"Huck soll trainieren, nicht nur futtern"

Von Haruka Gruber
Marco Huck will das Erbe von Max Schmeling antreten
© Imago

Vor dem Box-Kampf des Jahres gegen Schwergewichts-Weltmeister Alexander Powetkin am 25. Februar in Stuttgart muss sich Marco Huck von seinem Trainer Kritik anhören. Ulli Wegner über den Aufstieg aus dem Cruisergewicht und ein "Korsett für die Persönlichkeit".

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SPOX: Ende Februar steigt Ihr Schützling Marco Huck auf eigenen Wunsch aus dem Cruiser- ins Schwergewicht hoch und fordert WBA-Weltmeister Alexander Powetkin heraus. Kann das gut gehen?

Ulli Wegner: Wir werden es sehen. Ich war bis Sonntag damit beschäftigt, Arthur Abraham für den Kampf gegen Pablo Farias am Samstag vorzubereiten, daher unterrichtet mich mein Assistenzcoach fortlaufend über Hukas Zustand. Wenn er Powetkin besiegen will, braucht er seine Schnelligkeit.

SPOX: Huck hingegen sagt, dass er die Masse braucht, um Powetkin etwas entgegenzusetzen.

Wegner: Ich muss ganz ehrlich sagen: Das sieht er falsch. Er soll mehr trainieren und nicht nur futtern. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.

SPOX: Sein gewagter Plan, von 90 auf 115 Kilo zuzunehmen, ist entsprechend nicht mit Ihnen abgesprochen?

Wegner: Darüber will ich gar nicht reden. Sonst verliere ich meine Glaubwürdigkeit in der Fachwelt.

SPOX: Bei Huck hingegen klingt keinerlei Zweifel durch.

Wegner: Selbstbewusst aufzutreten ist an sich gut - doch es muss etwas dahinterstecken. Marco muss sich am Riemen reißen. Ich gebe ihm ein klares Konzept an die Hand, das er durchzuziehen hat.

SPOX: Wenn nicht, hören Sie als sein Trainer auf?

Wegner: Das Thema steht nicht zur Debatte.

SPOX: Aber ist er nicht so etwas wie Ihr sportlicher Ziehsohn?

Wegner: Am Ende trägt immer der Trainer die Schuld, deshalb fordere ich ein größeres Engagement in der Vorbereitung ein. Ich habe gute Leute in der Hinterhand, für die ich ebenfalls Kraft brauche. Für klasse Jungs wie Yoan Pablo Hernandez rentiert es sich, weiterzumachen. Doch nur wenn die Jungs im Training mitziehen, macht es mir Spaß. Aber sie tun das natürlich nicht für mich, sondern für ihren eigenen Erfolg. Und ich will mir in meinen letzten Jahren den Leumund behalten, den ich mir aufgebaut habe.

SPOX: Sind Sie menschlich so enttäuscht?

Wegner: Enttäuscht würde ich nicht sagen. Einige Menschen können nicht damit umgehen, zu schnell nach oben geschossen zu werden. Arthur musste diese Lektion auch lernen. Er weiß jetzt wieder, wie es ganz unten aussieht. Er stand schon an der Klippe. Für Huka müssen wir ebenfalls ein Korsett anfertigen, um seine Persönlichkeit schnellstmöglich zu formen. Er sagt manchmal Sachen, bei denen man merkt, dass er die Dinge nicht immer realistisch einschätzen kann.

SPOX: Gehört auch dazu, dass er sich gute Chancen einräumt, Powetkin zu besiegen? Dieser gilt bei vielen Experten als bester Schwergewichtler hinter den Klitschkos.

Wegner: Das kann man so stehen lassen: Vor einigen Jahren hat mir Powetkin noch etwas besser gefallen, die letzten Kämpfe verliefen nicht so überzeugend. Sein boxerisches Potenzial ist jedoch so groß, dass ich ihn direkt nach den Klitschkos einordnen würde.

SPOX: Warum lassen Sie es dennoch zu, dass Huck gegen Powetkin in den Ring steigt?

Wegner: Ganz ehrlich: Was hat er zu verlieren? Wenn er im Cruisergewicht bleibt und es mit den Topleuten aufnimmt, sieht es auch nicht besser aus. Hernandez und Huck werden nie aufeinandertreffen, solange ich beide betreue, aber dann gibt es noch Ola Afolabi, Denis Lebedew, Steve Cunningham, Alexander Alexejew und zwei, drei weitere. Alles tolle Boxer, die ehrlich mit sich sind und nicht den Sinn für die Realität verlieren. Insofern wären die nächsten Aufgabe im Cruisergewicht ebenso schwer wie in der Königsklasse.

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