Zu leicht für den K.o., zu schwer für den Sieg?

Von Martin Jahns
Alexander Powetkin muss gegen Marco Huck seinen WBA-Gürtel im Schwergewicht verteidigen
© spox

Bei seinem ersten Schwergewichtskampf überhaupt erhält Marco Huck bereits die Chance auf einen WM-Gürtel. In der Stuttgarter Porsche-Arena geht es für den vormaligen WBO-Cruisergewicht-Champion gegen Alexander Powetkin um den WBA-Gürtel im Schwergewicht (Samstag, 22.45 Uhr im LIVE-TICKER). SPOX hat sich beide Kämpfer vorgeknöpft und in ihre Einzelteile zerlegt. Die Analyse im Head-to-Head.

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Huck absolvierte bislang 35 Kämpfe, von denen er 34 gewann - 25 davon durch K.o. Seine bisher einzige Niederlage musste er gegen den US-Amerikaner Steve Cunningham einstecken. Alexander Powetkin hat indes eine blütenweiße Weste. Der Russe gewann alle seiner 23 Profikämpfe, 16 davon durch K.o.

Huck: Im Vorfeld des Kampfes wurden einige Unstimmigkeiten zwischen Huck und dessen Trainer Ulli Wegner deutlich. Hucks Ankündigung, mehr Masse zu benötigen, um für Powetkin gerüstet zu sein, stieß bei Wegner im SPOX-Interview auf Unverständnis: "Ich muss ganz ehrlich sagen: Das sieht er falsch. Er soll mehr trainieren und nicht nur futtern. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll." Nun soll Hucks Gewicht laut Wegner bei etwa 97 Kilogramm liegen - weit weniger als die zwischenzeitlich kolportierten 107 Kilo. Sportdirektor Hagen Doering verkündete zudem nicht ohne Stolz: "Einen Schwergewichtler mussten wir in der letzten Woche schon nach Hause schicken und ihn durch einen neuen Sparringspartner ersetzen."

Powetkin: Über einen ausgewechselten Sparringspartner kann Alexander Powetkin nur müde lächeln: Insgesamt sechs US-Amerikaner hat der Russe im Sparring verschlissen. Bis zum 20. Februar bereitete sich Powetkin im russischen Tschechow auf den Kampf vor - nicht mit seinem amerikanischen Trainer Teddy Atlas, der Verpflichtungen für den US-Sender "ESPN" wahrnahm, sondern mit seinem alten Coach Alexander Zimin, der im Training andere Schwerpunkte als Atlas setzt: "Bei Alexander Zimin arbeite ich zum Beispiel sehr viel mehr am Sandsack und an meiner Ausdauer. Aber man sollte das nicht vergleichen. Beide Trainer haben ihre Stärken", sagte Powetkin gegenüber "FigaroSport".

Huck: Marco Huck stand zwar in mehr Profikämpfen im Ring als Alexander Powetkin, doch im Schwergewicht ist der Käpt'n noch ein unbeschriebenes Blatt. Selbst Ulli Wegner ist sich ungewiss, wie sich Huck in der höchsten Gewichtsklasse schlagen wird: "Marco soll sich seinen Traum im Ring erfüllen. Ich freue mich auf den Kampf. Das wird eine ganz spannende Sache. Es wird sich zeigen, wo der Weg hingeht." Im Cruisergewicht hält Huck seit 2009 den WBO-Gürtel.

Powetkin: Mustergültiger als bei Alexander Powetkin kann eine Karriere kaum verlaufen. Im Amateurbereich war er Welt- und Europameister und gewann Gold bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Auch im Profibereich kämpfte er sich unter anderem durch Siege gegen die Ex-Titelträger Imamu Mayfield und Chris Byrd kontinuierlich nach oben. Den WBA-Gürtel hat er allerdings der Ernennung Wladimir Klitschkos zum Superchampion zu verdanken. Im Kampf um den vakanten Gürtel besiegte Powetkin den Usbeken Ruslan Tschagajew.

Huck: Sechs seiner letzten zehn Kämpfe gewann Huck durch K.o., technischen K.o. oder Aufgabe des Gegners. Doch wie seine Schlagkraft nun in einer höheren Gewichtsklasse einzuordnen ist, bleibt die große Unbekannte. Fakt ist, dass er mit einem Körpergewicht von 97 Kilo weniger Schwungmasse in seine Schläge stecken kann als sein Kontrahent.

Powetkin: Auch Powetkin musste nur in sechs seiner letzten zehn Kämpfe bis in die letzte Runde gehen. Elf seiner 16 K.o.-Siege gelangen ihm noch in der ersten Hälfte der angesetzten Runden.

Huck: Huck hat bereits bewiesen, dass er einstecken kann. 2008 kämpfte er nach einer rechten Geraden seines Gegners Frantisek Kasanic sieben Runden mit einem gebrochenen Kiefer und gewann. Aufgrund seines häufig stürmischen Boxstils macht er sich allerdings auch selber anfällig für Konter. Es wird eine große Rolle spielen, wie sehr sich Huck an taktische Vorgaben hält und besonnen bleibt.

Powetkin: Mit seinem taktisch klugen und technisch sauberen Boxstil ist Powetkin ein typischer Vertreter der osteuropäischen Boxschule. Das mag zuweilen bieder wirken, doch er macht es seinen Gegnern damit unheimlich schwer, Wirkungstreffer zu erzielen. Zudem ging Powetkin noch nie K.o., warum sollte sich dies ausgerechnet gegen den Schwergewichts-Neuling Huck ändern?

Huck: Marco Huck ging bisher immerhin schon sechs Mal über die vollen zwölf Runden und hat dabei noch nie verloren. Huck lebt von seiner Schnelligkeit, muss nun aber gut sieben Kilo mehr als zuvor durch den Ring bewegen.

Powetkin: Erst zwei Kämpfe stand Alexander Powetkin über volle zwölf Runden im Ring. Auch der Russe weiß, dass Ausdauer gegen Huck eine wichtige Rolle spielen wird. "Wir haben wie üblich trainiert und hier und da ein paar Korrekturen einfließen lassen. Aber wir haben auch viel an der Ausdauer gearbeitet", so Powetkin im SPOX-Interview.

Teil II: Von der mentalen über die körperliche Stärke bis zum Fazit