Darts-Krankheit Dartitis erklärt

Von SPOX
Auch Mensur Suljovic litt lange unter Dartitis, hat sie aber mittlerweile im Griff
© getty

Immer wieder hört man von Profi-Dartspielern, die unter Dartitis leiden. Was versteht man unter dieser Krankheit? Wie äußert sie sich? Welche Spieler leiden unter Dartitis und wie helfen sie sich gegen die Einschränkung? SPOX liefert Antworten zur Krankheit, die den Dartspielern Probleme macht.

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Was ist Dartitis?

Unter Dartitis versteht man ein psychologisches Problem, bei dem Dartspieler ohne offensichtliche Gründe ihre Feinmotorik verlieren und somit einen starken Leistungsverlust erleiden. Vor allem in der Konzentrationssportart Darts, in dem kognitive Fähigkeiten im Vordergrund stehen, haben Schwächen in der Psyche große Auswirkungen.

Dartitis wird häufig mit einem ähnlichen Problem aus dem Golfsport verglichen. Dort treiben die sogenannten "Yips", plötzliche Zuckungen in der Ausholbewegung beim Putten, die Profis in den Wahnsinn. Viele Golfer mit "Yips" versuchen durch Adaptionen in der Schwungbewegung dem Problem Herr zu werden.

Im Interview mit SPOX erklärt Darts-Mentaltrainer Richard Weese: "Dartitis hat viele Gesichter. Es beginnt mit einer leichteren Verkrampfung, bei der der Betroffene Darts nach rechts und links leicht verreißt. Im schlimmeren Stadium fühlt sich der Arm schwer an und suggeriert das Gefühl, dass man Ziegelsteine auf die Scheibe werfen will. Dadurch werden die Würfe total unkontrolliert. Das ist frustrierend, durch die schlechten Aufnahmen steigt gleichzeitig der Druck."

Was sind die Symptome von Dartitis?

Vor allem der Abwurf der Pfeile ist betroffen. Spieler, die unter Dartitis leiden, haben Probleme damit, ihre Darts zum richtigen Zeitpunkt loszulassen. Die Profis sind dabei so sehr darauf bedacht, nichts falsch zu machen, dass eine gewisse Verkrampfung sie nicht mehr ihre gewohnte Wurfbewegung durchführen lässt.

"Mentale Belastung und schwache Scores befeuern sich gegenseitig. Es entstehen Zuckungen und die Darts-Pfeile können nur noch durch starke mentale und körperliche Anstrengung abgeworfen werden. Statt des gewohnten Bewegungsablaufs zwingt man sich mit Gewalt, die Kontrolle ist da nur noch gering. Im schlimmsten Fall spannt sich dann ein Muskel an, der andere Muskel will aber unbedingt die Bewegung ausführen. In der Folge verkrampft man völlig und die Darts verlassen die Hand nicht mehr, es geht einfach nicht. Das endet in der puren Verzweiflung und der Teufelskreis nimmt erneut Fahrt auf. Im Extremfall kippt der Spieler mit dem Körper nach vorne um und kann den Pfeil einfach nicht loslassen.", erläutert Experte Richard Weese.

Begriffsklärung

Tony Wood, der Redaktionsleiter des World Darts Magazine, hat diesen Begriff eingeführt. Er verwendete den Begriff erstmals im Januar 1981, 2007 wurde er sogar in das Oxford English Dictionary aufgenommen.

Welche Darts-Profis sind von Dartitis betroffen?

Der wohl berühmteste Fall von Dartitis war Eric Bristow, der in den Achziger-Jahren erstmals davon berichtete, Probleme beim Abwurf seiner Darts zu haben. Der fünffache Weltmeister erholte sich aber teilweise von seinen Rückschlägen, und konnte sogar trotz Dartitis noch einmal an die Spitze der Weltrangliste zurückkehren.

Auch Mensur Suljovic hatte jahrelang Probleme mit seinem Abwurf. Deshalb zählt der Wiener zu jenen Spielern mit den extravagantesten Wurfstilen im Dartszirkus. Suljovic hat seine Technik sogar so gut perfektioniert, dass er sich mittlerweile in den Top Ten der Weltrangliste festsetzte.

Beim Grand Slam of Darts 2017 hatte Berry van Peer massive Probleme, seine Darts in die gewünschte Richtung zu lenken. Trotzdem reichte es überraschenderweise für den Einzug ins Achtelfinale, da er unter anderen Simon Whitlock schlug.

Weitere Spieler mit Dartitis sind Mervyn King, Richie Burnett oder Mark Walsh.

Welche Methoden helfen Dartspielern?

Einige Profis versuchen immer mehr, mit Mentaltrainern zusammenzuarbeiten. Bei Darts ist es wichtig, stets über eine gesamte Partie voll im Fokus zu sein. Psychologen können helfen, mentale Probleme in den Griff zu bekommen, und so eventuell auch Dartitis zu kontrollieren. Einige Spieler probierten sogar mittels Hypnose, sich beim Abwurf der Darts wieder zu bessern.

Der Fall Suljovic zeigt zudem, dass die Umstellung der Wurftechnik der Schlüssel zum Erfolg sein kann. Doch dies ist alles andere als einfach, denn Spieler sind teilweise jahrzehntelang auf der Tour mit der selben eingefleischten Technik unterwegs gewesen. Eine grundsätzliche Veränderung im Wurfstil kann Jahre dauern.

Zudem können spezielle Übungen am Dartboard helfen, das gewohnte Gefühl beim Wurf zurückzubekommen. Weese gibt auch hierzu einen kurzen Einblick in seiner Arbeit: "Eine praktische Übung besteht beispielsweise darin, dass ich auf dem Darts-Board die Zahlen abdecke und plötzlich treffen viele Spieler wieder die Triple. Dann zeige ich einige Atemübungen und decke die Felder nach und nach wieder auf und die Blockade löst sich langsam. Wer den Atemrhythmus kontrolliert, hat schon viel gewonnen."

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