Whistleblower belastet Russlands Athleten

SID
Russlands Leichtathleten werden weiterhin belastet
© getty

Eigentlich gesperrte Doping-Trainer arbeiten ungeniert weiter, von Erneuerung keine Spur: Ein weiterer Whistleblower hat schwere Vorwürfe gegen Russlands Skandal-Leichtathletik erhoben. Die angeblichen Reformen im Anti-Doping-Kampf seien nur Augenwischerei.

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"Da wird ein Wandel vorgetäuscht, den es gar nicht gibt", sagte der russische Leichtathlet Andrej Dmitrijew der ARD-Dopingredaktion.

Laut Dmitrijew betreut unter anderem Wladimir Kasarin trotz seiner weltweiten Sperre wegen Dopingvergehen weiterhin russische Top-Athleten. "Er arbeitet noch. Das lässt er sich nicht so leicht wegnehmen", sagte der 26-Jährige: "Wenn du behauptest, dass wir uns ändern, dann aber diese Leute einfach weitermachen - das ist doch Heuchelei, das sind Lügen."

Wie schon Julia Stepanowa und deren Mann Witali spielte Dmitrijew der Sportschau heimlich aufgenommenes Videomaterial zu, das Kasarin in einem russischen Trainingslager zeigen soll. Kasarin versorgte schon Stepanowa mit Dopingmitteln und betreute auch 800-m-Läuferin Maria Sawinowa. Die Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Spiele von London soll laut einer unabhängigen Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA lebenslang gesperrt werden.

Kasarin "nicht der dickste Fisch"

Neben Kasarin sollen weitere russische Trainer trotz Dopingverstrickungen weiter aktiv sein. Kasarin sei "nicht der dickste Fisch", sagte Dmitrijew: "Ich sehe, dass die Trainer, die ganz sicher mit Doping gearbeitet haben, immer noch da sind. Und die Sportler, von denen ich weiß, dass sie gedopt haben, die trainieren weiter mit ihnen."

Der russische Leichtathletik-Verband RUSAF meldete sich am Sonntagabend zu Wort. "Unser Verband wird alle Informationen aus Seppelts Dokumentation überprüfen", sagte Präsident Dmitri Schljachtin der Nachrichtenagentur TASS.

Im November 2015 wurden Russlands Leichtathleten vom Weltverband IAAF wegen des massiven Dopingskandals international gesperrt. Seitdem arbeitet die RUSAF an der Wiederaufnahme. An diesem Montag reist die IAAF-Task-Force unter Vorsitz des Norwegers Rune Andersen nach Moskau, um die Fortschritte zu untersuchen.

"Wenn auf den Videobildern wirklich dieser gesperrte Trainer zu sehen ist, hat RUSAF die dem Verband auferlegten Kriterien für die Wiederzulassung nicht eingehalten", sagte IAAF-Generaldirektor Olivier Gers der ARD vor dem Treffen: "Dies wäre aber notwendig gewesen, um die Suspendierung des russischen Verbandes aufzuheben."

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