Tour der Leiden für Mitfavorit Schleck

SID
Andy Schleck ist von seinen Stürzen gezeichnet
© Getty

Drei Stürze in zehn Tagen, viele Prellungen und im Gesamtklassement bereits wertvolle Zeit verloren: Mitfavorit Andy Schleck erlebt bei der 97. Tour de France seine ganz persönliche Höllenfahrt.

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Drei Stürze in zehn Tagen, viele Prellungen und im Gesamtklassement bereits wertvolle Zeit verloren: Mitfavorit Andy Schleck erlebt bei der 97. Tour de France seine ganz persönliche Höllenfahrt. Noch weit vor den ersten Bergetappen der Tour sieht der Luxemburger schon schwer gezeichnet aus.

"Ich habe viel Haut auf der Strecke gelassen. Mein Körper schmerzt, aber es geht weiter", sagte der Vorjahreszweite, nachdem es ihn in den Ardennen schwer erwischt hatte.

Gleich zweimal war er auf der spiegelglatten Abfahrt des Col de Stockeu während der zweiten Etappe zu Fall gekommen. Nach einer genauen Untersuchung konnten die Ärzte halbwegs Entwarnung geben. Hautabschürfungen und Blutergüsse, einer davon genau im Ellenbogen, hieß es. Brüche blieben ihm erspart.

"Fair-Play hat noch eine Bedeutung"

Dass Schleck die Tour nicht schon in den Ardennen verlor, hatte er der Bummelfahrt des Pelotons zu verdanken. Denn als sich der 25-Jährige nach seiner Sturzserie wieder auf das Rad gesetzt hatte, waren die Rivalen fast schon vier Minuten voraus. "Worte wie Fair-Play haben im Hochleistungssport noch eine Bedeutung", lobte Schleck die Konkurrenz, die aus dem Pech des Saxo-Bank-Profis kein Kapital schlagen wollte. "Ich dachte, die Tour ist für uns vorbei", ergänzte Bruder Frank, der ebenfalls bei dem Massensturz zu Fall gekommen war.

Doch Andy Schleck scheint in diesen Tagen das Pech anzuziehen. Bereits im Training vor der Tour hatte er Bekanntschaft mit dem Asphalt gemacht und beim nur 8,9 km langen Prolog stand er mit dem Wettergott auf Kriegsfuß. Ausgerechnet als der Kletterspezialist von der Rampe rollte, zog eine große Regenwolke auf. Schleck büßte fast 50 Sekunden auf Lance Armstrong und Contador ein. Die Extraschichten im ungeliebten Zeitfahren waren umsonst.

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Erst ein Sieg 2010

Ohnehin steht die Saison für den Contador-Herausforderer unter keinem guten Stern. Im Dezember wurde er von einem Auto erfasst, im Frühjahr warfen ihn Erkältungen und eine Magen-Darm-Virus zurück. So steht anno 2010 nur ein Sieg in Schlecks Palmares: ein relativ unbedeutender Erfolg bei den luxemburgischen Zeitfahrmeisterschaften.

Für weiteren Unfrieden sorgte im Team die Nachricht vom Wechsel der Schlecks zu einem neuen Rennstall aus Luxemburg. Ausgerechnet in jener Phase, in der es für Teamchef Bjarne Riis darum geht, einen neuen Geldgeber zu finden. Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist aber noch da, wie die Etappe nach Spa bewies. Mit vereinten Kräften wurde das Bruderpaar zurück ins Feld geführt.

Schleck hatte Siegeswillen

Schließlich ist Andy Schleck mit großen Ambitionen zum Grand Depart gekommen. "Ich bin hier, um die Tour zu gewinnen, nicht um Contador zu schlagen", kündigte der Youngster vollmundig an.

Und die Experten trauten ihm dies durchaus zu. Im Hochgebirge war er im Vorjahr der einzige Fahrer, der die Bergsprints von Contador mitgehen konnte. "Die Route ist schwerer als letztes Jahr. Ich habe eine große Chance, in den Bergen Zeit zu gewinnen, und da es nur ein langes Zeitfahren am vorletzten Tag gibt, dürfte ich diesmal nicht soviel verlieren", mutmaßt Schleck.

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