Niederlande: Dopingbericht positiv bewertet

SID
Marcel Kittels Teamchef Iwan Spekenbrink sieht einen langen Weg im Anti-Doping-Kampf vor sich
© getty

Die niederländische Radsportszene hat den Bericht einer Untersuchungskommission zur Aufarbeitung der Dopingvergangenheit in der Epo-Ära positiv bewertet.

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"Es gab im Radsport keine gesunde Situation. Alle waren involviert", sagte Iwan Spekenbrink, Manager des Teams Argos-Shimano in Rotterdam dem "SID".

Von einem Wundermittel wie Epo hätten alle profitieren wollen. "Der Manager, der um Sponsoren kämpft genauso wie der Fahrer, der auch um Punkte für sein Team fährt. Das ist nicht schön, aber so war die Realität", fügte Spekenbrink hinzu. Laut des Reports der "Antidoping-Anpack-Kommission" (ADA) waren bis zu 95 Prozent der männlichen niederländischen Radsport-Profis in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren gedopt.

Spekenbrink spürt auch nach dieser schonungslosen Analyse weiterhin eine langfristige Verpflichtung im Anti-Doping-Kampf. "Jeder hat seine Verantwortung. Wir können nicht sagen, dass wir am Ende sind. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns", sagte der 37 Jahre alte Teamchef der deutschen Top-Sprinter Marcel Kittel und John Degenkolb.

Schmerzhafter Einblick

Marcel Wintels, der Vorsitzende des niederländischen Verbandes (KNWU), bewertete den Bericht im Gespräch mit der Tageszeitung "De Telegraaf" als "einen ehrlichen, realistischen, aber auch schmerzhaften Einblick, wie weit verbreitet Doping im Radsport war".

Auch die niederländischen World-Tour-Teams Vacansoleil und Blanco kommentierten die Arbeit der Kommission wohlwollend. "Schön zu hören, dass ein unabhängiges Gremium bei seiner Untersuchung zu dem gleichen Schluss gekommen ist wie wir in unserer eigenen Analyse", sagte Vacansoleil-Manager Daan Luijkx.

Anonyme Befragung

Und Richard Plugge, Manager bei Blanco, fand besonders gut, "wie resolut die Führung des niederländischen Radsports im Kampf gegen Doping vorgeht. Das bedeutet nicht, dass es nicht noch eine Menge Arbeit gibt. Ich bin aber davon überzeugt, dass der Sport in einer besseren Position als ein Jahrzehnt zuvor ist", sagte Plugge der Nachrichtenagentur ANP.

Die Kommission war nach vielen Dopinggeständnissen im internationalen Profiradsport vom niederländischen Olympischen Sportbund (NOCNSF) und vom KNWU im Dezember 2012 gegründet worden. Auf anonymer Basis ließen sich mehr als 70 aktuelle und ehemalige Radrennfahrer, Teamleiter, Teammanager, medizinische Betreuer, Journalisten, Sponsoren und Antidopingsachverständige befragen.