Wer ist der beste Bergfahrer?

Von SPOX
Richard Virenque gewinnt siebenmal das Bergtrikot, viermal davon in Folge
© Getty

Während der Tour de France können Sie ihr Dreamteam des Radsports wählen. Wir stellen Ihnen aus jeder Rubrik (Allrounder, Bergspezialisten, Sprinter, Zeitfahrer, Edelhelfer) die Top 6 vor. Die Auswahl haben wir aufgrund der Leistungen bei der Frankreich-Rundfahrt getroffen. Nach dem abschließenden Voting präsentieren wir Ihnen das Dreamteam. Wählen Sie jetzt in der rechten Spalte die erste Position - den Bergfahrer.

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1. Federico Bahamontes (ESP)

(geboren am 9. Juli 1928)

Der Adler von Toledo - ein begnadeter Kletterer, der vielmehr hätte erreichen können, wenn ... ja wenn er keine Angst vor den Abfahrten gehabt hätte. Als Kind stürzt er bei einer Abfahrt in einen Kaktus - und trägt ein Trauma davon. Seitdem ist er bergab lieber etwas langsamer unterwegs - und wartet nicht selten auf ein paar Mitstreiter, mit denen er sich zusammentun kann.

Wie Hans Blickensdörfer einst schrieb: "Er klettert wie eine Gemse, aber er fährt ab wie ein Landbriefträger." Das trifft es ziemlich gut. Berühmtheit erlangte Bahamontes 1954 auf dem Col de Romeyere: Als er in sengender Hitze als Erster den Gipfel erreicht, erblickt er einen Eisverkäufer. Eis - genau das, was er jetzt braucht. Er hält an, kauft sich eine Eiswaffel und setzt sich auf eine Bank, um auf das Feld zu warten.

Erst als zehn weitere Fahrer den Gipfel überquert haben, schwingt er sich wieder auf seinen Drahtesel. Trotzdem wird er in diesem Jahr im Gesamtklassement 28..

1958 wird er Achter und muss sich dennoch nach seiner Rückkehr von seinen Landsleuten Hohn und Spott gefallen lassen. Denn ganz Spanien glaubt an ihn und einen Toursieg. Er nimmt es sich zu Herzen und gewinnt im Jahr darauf als erster Spanier die Tour.

Seine Kletterfähigkeiten sind bis heute legendär: Sechsmal gewinnt er das Bergtrikot (1954, 1958, 1959, 1962, 1963 und 1964), eine Leistung, die lange Zeit unerreicht blieb. Zweimal ist er der Bergkönig bei der Vuelta (1957, 1958), einmal beim Giro (1956).

2. Lucien van Impe (BEL)

(geboren am 20. Oktober 1946 in Mere)

1969 wechselt der Belgier ins Profigeschäft und fährt gleich im ersten Jahr die Tour de France. Auf Anhieb wird er Zwölfter und gewinnt die große Schleife sieben Jahre später. Doch seine Spezialität sind die Berge - er will das gepunktete Trikot und den Rekord von Federico Bahamontes brechen.

1971 gewinnt er es, und danach noch fünf weitere Male. Überholen kann er den Adler von Toledo nicht, aber er zieht mit ihm gleich. Bis 2004 halten die beiden den Rekord - dann kommt Richard Virenque und gewinnt das gepunktete Trikot siebenmal.

Im Gesamtklassement belegt van Impe dreimal den dritten Platz (1971, 1975, 1977) und fährt 1981 mit 35 Jahren noch einmal auf den zweiten Platz nach vorne. 14-mal nimmt er insgesamt an der Tour teil: Nie steigt er vorzeitig aus, sondern fährt sie immer zu Ende. Neun Etappensiege stehen am Ende seiner Karriere zu Buche.

Doch auch in Italien räumt der Belgier ab: 1882 und 1983 gewinnt er die Bergwertung und beendet vier Jahre später seine Karriere.

3. Charly Gaul (LUX)

(geboren am 8. Dezember 1932 in Luxemburg, gestorben am 6. Dezember 2005 in Luxemburg)

1955 ist Charly Gaul Kapitän der internationalen Mannschaft. Der luxemburgische Bergkönig ist der gefährlichste Kontrahent für Louison Bobet, der die Tour zum dritten Mal gewinnen will.

Doch auf der Etappe nach Briancon gelingt Gaul ein wahrer Husarenritt: 13:47 Minuten fährt er auf Bobet heraus und schiebt sich in der Gesamtwertung auf den dritten Platz vor. Seine Schwächen aber sind die Abfahrten. Die Etappe über den Mont Ventoux nach Avignon wirft den erschöpften Luxemburger weit zurück.

Erst 1958 schlägt Gauls Stunde. Die Medien nennen ihn bereits "le champions qui fait toujours une faute", den Champion, der immer einen Fehler macht. Wieder geht es über den Mont Ventoux, diesmal im Einzelzeitfahren: Zwei Minuten vor Gaul startet sein Erzfeind Bobet. Doch der erwischt keinen guten Tag.

Gaul schlängelt sich die Kehren hoch und überholt den Franzosen nach nicht einmal zehn Kilometern. Zwar trägt er während der gesamten Rundfahrt nur einmal das Gelbe Trikot, aber in Paris steht er endlich ganz oben auf dem Podest.

Insgesamt wird er zweimal Dritter bei der Tour (1955, 1961), und gewinnt zweimal das Bergtrikot (1955, 1956). Zehn Etappensiege feiert er bei der Tour, elf beim Giro. Fünfmal wird er in Luxemburg zum "Sportler des Jahres" gewählt, 1999 gar zum "Sportler des Jahrhunderts".

4. Marco Pantani (ITA)

(geboren am 13. Januar 1970 in Cesena, gestorben am 14. Februar 2004 in Rimini)

Bei der ersten Tour-Teilnahme 1994 fährt der Elefantino gleich aufs Treppchen und wird nicht nur Dritter im Gesamtklassement, sondern gewinnt auch noch die Wertung des besten Jungprofis.

Im Jahr darauf ist er auf zwei Bergetappen der Schnellste, doch seine Karriere gleicht einer Achterbahnfahrt: 1995 stürzt Pantani beim Radrennen Mailand-Turin und verletzt sich lebensgefährlich.

Er kämpft sich wieder zurück - und baut erneut einen Sturz. Diesmal läuft ihm eine Katze vor das Rad. Aber 1997 ist er wieder da - und besser als je zuvor. Er gewinnt zwei Etappen und belegt in Paris Platz drei im Gesamtklassement. Für den Anstieg nach L'Alpe Huez benötigt er nur 37:35 Minuten und stellt einen bis heute gültigen Rekord für die Bewältigung des Berges auf.

1998 ist sein Jahr: Er gewinnt als erster Italiener seit Felice Gimondi 1965 die Tour und gleich noch den Giro. Er ist ganz oben. Doch schon geht es wieder abwärts: Beim Giro 1999 wird er gedopt erwischt und disqualifiziert.

Er setzt ein Jahr mit dem Radsport aus, kehrt 2000 zurück und gewinnt erneut zwei Bergetappen bei der Tour. 2003 landet Pantani wegen Depressionen in einer Nervenklinik und stirbt im Februar des darauffolgenden Jahres an einer Überdosis Kokain.

5. Richard Virenque (FRA)

(geboren am 19. November 1969 in Casablanca)

Der französische Bergspezialist gewann im Laufe seiner Karriere siebenmal das Bergtrikot bei der Frankreich-Rundfahrt, viermal davon in Folge (1994-1997). Bis heute hält er damit den Tour-Rekord.

Bereits ein Jahr nach Beginn seiner Profikarriere 1991 fährt er für einen Tag ins Gelbe Trikot und belegt auf Anhieb Platz zwei in der Bergwertung. 1998 wird er in den Festina-Skandal verwickelt, beteuert jahrelang seine Unschuld und gibt 2001 dann doch zu, gedopt zu haben.

1999, 2003 und 2004 gelingt es ihm noch einmal, das gepunktete Trikot zu gewinnen. Zudem gewinnt er insgesamt sieben Etappen und wird 2004 als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet. Am Saison-Ende gibt er seinen Rücktritt bekannt.

Virenque wird in Frankreich aufgrund seines offensiven Fahrstils und seiner charismatischen Persönlichkeit geliebt. Und der Tour ist er verbunden geblieben: Er steht während der Frankreich-Rundfahrt "Eurosport" als Experte zur Seite.

6. Alberto Contador (ESP)

(geboren am 6. Dezember 1982 in Madrid)

2005 schafft Contador den internationalen Durchbruch, indem er Etappen bei der Tour Down Under, der katalanischen Woche, der Baskenland-Rundfahrt und der Tour de Romandie gewinnt.

Zwei Jahre später liegt der Spanier nach einem Etappensieg bei der Tour aussichtsreich im Rennen. Die Suspendierung des Führenden Michael Rasmussen ist sein Vorteil: Er gewinnt die große Schleife.

Doch ein Jahr darauf ist seine Situation düster: Sein neues Team Astana erhält keine Einladung von der Tourorganisation. Er kann seinen Sieg nicht verteidigen, sondern muss ein Jahr warten. Doch er sitzt die Zeit nicht tatenlos ab: Die Siege bei der Vuelta und dem Giro bestätigen seine Hochform.

Ein Jahr später darf er auch wieder zur Tour. Und er nutzt seine Chance:  Drei Etappensiege hat er auf dem Konto, als er die Ziellinie in Paris in Gelb überquert.

Mit Siegen bei allen drei großen Landesrundfahrten reiht er sich in die illustre Gesellschaft der ganz Großen ein: Jacques Anquetil, Bernard Hinault, Felice Gimondi und Eddy Merckx.

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