"Oh Mann, ich habe diese Jungs geliebt"

Von Interview: Florian Regelmann
Die good old Kings: Doug Christie, Mike Bibby, Peja Stojakovic, Chris Webber, Vlade Divac
© Getty

SPOX bat Joey Hand, seines Zeichens BMW-Fahrer in der DTM, zum Interview über seine geliebten Sacramento Kings. Mit dabei: Anekdoten über die "Greatest Show on Court" mit Peja Stojakovic, Chris Webber, Vlade Divac und Co. sowie den unbeliebten Dirk Nowitzki und den Lakers-Skandal.

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Erst vor kurzem hatte NBA-Freak Joey Hand in seinem eigentlichen Metier ein besonderes Highlight (siehe Video). 2011 hatte Hand mit Dirk Müller und Andy Priaulx die GT-Klasse beim 12-Stunden-Rennen von Sebring gewonnen. Es ist der Saisonauftakt der American Le Mans Series, bei der Hand im Vorjahr dann auch GT-Meister wurde.

Im diesjährigen Rennen fiel die Entscheidung erst in der allerletzten Runde, nachdem Hand schon sensationell über 3 Stunden im BMW M3 GT verbracht hatte. Es kam zum Duell zwischen Hand und Olivier Beretta im Ferrari, dann drehte sich aber Beretta (nicht im Bild) und Hand wird von Gianmaria Bruni (in einem anderen Ferrari) von der Strecke befördert. Er schafft es dennoch ins Ziel und gewinnt erneut. Verrückt! Jetzt aber zum NBA-Talk...

SPOX: Joey, Sie sind 1979 in Sacramento geboren. Die Kings kamen 1985 in die Stadt. Haben Sie Erinnerungen an die Zeit, als Sie noch ein Kind waren?

Joey Hand: An diese Zeit noch nicht. Das war noch zu früh mich. Ich habe in meiner Kindheit Baseball gespielt und bin Kart gefahren. Meine große Kings-Zeit hat dann erst später angefangen, als wir ein Team hatten mit Bobby Jackson, Peja Stojakovic, Vlade Divac und diesen Jungs - daran habe ich tolle Erinnerungen. Das waren gute Zeiten für die Kings. Selbst meine Großmutter war heiß auf die Kings. (lacht) Sie können sich nicht vorstellen, was in dieser Zeit in der Stadt abgegangen ist. Jeder war voll dabei.

SPOX: Was war denn das erste Kings-Spiel, das Sie besucht haben?

Hand: Was genau das erste war, weiß ich gar nicht mehr genau. Ich war bei einigen Heimspielen, ich erinnere mich aber vor allem noch an ein bestimmtes Auswärtsspiel. In Golden State bei den Warriors. Über einen Kumpel von mir habe ich super Karten bekommen, in der ersten Reihe. Ich sehe Peja noch vor mir, wie er mir beim Einwurf fast auf dem Fuß gestanden ist. Ich hatte nicht viele Gelegenheiten, zu vielen Spielen zu gehen, weil mich Baseball und Racing zeitlich so beansprucht haben, aber die Kings-Spiele sind bis heute etwas Besonderes für mich. Ich war bei keinem Sport-Event, bei dem ich so viel Spaß hatte.

SPOX: Bevor die starke Zeit der Kings begann, gab es eine lange Durststrecke. Unter anderem auch deshalb, weil einige bittere Geschichten passiert sind. Bobby Hurley hatte in seiner Rookie-Saison einen Autounfall, Ricky Berry beging Selbstmord und Pervis "Out of Service Pervis" Ellison entpuppte sich als kein glücklicher Griff als Nummer-eins-overall-Pick. Es änderte sich eigentlich erst alles zum Guten, als die Maloof-Family 1996 das Team kaufte. Dann wurde Jason Williams gedraftet...

Hand: Oh Mann, Jason Williams. Ich habe ihn geliebt. Und dann kam Mike Bibby später als sein Nachfolger, das Bibby Feaver ist in der ganzen Stadt grassiert. Wir hatten irgendwie immer gute Point Guards. Bobby Jackson hat von der Bank kommend auch immer eine gute Show abgezogen. Bobby hat viele Spiele für die Kings gewonnen. Und bei Peja waren es eben immer seine Dreier, die er reingeschossen hat. Mir fällt gerade ein, wie ich einmal Peja beim Three Point Contest beim All-Star-Game im Fernsehen gesehen habe. Hat er den nicht sogar gewonnen?

SPOX: Sogar zweimal. 2002 und 2003.

Hand: Peja war großartig. Mein Brunder und ich haben immer NBA auf der Playstation gezockt und wenn ich einen Dreier gebraucht habe, musste immer Peja abdrücken. (lacht) Das waren die goldenen Jahre der Kings. Wenn ich wieder zuhause bin, muss ich unbedingt mal wieder zu einem Spiel. Ein paar Freunde von mir haben Season Tickets. Ich werde die Familie mitnehmen und mal wieder zu den Kings gehen. Das wird super.

SPOX: Die Atmosphäre bei Kings-Heimspielen ist immer sensationell. Früher in der Arco Arena, jetzt heißt die Halle ja Power Balance Pavilion. Und auch wenn es auswärts traditionell nicht läuft, es gab sogar mal eine 1-40-Bilanz in einer Saison, sind die Kings zuhause immer gut. Woher kommt diese extreme Leidenschaft der Fanbase?

Hand: Es hat ohne Frage viel damit zu tun, dass die Kings unser einziges Team sind, das wir in der Stadt haben. Sonst gibt es nur noch die River Cats, aber das ist nur ein Minor-League-Team im Baseball. Die Menschen wollen unbedingt, dass die Kings erfolgreich sind. Es ist ziemlich cool, Teil einer Stadt zu sein, die so hinter ihrem Team steht. Das merkst du eigentlich sofort, wenn du in die Arena rein kommst. Es ist so laut, dass du Ohrstöpsel benötigst. Hinzu kommt, dass Sacramento zwar die Hauptstadt von Kalifornien mit einer großen Reputation ist, aber es hat dennoch den Flair einer Kleinstadt. Das macht es auch speziell.

SPOX: Umso wichtiger war jetzt die Nachricht, dass es eine neue Halle geben wird und die Kings in Sacramento bleiben werden. Dabei waren Sie zu einem Zeitpunkt schon fast weg, nämlich in Anaheim...

Hand: Das stimmt. Diese Anaheim-Sache war verdammt knapp davor, perfekt zu sein. Mein Vater hat mich letztens am Flughafen abgeholt und mir erzählt, dass es einen Deal für eine neue Arena gibt, die auch näher an Downtown sein soll. Die Nachrichten waren voll davon in Sacramento. Mit Kevin Johnson ist ja ein Ex-NBA-Spieler Bürgermeister in Sacramento, er hat sich wirklich für die neue Arena eingesetzt. Es sah ziemlich übel aus eine Zeit lang, aber jetzt ist die Erleichterung umso größer. Sacramento ist ohne die Kings nicht vorstellbar. Gerade weil wir eben sonst nichts haben.

SPOX: Noch mal zurück zu den guten alten Zeiten. Komplett war die "Greatest Show on Court" dann, als Doug Christie aus Toronto geholt wurde. Was hat die Truppe aus Ihrer Sicht so stark gemacht?

Hand: Christie war auch ein klasse Typ. Ach, ich habe diese Jungs alle geliebt. (lacht) Was die Kings zu dieser Zeit so stark gemacht hat, war die Tatsache, dass sie so eine hervorragende Starting-Five hatten, aber gleichzeitig auch eine großartige Bank. Coach Rick Adelman hatte immer jemanden, den er bringen konnte. Er konnte mit einer großen Aufstellung spielen, oder auch mit einer kleinen. Er hatte einfach viele Optionen.

SPOX: Wer ist denn Ihr Lieblingsspieler aller Zeiten?

Hand: Das ist echt schwer für mich. Aber derjenige, der mir immer in den Kopf kommt, ist Jason Williams. Ich habe seinen Stil geliebt, er war so kreativ, sicher einer der kreativsten Passgeber aller Zeiten. Knapp dahinter kommt aber Peja. Weil er so clutch war. Genauso wie es dieser Typ bei den Lakers war... Derek Fisher! Ich erinnere mich, wie die Jungs die verrücktesten Dreier reingeschmissen haben.

SPOX: Fisher ist ein gutes Stichwort. 2001, nachdem Williams für Bibby weggetradet worden war, hatten die Kings ihre beste Saison und feierten 61 Siege. In den Western Conference Finals verlor man dann aber in sieben Spielen gegen die Lakers.

Hand: Kings vs. Lakers - das ist wirklich eine große Rivalität. Wenn die Lakers kommen, kriegst du in Sacramento keine Tickets mehr. Ich weiß noch sehr genau, wie wir diese Serie verloren haben. In Spiel 7 in der Overtime. Das war ein Heartbreaker. Zumal es ja davor ein kontroverses Spiel 6 gegeben hatte.

SPOX: Das kann man wohl sagen. Die Lakers wurden von den Refs unglaublich krass bevorteilt. Bibby wurde zum Beispiel am Ende von Bryant gefoult und bekam selbst das Foul. Und die Lakers standen alleine im letzten Viertel 27 Mal an der Freiwurflinie...

Hand: 27 Freiwürfe. In einem Viertel. Das ist viel. Was soll man noch groß dazu sagen? Es war bitter. Aber es waren insgesamt dennoch die guten Zeiten. Ich hoffe, dass es nicht die letzten guten Zeiten für die Kings gewesen sind.

SPOX: Es sollte nicht die einzige bittere Playoff-Erfahrung der Kings bleiben. Da gab es auch eine Hammer-Serie gegen die Dallas Mavericks, die in sieben Spielen verloren ging. Dirk Nowitzki ist in Sacramento auch nicht gerade beliebt, oder?

Hand: Oh mein Gott, die Serie gegen die Mavs war auch herzzerreißend. Nowitzki war uns immer ein Dorn im Auge, um ehrlich zu sein. Er war immer so schwer zu schlagen und hat die Mavs getragen.

SPOX: Es muss hart gewesen sein, als die Kings dann nach und nach auseinander gerissen wurden?

Hand: Jeder war sehr enttäuscht. Es gab eine Zeit, in der als Folge dann auch das Interesse an den Kings nachließ, aber ich habe das Gefühl, dass in dieser Saison wieder ein bisschen Momentum aufkommt. Ich höre von meinen Freunden, dass sie wieder häufig bei den Kings sind. Das Team hat viele talentierte Jungs. Dieses Interview hat mich richtig inspiriert - ich werde die Kings wieder mehr unterstützen, bald zu einem Spiel gehen und dabei helfen, mit meiner positiven Energie die Wende zum Guten zu schaffen. (lacht)

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