Gamewinner! Rice wird zum Helden

Von Max Marbeiter
Tyrese Rice' (M.) Gamewinner brachte Maccabi den Einzug ins Finale des Euroleague-Final-Four
© getty

Das Final Four der Euroleague beginnt mit einem Knall. Maccabi Tel Aviv sieht gegen ZSKA Moskau lange wie der sichere Verlierer aus, startet am Ende jedoch das Comeback und zieht dank eines 68:67 ins Finale ein. Überragender Mann: Tyrese Rice.

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Maccabi weiß, wie sich Comebacks im Mediolanum Forum anfühlen. Im Viertelfinale gegen Milan legten die Israelis mit einer starken Aufholjagd in den finalen Minuten den Grundstein für den Final-Four-Einzug. Und auch diesmal lag Tel Aviv zu Beginn des Schlussviertels eigentlich aussichtslos zurück. Zumal ZSKA das Spiel souverän im Griff zu haben schien.

Doch plötzlich dreht Maccabi das Momentum. Mit 10 Punkten Rückstand ins letzte Viertel gegangen, ließen sich die Israelis von ihren herausragenden Fans tragen - und von Tyrese Rice. Der Ex-Bayer fand gegen unter dem Korb zuvor stark verteidigende Russen immer wieder den Weg in die Zone und krönte seine starke Leistung am Ende mit dem Gamewinner. Topscorer der Partie war David Blu (15 Punkte), dem einige wichtige Dreier gelangen. Für Moskau kam Sasha Kaun auf 14 Zähler.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Ettore Messina schickt Milos Teodosic, Sonny Weems, Viktor Khryapa, Sergej Vorontsevich und Sasha Kaun zum Tipoff aufs Parkett. Für Maccabi starten Yogev Ohayon, Ricky Hickman, Guy Pnini, Devin Smith und Andrija Zizic.

4.: NOT IN MY HOUSE! Alex Tyus ist kaum auf dem Parkett, und sorgt schon für das erste Highlight. Der Big Man hilft aus und räumt Weems übel ab. Kaun hat jedoch die zweifache Antwort parat. Zunächst trifft der Center am Brett, dann dreht er den Spieß um und blockt Tyus - 10:4 ZSKA!

9.: Aktive Defense von Tyus gegen Krstic. Mit Erfolg? Mit Erfolg! Tyus blockt den Serben und Maccabi kommt mal wieder ins Laufen. Vorne trifft Rice den Floater - 16:16!

13.: Über ein Viertel dauert es, ehe der erste Dreier fällt - dann kommt David Blu. Der Forward drückt von ganz weit draußen ab und trifft. Khryapa bevorzugt für den Moment das Spiel ab Brett. Lobanspiel. Slam - 23:19 ZSKA!

18.: Micov unfassbar! Krstic' Katastrophenpass öffnet Ohayon eigentlich das gesamte Feld. Micov eilt jedoch zurück und packt den Monsterblock aus. Kurz darauf leistet sich Maccabi den nächsten Fehler beim Anspiel in den Post auf Schortsanitis - 32:27 ZSKA!

22.: Moskau hat das Spiel im Griff. Einfache Punkte für Maccabi sind eigentlich überhaupt nicht drin. Diesmal findet Ohayon nach dem Drive allerdings Blu in der Ecke. Der Dreier sitzt - 40:33 ZSKA!

27.: Teodosic erkennt das Mismatch gegen Rice. Stepback-Jumper. Drin! Tyus gelingt im Gegenzug nach Smiths Fehlwurf zwar der Tipin, doch kurz daruf vergisst Maccabi Fridzon in der Ecke wovon grundsätzlich eher abzuraten ist. Die Strafe folgt auf dem Fuße. Fridzon trifft, ZSKA führt mit 11.

32.: Rice' Runner gibt Maccabi ein wenig Momentum, doch Kaun antwortet direkt per Layup - 57:47 ZSKA!

35.: Comeback! Getrieben von Tyrece Rice und seinen herausragenden Fans tastet sich Maccabi langsam heran. Blu trifft den Dreier - und plötzlich beträgt der Rückstand nur noch 6 Punkte.

38.: Rice hat richtig Spaß. Der Ex-Bayer hat den Weg Richtung Korb entdeckt und scort nun immer wieder in Ringnähe. Neuestes Opfer: Milos Teodosic. Rice lässt den Serben per Crossover stehen und bringt Maccabi auf drei Punkte heran.

40.: Was für ein Finish! Smith postet gegen den kleineren Teodosic auf und verkürzt auf zwei. ZSKA verliert fast den Ball, am Ende dribbelt Weems jedoch die 24 Sekunden runter und trifft mit noch 19 Sekunden zu spielen den Step-back-Jumper. Und was macht Blu? Der trifft den Dreier. Khryapa lässt nach dem Einwurf den Ball fallen, Rice nimmt Tempo auf und trifft den Gamewinner für Maccabi. Unfassbar!

ZSKA Moskau vs. Maccabi Tel Aviv: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Tyrese Rice. Lange war nichts zu sehen vom ehemaligen Münchner. Als es darauf ankam, übernahm Rice jedoch wie so oft Verantwortung. Der Point Guard ging voran, bediente David Blu vor dessen wichtigem Dreier und machte Maccabis Comeback mit seinem Gamewinner perfekt.

Der Flop des Spiels: Victor Khryapa. Lange sah der Russe wie einer der Dominatoren des Spiels aus. Khryapa nutzte seine Größenvorteile, traf im Schlussviertel sogar einen wichtigen Dreier. Am Ende versagten ihm jedoch die Nerven. Hätte Khryapa den Ball beim letzten Einwurf nicht fallen lassen, Rice finale Punkte wären gar nicht erst möglich gewesen.

Das fiel auf:

  • Laufen war angesagt. Wann immer Maccabi zu Beginn in Ballbesitz war, machten die Israelis Tempo. Moskaus Defense, die beste der Euroleague, sollte so ausgehebelt werden. Das funktionierte zunächst auch, allerdings stellten sich die Russen immer besser auf Maccabis Spiel ein. ZSKAs Transition-Defense war extrem effektiv, weshalb Tel Aviv zunehmend ins Halfcourt-Spiel gezwungen wurde.
  • Dort machte Moskau die Zone geschickt dicht. Tel Avivs Guards fanden bis ins Schlussviertel schlicht keinen Weg Richtung Brett. Beleg: Nur 4 Freiwürfe bis kurz vor Ende des dritten Viertels, lediglich 6 im gesamten Spiel.
  • Maccabi hatte zudem Schwierigkeiten, den Ball sicher in den Post zu spielen. Immer wieder hatte ZSKA eine Hand dazwischen. Speziell Sofoklis Schortsanitis' Einfluss wurde nach gutem Start so reduziert. Zudem sammelte "Baby Shaq" drei schnelle Fouls und erhielt in der Konsequenz noch ausgedehntere Verschnaufpausen als ohnehin geplant.
  • Größtes Problem für Maccabi war Moskaus Länge. Die Big Men der Russen überragen ihre israelischen Pendants deutlich und wussten ihre Vorteile gewinnbringend zu nutzen. Im ersten Viertel holte ZSKA 14 Rebounds, Tel Aviv nur 5. Am Ende entschied Moskau das Duell unter den Körben mit 43:30 für sich.
  • Nachdem ZSKA die Zone derart geschickt dichtmachte und Maccabi der Penetration als mögliche Offensivoption so beinahe vollends beraubte, war Tel Aviv vermehrt zum Jumper gezwungen. Eigentlich kein Problem, zählen die Israelis doch zu den besten Dreierteams der Euroleague. Diesmal war von Wurfrhythmus allerdings relativ wenig zu sehen. Der Dreier wollte lange nicht fallen. Pünktlich zum Schlussviertel fand Maccabi jedoch seinen Rhythmus (40 Prozent 3FG am Ende), bis David Blus Dreier kurz vor dem Ende schließlich die Sensation einleitete.
  • ZSKA lief seine Offense extrem geduldig. Häufig wurde der Ball so lang am Perimeter entlang gespielt, bis schließlich der sichere Pass an den Zonenrand möglich war. Dort nutzten die Russen dann eindrucksvoll ihre Größenvorteile. In den letzten Minuten lief allerdings plötzlich nichts mehr zusammen. Kaum noch ruhige Anspiele in den Post, keine einfachen Punkte.
  • Dass Maccabi zu keiner Zeit gewillt, aufzugeben, durften im Verlauf der Saison bereits mehrere Teams feststellen. Zuletzt Milan, dem die Israelis das Final Four in eigener Halle vermiesten. Und auch diesmal fightete Tel Aviv für das Comeback. Tyrese Rice drehte im Schlussviertel auf. Den Rest übernahmen die Fans. Beinahe die gesamte Halle war in Gelb getaucht, der Lärmpegel entsprechend. Und Moskau zeigte Wirkung. Die Offense der Russen geriet ins Stocken, auch die Zone war nicht mehr so dicht, wie in den ersten drei Vierteln, sodass Maccabi am Ende tatsächlich abermals das Comeback gelang.

Das Final Four der Euroleague im Überblick