Fünf Radprofis mit verdächtigen Blutwerten

SID
Franco Pellizotti wurde Anfang Mai 2010 von der UCI suspendiert
© Getty

Fünf Radprofis wurden laut eines Berichts des "Wall Street Journal" trotz auffälliger Blut- und Urinwerte nicht gesperrt. UCI-Präsident Pat McQuaid bestätigte dies.

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UPDATE Die wichtigsten Sponsoren wenden sich von Lance Armstrong ab und der Weltverband UCI gerät mal wieder in Erklärungsnot: Der Radsport befindet sich weiter im Würgegriff des Dauerthemas Doping.

Während die Radfirma Trek und der Sportartikelhersteller Nike die US-Behörden bei den Ermittlungen gegen Armstrong unterstützen, hat die UCI fünf namentlichen bekannte Fahrer trotz auffälliger Blutwerte nicht gesperrt.

Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" (WSJ) hat die UCI im Dezember 2009 eine Liste mit acht Namen erhalten, deren Biologischer Pass Unregelmäßigkeiten aufwies.

Bisher wurden allerdings lediglich der Italiener Franco Pellizotti, der Slowene Tadej Valjavec und der Spanier Jesus Rosendo gesperrt. UCI-Präsident McQuaid bestätigte, dass es diese fünf Fahrer gebe.

Howman: "Wir haben das Recht einzugreifen"

Nach Informationen des WSJ haben zudem mindestens zwei Mitglieder des neunköpfigen Expertengremiums, das die Biologischen Pässe analysiert, Bedenken geäußert, die UCI würde bestimmte Fahrer schützen.

Als Konsequenz will die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) künftig Einsicht in die mit dem Biologischen Pass gesammelten Daten erhalten. In den vergangenen drei Wochen seien entsprechende Maßnahmen eingeleitet worden.

"Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass das System nicht umgangen wird. Wir haben das Recht einzugreifen, wenn wir denken, dass Fälle nicht ordnungsgemäß verfolgt werden", sagte WADA-Direktor David Howman.

Zwei Jahre Sperre für Pellizotti beantragt

Lediglich für Pellizotti ist von Italiens Olympia-Komitee CONI eine Sperre über zwei Jahre beantragt worden. Valjavec wurde von Sloweniens Anti-Doping-Agentur freigesprochen, Rosendo fährt derzeit munter bei der Portugal-Rundfahrt.

Laut UCI-Boss McQuaid seien die Daten des Biologischen Passes bisher nicht an die WADA weitergeleitet worden, weil dazu keine Pflicht bestand.

"Ich wehre mich gegen Behauptungen, dass wir Betrüger nicht konsequent genug verfolgen", sagte McQuaid. Der Ire verwies darauf, dass auch der Radsport das Recht auf Selbstkontrolle habe.

Armstrong verliert Unterstützung

Allerdings hat eben diese Selbstkontrolle den Verband in der Vergangenheit immer wieder in die Bredouille gebracht. Zuletzt musste McQuaid nach zunehmendem Druck einräumen, dass Armstrong der UCI in den Jahren 2002 und 2005 insgesamt 125.000 Dollar gespendet hatte.

Diese Überweisungen an die eigene Kontrollinstanz werden auch Jeff Novitzky interessieren, der gegen Armstrong wegen Betrugs und Verschwörung ermittelt.

Der stets seine Unschuld beteuernde Armstrong verliert in dem Fall, den sein Ex-Teamkollege Floyd Landis mit seinem Doping-Geständnis ins Rollen gebracht hatte, immer mehr Unterstützung.

"Wir wurden kontaktiert und wir haben Informationen zur Verfügung gestellt. Wir kooperieren mit den Behörden", sagte Trek-Firmensprecher Bill Mashek und fügte an: "Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass es sich noch um Vorwürfe handelt."

Bruyneel hatt den Verkauf bestätigt

Laut Landis sollen von Trek gesponsorte Räder für das Team US Postal im Internet versteigert worden sein, um das Dopingsystem in dem Rennstall zu finanzieren.

Der frühere Teamchef Johan Bruyneel hatte den Verkauf bestätigt. Allerdings sei es erst zu den Versteigerungen gekommen, als das Team 2007 aufgelöst wurde.

Dass Trek mit den Behörden kooperiert und damit Armstrong eventuell belastet, wird der dreimalige Tour-Sieger Greg LeMond mit einem süffisanten Lächeln verfolgen.

Armstrongs Chefkritiker war jahrelang Geschäftspartner von Trek, ehe die Radfirma den Vertrag - offenbar auf Druck von Armstrong - kündigte. LeMond hatte sich kritisch über Armstrongs Zusammenarbeit mit dem italiensichen Doping-Arzt Michele Ferrari geäußert.

Armstrong-Sponsor unterstützt Ermittlungen