Dumoulin holt Gesamtsieg für deutsches Team

SID
Tom Dumoulin hat den 100. Giro d'Italia gewonnen
© getty

Tom Dumoulin starrte minutenlang gebannt auf den Fernsehschirm, dann brach unbändige Freude aus ihm heraus. Als klar wurde, dass die Zeit des Kolumbianers Nairo Quintana nicht genügen würde, hatte der Niederländer sich und dem deutschen Team Sunweb auf den letzten Drücker den Gesamtsieg beim 100. Giro d'Italia beschert. "Es ist total verrückt, unglaublich. Ich kann das gar nicht beschreiben", sagte Dumoulin.

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Bei der Siegerehrung vor dem berühmten Mailänder Dom wollte das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht des ersten niederländischen Giro-Siegers verschwinden, der sich gleich einen kräftigen Schluck aus der überdimensionalen Prosecco-Flasche gönnte. Stolz stemmte er dann die goldene "Trofeo senza fine" in die Höhe. "Jetzt will ich versuchen, irgendwann die Tour de France zu gewinnen", sagte er und ließ sich mit seinen Teamkollegen gebührend feiern.

Dumoulin entschied ein Wimpernschlagfinale der Italien-Rundfahrt für sich - mit einer glänzenden Vorstellung im abschließenden Einzelzeitfahren. Nach drei auszehrenden Wochen und der Energieleistung zum Abschluss über 29,3 km von Monza in die lombardische Metropole behielt er mit nur 31 Sekunden Vorsprung die Oberhand vor Top-Favorit Nairo Quintana (Kolumbien) und Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Italien/+40 Sekunden).

Der 26 Jahre alte Sunweb-Kapitän war mit der Hypothek von 53 Sekunden Rückstand auf Quintana in den letzten Abschnitt gestartet. Doch bei über 30 Grad Celsius zeigte sich schnell, dass Dumoulin seine klaren Vorteile im Kampf gegen die Uhr würde ausspielen können. "Großartig. Hut ab und dicker Glückwunsch", twitterte Marcel Kittel, der bis 2015 mit Dumoulin in einem Team gefahren war.

Erste Grand-Tour-Sieg eines Niederländers seit 37 Jahren

Etappenrang zwei hinter seinem Landsmann Jos van Emden (LottoNL-Jumbo) reichte zum großen Triumph, an dem auch der Berliner Simon Geschke als einer der wichtigsten Helfer seinen Anteil hat. Dumoulins Erfolg ist der erste Grand-Tour-Sieg eines Niederländers seit 37 Jahren. "Ich war so nervös, aber jetzt habe ich es geschafft. Ich hatte heute gute Beine", sagte er.

Dumoulin hatte das begehrte "Maglia Rosa" zur Mitte des dreiwöchigen Rennens erstmals erobert, dann aber am Freitag an Quintana abgeben müssen. Manches erinnerte an die Vuelta 2015, als Dumoulin den Sieg vor Augen hatte, dann jedoch einbrach. Diesmal aber sicherte Dumoulin mit einem starken Auftritt in seiner Paradedisziplin den größten Erfolg seiner Laufbahn.

Was bei der Jubiläumsausgabe der Italien-Rundfahrt Anfang Mai auf Sardinien begonnen hatte, krönte Dumoulin nach insgesamt 3609,1 km. Dazwischen lagen nicht nur der Ätna auf Sizilien, die Abruzzen oder die Alpen mit Mortirolo und Stilfser Joch, sondern auch eine in der Geschichte der großen Landesrundfahrten seltene Zuspitzung der Entscheidung auf das Schlusswochenende.

Vier Fahrer lagen vor dem abschließenden Kampf gegen die Uhr innerhalb von einer Minute - auch weil Dumoulin zwar am Samstag den Anschluss an Nibali, Quintana und Etappensieger Thibaut Pinot verlor, den Schaden aber mit großer Anstrengung begrenzte. "Alles kann passieren", sagte er danach, "ich werde mich nur auf mein Rennen fokussieren."

Aus deutscher Fahrer-Sicht wurde der Giro nicht zu einer Wiederholung des grandiosen Vorjahreserfolges. Sieben Etappensiege hatte es 2016 gegeben, diesmal steht nur ein Erfolg von Sprinter André Greipel (2. Etappe) zu Buche. Für die deutschen Teams war die Corsa Rosa dafür umso positiver. Bora-hansgrohe holte einen Tagessieg durch den Österreicher Lukas Pöstlberger, der auch kurzzeitig Rosa trug, und eine Reihe weiterer Top-3-Platzierungen. Überstrahlt wurde all das aber vom Triumph für Sunweb und Dumoulin.

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