"Beide brauchen diesen Kampf"

Von Interview: Malte Müller-Michaelis
Floyd Mayweather und Manny Pacquiao treffen am Samstag in Las Vegas aufeinander
© getty

Der Mega-Fight zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao (So., 3 Uhr im LIVE-TICKER) rückt immer näher - und auch Mauricio Sulaiman kann das lang ersehnte Duell nicht mehr erwarten. Im Interview mit SPOX spricht der WBC-Präsident über eine neue goldene Ära im Boxen, das Erbe seines Vaters und die nervige Titelinflation.

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SPOX: Herr Sulaiman, am Samstag steigt in Las Vegas der Kampf des Jahrhunderts zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao. Was bedeutet dieser Fight für den Boxsport?

Mauricio Sulaiman: Dieser Kampf könnte eine neue goldene Ära des Boxens einleiten. Es ist sehr, sehr lange her, dass ein Kampf so viel Aufmerksamkeit erregt hat - nicht nur unter Boxfans, sondern auf der ganzen Welt. Der Austausch unter den Fans und die Diskussionen über den Kampf sind ohnehin unerreicht, weil die Neuen Medien und die sozialen Netzwerke so viele neue Möglichkeiten bieten. Insgesamt ist Mayweather vs. Pacquiao nicht nur ein Boxkampf, sondern ein globales Phänomen und ein Medienereignis erster Güte.

SPOX: Stichwort "goldene Ära": Glauben Sie, dass dieser Kampf eine Art Umdenken einleitet und weitere Traumkämpfe folgen werden, auf die die Welt seit längerem wartet?

Sulaiman: Davon bin ich absolut überzeugt! Es gibt so viele großartige Kämpfe, die die Fans sehen wollen und mit denen wir neue Leute für den Boxsport gewinnen können. Ich glaube, dass dieses Mega-Ereignis dazu beiträgt, die Boxwelt weiter zusammenzuführen und gemeinsam einen großen Schritt in die richtige Richtung zu machen.

Mayweathers Welt: Jenseits aller Grenzen

SPOX: Sie haben einen besonderen Gürtel für den Kampf kreieren lassen, den sogenannten Emerald Belt. Was hat es damit auf sich?

Sulaiman: Mein Vater Jose Sulaiman hatte die Vision, besondere WM-Gürtel zu verleihen, um damit ganz spezielle Kämpfe zwischen den besten Boxern der Welt auszuzeichnen. Es geht dabei um die herausragenden Events, die weltweite Aufmerksamkeit erregen und als größte Schlachten ihrer Generation in die Geschichte eingehen. Vor zwei Jahren haben wir mit dem "Diamond Belt" begonnen, gegen Canelo Alvarez hat Floyd Mayweather jr. einen Gürtel aus purem Gold gewonnen. Mit diesem Kampf erfüllt sich der letzte Traum meines Vaters: Mayweather und Pacquiao gegeneinander boxen zu sehen. Und mit dem neuen Gürtel gehen wir auf die höchstmögliche Stufe. Das Symbol aller WBC-Weltmeister war immer der Grüne und Goldene Gürtel. Jeder Boxer träumt von seiner Kindheit an davon, einmal diesen Titel zu tragen. Die Smaragde (Emeralds, Anm. d. Red.) repräsentieren als grüne Edelsteine all das, wofür die WBC steht: Es ist die höchste Form des Grün und Gold.

SPOX: Sie persönlich haben immer wieder darauf gedrängt, dass der Kampf stattfinden muss - auch zu einer Zeit, als die Verhandlungen zu stocken schienen. Haben Sie immer daran geglaubt, dass die beiden irgendwann miteinander im Ring stehen würden?

Sulaiman: Ja, weil beide diesen Kampf unbedingt brauchen. Sie brauchen ihn, um sich den endgültigen und größtmöglichen Respekt der Boxfans zu erarbeiten. Die ganze Welt will wissen, wer der beste Boxer dieser Generation ist - die Antwort auf diese Frage können nur Floyd Mayweather und Manny Pacquiao geben, wenn sie gegeneinander in den Ring steigen.

SPOX: Lange Zeit sah es nicht so aus, als sollte der Kampf zustande kommen. Zu viele politische Spielchen und persönliche Animositäten schienen den Sport in den Hintergrund zu drängen.

Sulaiman: Die vielen Faktoren, die benötigt werden, um so ein großes Ereignis möglich zu machen, sind für viele Fans schwer nachzuvollziehen - natürlich auch, weil es in jedem Land unterschiedliche Voraussetzungen gibt. An einem so großen Kampf sind sehr viele Parteien beteiligt, die alle ihre eigenen - und zum Teil gegensätzlichen - Interessen haben: TV-Sender, Promoter, Manager, Verbände, Sponsoren und natürlich die Boxer selber. Die Einigung zu diesem Kampf ist ein tolles Beispiel dafür, dass alle an einem Strang ziehen können, wenn es darum geht, das Beste für den gesamten Sport zu tun und den Fans das zu geben, was sie wollen. Das ist ein sehr wichtiges Signal.

SPOX: Trotz all des Hypes sagen manche Leute, dass der Kampf fünf Jahre zu spät kommt. Wie sehen Sie das?

Sulaiman: Es ist nicht zu spät! Mayweather ist WBC- und WBA-Weltmeister, Pacquiao ist WBO-Weltmeister. Beide sind lebende Legenden, die besten Boxer ihrer Zeit und haben die Pound-for-Pound-Rangliste in den letzten zehn Jahren angeführt. Sie sind bereit und werden alles geben, um den Kampf für sich zu entscheiden.

SPOX: Wer wird gewinnen?

Sulaiman: Alle werden gewinnen! Ich habe das Prinzip meines Vaters übernommen, dass wir als WBC-Mitarbeiter keine Prognosen abgeben und keine Favoriten haben. Wir sind unparteiisch. Alles andere würde den Grundsätzen der Fairness widersprechen und damit dem Sport schaden. Boxer vertrauen uns als WBC, weil wir uns auf keine Seite schlagen. Mein Vater hat immer im selben Maße mit jedem Verlierer getrauert und gelitten, wie er mit jedem Sieger gefeiert hat. Das ist eine Grundeinstellung, die wir im Blut haben und die uns niemand jemals nehmen kann.

SPOX: Das MGM Grand war ausverkauft, bevor der Kampf überhaupt offiziell bekannt gegeben wurde. Ist der Kampf zu groß, oder die Arena zu klein, um dem "normalen" Box-Fan überhaupt eine Möglichkeit zu geben, live dabei zu sein?

Sulaiman: Die Größe der Arena spielt keine Rolle - dieser Kampf wäre überall im Handumdrehen ausverkauft gewesen. Natürlich wäre es großartig gewesen, wenn der Kampf in einem Stadion vor 200.000 Menschen stattgefunden hätte. Aber das MGM hat in den letzten 20 Jahren so viel fürs Boxen getan, dass es der einzig logische Austragungsort war. Insgesamt ist es aber natürlich schade, dass nur so wenige Fans überhaupt in die Arena kommen können.

Seite 1: Sulaiman über den Mega-Fight, einen besonderen Gürtel und Politik

Seite 2: Sulaiman über sein Erbe, die Titelinflation und neue Ideen

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