Gabriel Clemens exklusiv: "Wenn ich gut spiele, kann ich fast jeden ärgern"

Von SPOX
Gabriel Clemens hat sich in der Weltrangliste in die Top 32 gespielt.
© imago images / osnapix

Gabriel Clemens geht zum ersten Mal als deutsche Nummer eins in die Darts-WM (alle Sessions live auf DAZN). In seinem Auftaktmatch könnte der 37-Jährige am 21. Dezember im letzten Spiel der Abend-Session auf Landsmann Nico Kurz treffen.

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Im Interview mit DAZN und SPOX spricht Clemens über ein mögliches Duell und analysiert seine Saison 2020.

Gabriel Clemens über ...

... das Jahr 2020:

"Grundsätzlich bin ich zufrieden mit meinem Jahr. Ich habe alle großen Turniere gespielt, das ist auf jeden Fall ein Erfolg. Gerade die UK Open waren ein gutes Turnier von mir. Auf der anderen Seite waren auch Turniere dabei, die nicht so gut waren. Wenn ich an die Autumn Series denke, das war eine Katastrophe. Aber wenn man einmal in einer schlechten Phase steckt und dann fünf Turniere am Stück spielen muss, ist es schwer, etwas dagegen zu machen."

... das Highlight des Jahres:

"Das war der World Cup mit Max, als wir das Halbfinale erreicht haben für Deutschland. Das war etwas Besonderes. Wales war bärenstark im Halbfinale, aber mit dem dritten Platz können wir ganz gut leben und vielleicht können wir es ja im nächsten Jahr wieder versuchen."

... seine Ziele für die WM:

"Es ist schwer zu sagen, wann ich von einer guten WM sprechen würde. Wenn ich ein gutes Spiel mache im ersten Spiel und trotzdem rausgehe, kann ich damit leben. Besser als wenn ich mit zwei schlechten Spielen zwei Runden gewinne. Dann wäre ich auch nicht zufrieden. Grundsätzlich möchte ich gut spielen, so viel Tolles habe ich im Ally Pally noch nicht gezeigt. Das würde ich gerne ändern. Und wenn ich gut spiele, kann ich in dem Sport auch fast jeden ärgern."

... ein potenzielles Duell mit Nico Kurz in Runde zwei:

"Ich habe gar nicht viel gedacht, als die Auslosung raus war. Nico und ich kennen uns schon lange, auch aus dem E-Dart-Bereich. Wir verstehen uns sehr gut, aber wenn es zum Match kommt, muss die Freundschaft dann mal zwei Tage lang ruhen. Natürlich wäre es ein besonderes Match, auf der anderen Seite ist es auf der Tour völlig normal, dass Engländer oder Niederländer gegeneinander spielen, wenn es so kommt, müssen dann halt mal wir Deutschen gegeneinander spielen."

Gabriel Clemens hat sich in der Weltrangliste in die Top 32 gespielt.
© imago images / osnapix
Gabriel Clemens hat sich in der Weltrangliste in die Top 32 gespielt.

Gabriel Clemens: "Froh, dass Fans dabei sind"

... die Rückkehr der Fans bei der WM (1000 Fans pro Session):

"Es wird natürlich etwas ganz anderes sein als sonst. Normal erleben wir die große Party, jetzt sind Gesänge und Kostümierung verboten, das wird komplett anders. Aber wir sind einfach froh, dass überhaupt wieder Fans dabei sind. Und 1000 sind ja immerhin schon eine ganze Menge."

... seine veränderte aggressivere Körpersprache auf der Bühne:

"Ich fühle mich mittlerweile wohler auf der Bühne, ich habe einfach viel mehr Bühnenerfahrung. Die Körpersprache ist eine Folge einer kontinuierlichen Entwicklung, die glaube ich ganz gut ist."

... über Van den Bergh und De Sousa als Vorbilder, wie schnell ein Major-Sieg kommen kann:

"Natürlich sind das gute Beispiele, aber auf der anderen Seite müssen sie diese Erfolge auch erstmal bestätigen und zeigen, dass sie da hingehören. In zwei Jahren haben sie ein Riesenergebnis zu verteidigen, dann werden wir sehen, ob sie es bis dahin geschafft haben, sich in der Spitze zu etablieren."

Gabriel Clemens: "Alle können alle schlagen"

... die Gründe für die vielen Überraschungen in diesem Jahr:

"Es kann natürlich schon an den fehlenden Zuschauern liegen. Emotionale Spieler wie Michael van Gerwen oder Gerwyn Price, die gerne mit den Fans spielen, haben mit Sicherheit einen Nachteil. Es kann viele Gründe haben. Vielleicht haben im Lockdown einige ihr Training stärker zurückgedreht, andere haben vielleicht mehr investiert und es hochgeschraubt. So kann sich dann einiges verschieben."

... das Niveau auf der Tour:

"Man sieht deutlich, wie die Dichte immer enger geworden ist. Mittlerweile können alle alle schlagen, so kann auch ich jeden schlagen und weiter nach vorne kommen. Es kann aber auch mal eine Zeit lang schlecht laufen, dann verlierst du wieder ein paar Plätze in der Rangliste. Aber dann musst du nach einem Schritt zurück eben wieder zwei nach vorne machen."

... seine Entscheidung, Profi zu werden:

"Meine Eltern waren überhaupt nicht begeistert, was ja auch normal ist. Ich hatte einen sicheren Job, da haben sie sich natürlich gefragt, warum ich das aufgebe und etwas Risikoreiches versuche. Bis jetzt habe ich glaube ich nicht viel falsch gemacht, ich bin zufrieden, aber wenn ich wie früher zur Arbeit gehen würde, würde es mir auch gut gehen."

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