Tour de France - 18. Etappe: Kuriose Zieleinfahrt bei Kwiatkowski-Sieg - Roglic wehrt Pogacar-Attacke ab

SID
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© imago images / Belga

Primoz Roglic ist nach einer souveränen Vorstellung auf der letzten Alpenetappe der Tour-Sieg kaum noch zu nehmen. Tagessieger Michal Kwiatkowski und sein Teamkollege Richard Carapaz sorgten für die emotionalste Zielankunft.

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Der sonst eiskalte Dominator Primoz Roglic winkte überglücklich mit Blumenstrauß und Stofflöwe vom Siegerpodest, nachdem er in einer Achterbahnfahrt der ganz großen Gefühle den wohl entscheidenden Schritt zum Tour-Triumph gemacht hatte. In der Manier eines ganz großes Champions parierte der Überflieger alle Attacken auf einer hochemotionalen letzten Alpenetappe, deren Sieger Michal Kwiatkowski Arm in Arm mit Teamkollege Richard Carapaz über die Ziellinie rollte.

"Alles ist gut gelaufen. Wir haben das Rennen bis zum Ziel kontrolliert. Es ist ein weiterer guter Tag für uns", sagte Roglic nach seiner souveränen Vorstellung bei der Hatz über fünf Pässe und mehr als 5100 Höhenmeter. Und gestand durchaus ein kleines Gefühlschaos ein: "Ich versuche immer, das Gelbe Trikot zu genießen. Es ist verrückt, die ganzen Leute, alles.

Bei weiter 57 Sekunden Vorsprung auf seinen jungen Landsmann Tadej Pogacar ist ihm der erste slowenische Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt kaum noch zu nehmen. 15 Kilometer vor dem Ziel legte Roglic seine Hand auf die Schulter Pogacars, der am letzten harten Anstieg bis zur Erschöpfung attackiert hatte, und redete aufmunternd auf ihn ein. Das sollte nicht die einzige bewegende Szene des Tages bleiben.

Kwiatkowski und Carapaz nämlich hatten als Ausreißer den Sieg für das gebeutelte Ineos-Team des am Vortag ausgestiegenen Titelverteidigers Egan Bernal frühzeitig gesichert. Nur: Wer von beiden gewinnen sollte, das war offen, bis sich beide auf den letzten Kilometer grinsend einigten.

Tour-Gesamtwertung: Nur ein Sturz kann Roglic noch stoppen

"Richard hat gesagt, dass ich den Etappensieg bekomme, denn er hat ja das Bergtrikot heute übernommen", sagte der polnische Ex-Weltmeister Kwiatkowski und meinte mit Tränen der Rührung in den Augen: "Es ist einfach unglaublich, ich hatte den ganzen Weg ins Ziel Gänsehaut. Das muss die Magie der Tour de France sein. Jetzt können wir endlich feiern." Kwiatkowski gedachte auch des am 3. März im Alter von nur 40 Jahren verstorbenen Ineos-Sportdirektors Nicolas Portal: "Wir vermissen ihn so sehr, dieser Sieg ist auch für ihn."

Roglic, der 1:53 Minuten nach dem Ineos-Duo ins Ziel kam, trennen derweil noch 304,7 km sowie eine ultimative Herausforderung beim Bergzeitfahren am Samstag von der ganz großen Party in Paris. Der 30-Jährige hatte mit seinem erneut sehr dominanten Jumbo-Visma-Team alles im Griff, der stärkste Fahrer in der stärksten Mannschaft der Tour zeigte sich als würdiger Patron. Auch zwei mutige Antritte seines schärfsten Kontrahenten Pogacar (UAE Team Emirates) auf der gefürchteten Schotterpiste Plateau des Glieres in der Schlussphase konterte Roglic mit großer Ruhe.

Somit wartet nur noch eine einzige wirkliche Prüfung auf Roglic: Beim immens schweren Zeitfahren in den Vogesen über 36 zunächst flache, dann leicht ansteigende und schließlich steile Kilometer hinauf zur Planche des Belles Filles ist der Jumbo-Visma-Kapitän allerdings der klare Favorit - nur Einbruch, Sturz oder Defekt können Roglics historischen Tour-Triumph wohl noch verhindern.

Für Andre Greipel endete seine vermutlich letzte Tour an diesem Berg der 1. Kategorie, der 38 Jahre alte Sprinter aus dem Israel-Team gab als Folge von Sturznachwirkungen und einer Grippe nach gut 30 km auf - zu den elf Etappensiegen des Rostockers wird wohl keiner mehr hinzukommen.

Tour de France: Die Gesamtwertung vor der 19. Etappe

PlatzFahrerNationTeamZeit
1Primoz RoglicSLOJUMBO-VISMA79:45:30 Stunden
2Tadej PogacarSLOUAE EMIRATES TEAM+0:57
3Miguel Angel LopezCOLASTANA PRO TEAM+1:27
4Richie PorteAUSTREK-SEGAFREDO+3:06
5Mikel LandaESPBAHRAIN-MCLAREN+3:28
6Enric MasESPMOVISTAR TEAM+4:19
7Adam YatesGBRMITCHELTON-SCOTT+5:55
8Rigoberto UranCOLEF PRO CYCLING+6:05
9Tom DumoulinNEDJUMBO-VISMA+7:24
10Alejandro ValverdeESPMOVISTAR TEAM+12:12
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