen im Vorjahr gehört das Maillot jaune vorerst wieder dem wohl weltbesten Allrounder.

Bester Deutscher war am Sonntag Buchmanns Teamkollege Max Schachmann als starker Neunter, sein nicht ausgeheilter Schlüsselbeinbruch scheint den Berliner kaum zu behindern: "Das Ergebnis hat gezeigt, dass ich konkurrenzfähig bin."

Am Samstag hatte Martin eine Hauptrolle auf der Auftaktetappe gespielt, auf der sich der Norweger Alexander Kristoff als Sieger im Massensprint das erste Gelbe Trikot gesichert hatte. Dem Triumph des Norwegers war allerdings ein vogelwildes Rennen vorangegangen: Starkregen hatte die Abfahrten rund um Nizza zu seifig-öligen Pisten gemacht, Fahrer stürzten im Minutentakt.

"Wir hatten keine Chance, ein faires und verantwortungsvollen Rennen auszutragen", sagte Martin, der schließlich die Initiative übernahm, mit Worten und Gesten das Feld einbremste, das schließlich bis zum Massensprint freiwillig neutralisiert fuhr. Die Bilanz war dennoch erschreckend: Drei Fahrer konnten die Tour nicht fortsetzen, darunter Klassikerjäger John Degenkolb, viele andere setzten die Tour gezeichnet fort - harsche Kritik gab es für den Weltverband.

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