Fränk Schleck beantragt Öffnung der B-Probe

SID
Fränk Schleck bestreitet, gedopt zu haben: "Ich kann mir das Testergebnis nicht erklären"
© spox

Fränk Schleck wollte nur noch weg. Keine 24 Stunden nach Bekanntwerden seines positiven Dopingtests bei der 99. Tour de France trat der Radprofi mit Ehefrau Martine und Töchterchen Lea fast schon fluchtartig die Heimreise nach Luxemburg an. Eine freiwillige Vernehmung bei der französischen Polizei und eine kurze Nacht lagen da hinter ihm.

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Doch Ruhe kehrte mit dem Abschied des Vorjahresdritten bei der Frankreich-Rundfahrt kaum ein, wieder einmal hat ein Dopingskandal eines prominenten Fahrers den Radsport schwer erschüttert und die Endlos-Diskussionen über eine womöglich dopingverseuchte Sportart weiter angefacht.

Schleck war bei einer Kontrolle am 14. Juli positiv auf das Diuretikum Xipamid getestet worden. Aus allen Wolken sei er gefallen, lautete die erste Reaktion des 32-Jährigen, der wie viele der vor ihm erwischten Kollegen seine Unschuld beteuert. "Ich kann mir das Testergebnis nicht erklären und beantrage deshalb die Öffnung der B-Probe. Sollte die Analyse das erste Ergebnis bestätigen, werde ich Anzeige gegen unbekannt wegen Vergiftung erstatten", teilte Schleck in einer Stellungnahme mit.

Unterstützung vom Bruder, Enttäuschung bei Greipel und Voigt

Unterstützung erhielt er von seinem jüngeren Bruder Andy, dem Toursieger von 2010, der derzeit wegen eines Steißbeinbruchs zur Untätigkeit verurteilt ist. "Bei meinem Leben und bei meiner Familie, bin ich sicher, dass er nichts genommen hat", sagte Andy Schleck der französischen Zeitung "Le Parisien".

Jens Voigt und Andre Greipel dagegen sind enttäuscht. "Das sind bedrückende Neuigkeiten. Wir müssen auf die B-Probe warten und sehen, was Fränk dazu sagt. Es ist schwer für mich. Seit vielen Jahren wünsche ich mir eine normale Tour, aber jedes Jahr gibt es einen Vorfall", sagte Voigt, der seit vielen Jahren Teamkollege von Schleck ist, vor dem Start der 16. Etappe.

Auch Greipel, der mit drei Etappensiegen bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu den großen Gewinnern zählt, reagierte bedrückt: "Das ist traurig, dass das wieder alles kaputt macht."

RadioShack-Team nimmt Schleck aus dem Rennen

Die Fakten - zumindest in der A-Probe - sprechen gegen Schleck. Xipamid hat zwar keine leistungssteigernde Wirkung, dient aber dazu, Dopingmittel zu verschleiern. Schlecks Team RadioShack-Nissan, das angesichts der finanziellen Schwierigkeiten und der in den USA laufenden Dopinganklage gegen Teamchef Johan Bruyneel ohnehin genug Probleme besitzt, distanzierte sich schnell von dem Fahrer. "Xipamid ist ein Produkt, das in keiner vom Team verwendeten Arznei vorkommt. Daher kann sich das Team die Präsenz von Xipamid im Urin von Herrn Schleck nicht erklären", hieß es in einer Stellungnahme.

Gleichzeitig schloss der Rennstall Schleck von der laufenden Tour aus. Das war laut Reglement nicht zwingend, doch der Weltverband UCI hat bereits bei der Bekanntgabe der positiven Probe dem Team empfohlen, "die notwendigen Schritte einzuleiten". Tourchef Christian Prudhomme bezeichnete die Entscheidung des Teams als "weise und die einzig mögliche", wollte den Fall aber nicht näher kommentieren: "Wir haben erfahren, dass die Kontrolle von Schleck einen abnormalen Wert aufwies. Das öffnet die Tür für viele Möglichkeiten, von einer Verwarnung bis zu einer Sperre."

Bis zu einem Jahr kann Schleck gesperrt werden. Bei einem ähnlichen Fall im Vorjahr war der Russe Alexander Kolobnew bei der Tour positiv auf ein harntreibendes Mittel getestet worden, vom Internationalen Sportgerichtshof CAS aber freigesprochen worden, weil die Einnahme des Mittels wegen chronischer Kreislaufbeschwerden gerechtfertigt gewesen sei.

Schleck am Dienstag bis 23.30 Uhr bei der Polizei

Ob Schleck ebenso glimpflich davonkommt, ist fraglich. Ob bei seinem freiwilligen Polizeibesuch auch bereits die Theorie von einer möglichen Vergiftung das Thema war, ist indes unklar. Bis 23.30 Uhr war Schleck auf dem Polizeirevier auch von Ermittlern der französischen Gesundheitsbehörde (OCLAESP) vernommen worden.

Mit seinem Besuch auf dem Revier war er einer möglichen Verhaftung wohl zuvorgekommen, denn in Sachen Doping geht die französische Polizei alles andere als zimperlich vor, wie die Festnahme des französischen Radprofi Remy Di Gregorio am ersten Ruhetag bewies.

Es ist aber auch nicht das erste Mal, dass Schleck unangenehme Fragen in Sachen Doping beantworten muss. Im Rahmen der Ermittlungen gegen Jan Ullrich waren dem Bundeskriminalamt im Jahr 2008 auch Geldzahlungen von Fränk Schleck an Dopingarzt Eufemiano Fuentes in Höhe von gut 7.000 Euro aufgefallen.

Das BKA hatte die Akten an die luxemburgische Anti-Doping-Agentur ALAD weitergeleitet. Schleck hatte daraufhin die im März 2006 getätigten Geldzahlungen auch eingestanden, er habe dafür lediglich Trainingspläne erhalten. Der Fall wurde schließlich zu den Akten gelegt.

Die Gesamtwertung der Tour de France

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