"Bin kein Nowitzki-Experte"

Dirk Nowitzki spielt bei der EuroBasket erstmals unter Bundestrainer Chris Fleming
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In acht Tagen startet die EuroBasket in Berlin. Deutschland geht in einer schweren Gruppe als Außenseiter ins Turnier (Test gegen Frankreich, ab 19.15 Uhr im LIVETICKER). Bundestrainer Chris Fleming spricht über die Form von Dirk Nowitzki, die Absagenflut im Vorfeld und erklärt den Verzicht auf Chris Kaman.

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SPOX: Herr Fleming, in einer guten Woche geht's los. Sind Sie mit dem Stand der Vorbereitung zufrieden?

Chris Fleming: Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung bist du nie wirklich zufrieden. Die Jungs bewegen sich aber alle in die richtige Richtung. Alle Beteiligten sind die Sache immer richtig angegangen. Wir kommen auf jeden Fall voran.

SPOX: Woran müssen Sie noch arbeiten?

Fleming: Wir müssen jetzt auf jeden Fall Konstanz reinbekommen. Es gibt immer Lichtblicke, in denen wir gute Aktionen zeigen, aber wir haben auch Momente mit nicht so guten Aktionen drin. Wenn wir beispielsweise das Lettland-Spiel beim Supercup nehmen. Da müssen wir einfach früher den Deckel draufmachen und das Spiel frühzeitig für uns entscheiden.

SPOX: Dirk Nowitzki ist jetzt seit Anfang August beim Team. Wie lange braucht er, um in Topform zu kommen?

Fleming: Das weiß ich nicht. Ich bin kein Experte bei Dirk. Er ist hier aber von Anfang an ein Partner gewesen. Er kennt seinen Körper sehr gut, wir können alles mit ihm besprechen. Ich weiß nicht, wie lange er braucht, aber ich weiß, dass er da sein wird, wenn wir ihn brauchen.

SPOX: Wie gibt er sich im Team?

Fleming: Absolut vorbildlich. Er nimmt die Leaderrolle an. Es ist ganz einfach: Er macht uns besser.

SPOX: Lange sah es so aus, als wenn Deutschland mit einem der tiefsten und besten Kader aller Zeiten antreten würde. Wie sehr haben Sie die Ausfälle und Absagen genervt?

Fleming: Ich habe mir nie große Gedanken darüber gemacht. Natürlich hätte ich gerne ein paar von den Spielern dabei. Letztlich bin ich aber sehr zufrieden mit den Spielern, die gekommen sind und die hier sehr viel investiert haben, um dieses Team stark zu machen. Von daher will ich auch nicht viel Zeit damit verbringen, über die anderen Spieler nachzudenken.

SPOX: Mit Tim Ohlbrecht gab es im Vorjahr ein paar Unstimmigkeiten. Er hat nun von sich aus die EM abgesagt. Hatten Sie mal Kontakt zu ihm?

Fleming: Ich habe bei meinem Amtsantritt einen Neustart ausgerufen. Einen Neustart für alle. Damit ist alles gesagt.

SPOX: Es gab gerade auf den großen Positionen Absagen. Dennoch haben Sie sich bewusst gegen eine Nominierung von Chris Kaman entschieden. Warum?

Fleming: Weil Tibor, Maik und Joe Voigtmann die Zukunft des deutschen Basketballs sind. Da müssen sie bei so einem großen Turnier auch in die Verantwortung genommen werden. Maiks Ausfall ist natürlich ein herber Verlust für uns.

DBB: Die fünf Lehren des Supercups

SPOX: Sie waren aber schon in Portland und haben mit Kaman gesprochen?

Fleming: Ja, ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit ihm. Ich schätze Chris sehr, aber mit ein bisschen Abstand habe ich mir gedacht, dass es der richtige Zeitpunkt ist, nun in die andere Richtung zu gehen.

SPOX: Das führt natürlich auch dazu, dass das Team sehr jung ist. Besteht da nicht die Gefahr, dass sich in den wichtigen Momenten wieder alles zu sehr auf Nowitzki fokussiert?

Fleming: Das glaube ich nicht. Alle haben mir gesagt, dass die jungen Spieler Dirk Nowitzki den Ball geben werden und dann zuschauen, aber wir haben es beim Supercup gesehen. Eigentlich ist genau das Gegenteil passiert. Dirk stand frei und wir haben ihm nicht den Ball gegeben. (lacht) Von daher mache ich mir keine Sorgen.

SPOX: Bei der EM gibt es dann fünf Spiele in sechs Tagen. Nowitzki hatte in der abgelaufenen NBA-Saison häufiger Probleme bei Back-to-back-Spielen. Wie können Sie verhindern, dass er verheizt wird?

Fleming: Wir sind im engen Austausch und entscheiden von Situation zu Situation. Dirk wird natürlich immer involviert sein.

SPOX: Eine Minutenbeschränkung für ihn gibt es aber nicht?

Fleming: Wir haben darüber gesprochen. Aber am Ende musst du das Spiel gewinnen. Das ist nicht wie in der NBA, wo du 82 Spiele Zeit hast und es dir über zehn Monate einteilen kannst. Von daher ist das nicht der Fall.

SPOX: Dennis Schröder hat in der abgelaufenen Saison einen riesigen Sprung gemacht. Die Entwicklung begann bereits im Vorjahr beim DBB-Team. Wie erleben Sie ihn hier?

Fleming: Ich glaube gegen Lettland war mit Abstand sein bestes Spiel seit er bei uns ist. Er hat die Mannschaft richtig gut geführt.

SPOX: Schröder lebt von seiner Geschwindigkeit und Sie predigen das schnelle Spiel, aber wie verträgt sich das mit Nowitzki, der nicht mehr die ganze Zeit den Court rauf- und runterlaufen kann?

Fleming: Das verträgt sich sehr gut. Als Trailer fällt mir gerade kein besserer Spieler ein. Wenn Dirk als zweiter Trailer kommt, dann ist das sein Wurf.

SPOX: Kommen wir zum dritten NBA-Spieler. Tibor Pleiß hatte bei diesem Turnier erstmals eine richtig große Rolle inne. Was muss er leisten? Sind die Leistungen vom Supercup ein Gradmesser?

Fleming: Es ist natürlich sehr gut für ihn gelaufen. Er ist aber dazu in der Lage, unsere Defense zu leiten, Double-Doubles zu holen und das sind nun mal die Sachen, die wir von ihm brauchen.

SPOX: Zum EM-Auftakt geht es gegen die eher unbekannten Isländer. Ist das der richtige Gegner, um Euphorie zu entfachen?

Fleming: Da muss man aufpassen. Die Isländer haben eine sehr gute Qualifikation gespielt. Sie sind sehr unangenehm. Sie spielen ein bisschen so, wie es die Letten am Ende beim Supercup gemacht haben. Sie spielen 40 Minuten mit einer kleinen Aufstellung.

SPOX: Der DBB hat sich die Türkei als Gruppengegner ausgesucht und damit in Kauf genommen, dass einer der Hauptkonkurrenten ums Weiterkommen auch eine Art Heimspiel-Atmosphäre haben wird. Ist das aus sportlicher Sicht nicht ein Nachteil?

Fleming: Die Entscheidung wurde vor meiner Amtszeit getroffen. Von daher habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht.

SPOX: Deutschland spielt in der schwersten Gruppe bei diesem Turnier. Dennoch ist die Erwartungshaltung relativ hoch. Was macht Sie zuversichtlich, dass Ihr Team trotzdem weit kommen wird?

Fleming: Wir sind als Team noch nicht so weit, um uns darüber Gedanken zu machen. Wir sind bei weitem nicht der Favorit in der Gruppe. Daher beschäftigen wir uns mit unserer Entwicklung und dann bin ich mir auch sicher, dass wir gut spielen werden.

SPOX: Kommen wir noch mal auf Sie persönlich zu sprechen. Es gab in den letzten Wochen Meldungen, nach denen Sie zur neuen Saison Assistant Coach bei den Denver Nuggets werden. Ist an der Geschichte etwas dran?

Fleming: Momentan bin ich nur mit der EM beschäftigt. Das ist meine Geschichte. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Der EM-Spielplan im Überblick

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