Landis: Sperre und Tour-Sieg aberkannt

Von dpa
Landis, Floyd, Phonak
© Getty

München - 14 Monate nach seinem Sieg bei der Tour de France und knapp 16 Wochen nach seiner Anhörung vor der American Arbitration Association (AAA) ist der amerikanische Radprofi Floyd Landis wegen Testosteron-Dopings für zwei Jahre gesperrt worden.

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Dieses Urteil teilte das US-Schiedsgericht mit. Als letzte Möglichkeit, die Sperre und die Aberkennung seines Tour-Sieges zu verhindern, bleibt dem 31-Jährigen nur noch der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne.

Christian Prudhomme, Renndirektor der Tour de France, zog umgehend die Konsequenzen aus dem Urteil. "Für uns ist Floyd nicht länger der Sieger. Es hat lange gedauert, bis das bestätigt wurde, was wir schon alle wussten, nämlich dass er uns betrogen hat", so Prudhomme.

Durch die Aberkennung des Tour-Sieges ist Landis der erste Sportler in der 105-jährigen Geschichte der Tour, der nachträglich den Titel verliert. Der Beginn der Sperre wurde rückwirkend auf den 30. Januar 2007 festgelegt.

"Wir sind unschuldig"

"Dieses Urteil ist ein Schlag für jeden Athleten und Radsportler. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA war unfähig, die Hauptpunkte der Anklage zu beweisen. Das zeigt, wie fehlerhaft dieses System ist. Ich bin unschuldig, und wir haben das bewiesen", ließ Landis über die ihn vertretende Kanzlei Gibson, Dunn & Crutcher mitteilen.

"Das Urteil ist eine Enttäuschung. Bei der Untersuchung wurden so viele Fehler gemacht, aber das Schiedsgericht hat all diese Ungereimtheiten ignoriert. Die Richter haben außerdem die Aussagen unserer Experten zu den Untersuchungen vernachlässigt. Es ist ein klares Fehlurteil", betonte Landis-Anwalt Maurice Suh.

Schlampig oder nicht?

Bereits bei der Anhörung vor der AAA im Mai hatte die Verteidigung darauf verwiesen, dass die nachträgliche Untersuchung der Landis-Proben im französischen Labor Chatenay-Malabry fehlerhaft gewesen sei, und die Ergebnisse deshalb als "schlampig" bezeichnet.

Eine Labor-Angestellte, die mehrfach positive Landis-Analysen vorgenommen hatte, hatte technische Fehler zugegeben. Das Gericht betonte aber, dass diese Mängel nicht ausreichten, um den positiven Test für ungültig zu erklären. Es warnte allerdings davor, dass es in der Zukunft durchaus Probleme mit ähnlichen Fällen geben könnte, wenn derartige Untersuchungspraktiken fortgesetzt würden.

Knappe Entscheidung

Zudem räumten die Richter in ihrer 84 Seiten umfassenden Urteilsbegründung ein, dass der bei Landis durchgeführte und letztlich positiv ausgefallene Testosteron-Epitestosteron-Test nicht nach den Standards der Welt-Antidoping-Agentur WADA durchgeführt wurde. Doch eine anschließende, präzisere und teurere Untersuchung habe eindeutig einen Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln ergeben.

"Allein diese Analyse genügt schon als Basis, um von einem Steroid-Missbrauch zu sprechen", so die Richter. In ihrer Abstimmung hatten die drei Juroren Landis mit 2:1-Stimmen für schuldig gesprochen, auf der 17. Etappe der Tour de France im vergangenen Jahr mit Testosteron gedopt zu haben.

Die WADA betonte in einer ersten Stellungnahme, dass man das Urteil genau besprechen werde. "Und wie bei allen anderen Dopingfällen bewerten wir die Sanktionen so, wie sie beschlossen wurden", so die WADA weiter.

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