Alba gewinnt Foulfestival gegen FCB

Von Jan Zesewitz
Ein umkämpftes Spitzenspiel sahen die Zuschauer in der 02 World in Berlin
© imago

Alba ist in der BBL einfach nicht aufzuhalten. Die Berliner bezwangen im Top-Spiel der achten Spieltags den Meister aus München mit 83:80 (47:40). Damit stehen die Albatrosse weiter ungeschlagen an der Spitze der Tabelle. Für die Bayern, die durch einen Virus in der Mannschaft nicht in Bestbesetzung waren, ist es bereits die zweite Niederlage in der laufenden Saison.

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Alba gegen Bayern. Erster gegen Zweiter. Das Spitzenspiel in der Bundesliga hielt zumindest von der Spannung und der Intensität her, was es versprach.

Die Berliner führten von der ersten bis zur letzten Minute, doch die Bayern blieben immer in Schlagdistanz. Das Spiel wurde in erster Linie durch Fouls bestimmt. 71 Mal gingen beide Teams an die Linie, 56 Mal pfiff das Schiedsrichtergespann wegen eines Fouls.

Die erste Halbzeit wurde von der aggressiven Verteidigung beider Teams bestimmt. Berlin blieb aber geduldig und überlegt im Angriff, während sich die Bayern vor allem auf die Schützen verlassen konnte. So ging es trotz der intensiven Defense und dank vieler Freiwürfe mit einem 47:40 für Alba in die Kabine.

Auch in der zweiten Halbzeit ließen sich die Bayern nicht abschütteln, vor allem durch 19 Punkte von Nihad Djedovic blieben die Münchner im Spiel. Bei den Berlinern war Jamel McLean zu keiner Zeit in den Griff zu bekommen (23 Punkte) und auch Albas Go-to-Guy Reggie Redding (23 Punkte) lieferte vor allem in der zerfahrenen zweiten Halbzeit wichtige Treffer.

Reaktionen:

Svetislav Pesic (Trainer Bayern): "Das war ein Spiel mit viel Intensität. Ich gratuliere beiden Mannschaften, natürlich Berlin zum Sieg, aber auch meinem Team. Ich hatte den Eindruck, dass wir auch hätten gewinnen können. Doch bei solch einem intensiven Spiel ist es unbedingt notwendig, in sehr guter physischer Verfassung zu sein. Und das sind wir leider nicht, wir sind nicht gesund und kämpfen mit einem Virus und Verletzungen. Ich bin keiner, der nach Ausreden sucht, doch angesichts der Lage muss ich meinen Spielern ein Kompliment machen: Sie haben das Maximum, das im Moment möglich ist, herausgeholt."

Sasa Obradovic (Trainer Alba Berlin): "Auch ich gratuliere beiden Teams. Auch wir haben am Freitag viel Kraft gelassen und heute in vielen Situationen nicht smart gespielt. Doch ein Tag Vorbereitung auf so einen großen Gegner reicht nicht, zumal auch wir Probleme mit Verletzungen haben. Aber wir haben einen Weg gefunden, eine gewisse Chemie im Team zu halten und Spiele wie dieses zu gewinnen. Wir haben viel zu bereden, aber jetzt können wir uns erstmal freuen: Das war ein großer Sieg."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Alba beginnt mit Hammonds, Redding, Giffey, McLean, Radosevic. Bei den Bayern starten Gavel, Schaffartzik, Staiger, Savanovic, Bryant. Allerdings fehlt dem Meister Benzing - und auch Micic und Savanovic sind wegen einer Virus-Erkrankung angeschlagen.

4. Alba spielt - es wird verteidigt! Kaum gute Wurfmöglichkeiten für die Bayern, die suchen das Duell Savanovic gegen McLean im Post, aber da kann sich der Bayer nicht durchsetzen. Auf der anderen Seite bekommt McLean das And One. Guter Start für die Berliner. 11:3 Alba.

8. Die ersten einfachen Punkte für die Bayern, als Schaffartzik Djedovic für den einfachen Lay-up findet. Erst der dritte erfolgreiche Wurf der Münchner. Auf der anderen Seite antwortet Redding für drei. Alba macht vorne kaum Fehler. 18:12 Alba.

13. McLean ist zu schnell und zu athletisch für alle Bayern-Big-Men. Im Eins gegen Eins gegen Stimac macht er die Punkte, dann tippt er einen Fehlwurf von Radosevic in den Korb. Mitteldistanz kann er auch. Starker Auftritt vom Power Forward. 30:22 Alba.

16. Alba ist das bessere Team, an beiden Enden des Feldes. Aber alle Bayern-Spieler können das Wichtigste im Basketball sehr gut: den Ball im Korb unterbringen. Gavel für drei mit der Hand im Gesicht. Nur 38:33 für Alba.

19. Die erste Durststrecke der Albatrosse. McLean sitzt auf der Bank und schon kommen die Bayern unter dem Korb zu einfachen Gelegenheiten und Offensivrebounds. Schaffartzik mit den Freiwürfen 15 und 16 für Bayern. Nummer 16 geht daneben - zum zweiten Mal in dieser Saison. 42:38 Alba.

23. Zerfahrener Beginn in die zweite Halbzeit, unnötige Ballverluste auf beiden Seiten, die von Alba wiegen allerdings schwerer. Redding vergibt einen einfachen Korbleger im Fastbreak, auf der Gegenseite Bryant macht von der Freiwurflinie seine ersten Punkte. 49:44 Alba.

27. Das ist ein sehr langes Viertel - viele Fouls, wenig Punkte. Die Bayern knabbern am Vorsprung, weil die Alba-Offensive die Geduld und Struktur aus der ersten Halbzeit vermissen lässt. Bryant von der Linie (was sonst?). Aber dann endlich ein erfolgreicher Wurf aus dem Feld von Redding. 58:52 Alba.

30. Gavel wird beim Zug zum Korb abgeräumt und humpelt vom Feld. Er kann nicht einaml die Freiwürfe werfen, diese Szenen sieht man ungern. Djedovic übernimmt und trifft beide. 63:58 Alba zum Ende des Viertels.

35. Giffey fehlt heute das Zielwasser von der Dreierlinie. Diesmal gibt es keinen Offensivrebound für Alba, sondern einen Dunk von Micic, der alleine auf den Korb zulaufen konnte. 71:68 Alba - Auszeit.

39. Kaum noch Punkte in diesem Spiel - darum sind gleich drei davon in dieser Phase Gold wert. Hammonds vom Flügel, aber Staiger antwortet umgehend - 75:73 Alba und noch 1:40 Minuten auf der Uhr.

40. Micic hält die Bayern am Leben. Sein Leger bringt die Bayern auf einen Punkt ran. Redding und Hammonds halten Berlin an der Freiwurflinie in Führung und am Ende ist es der Steal von Giffey, der den Alba-Sieg festhält. 83:80 Alba.

Alba Berlin vs. FC Bayern - Hier geht's zum Boxscore

Der Star des Spiels: Jamel McLean. Das ganze Spiel über, insbesondere aber in der ersten Halbzeit, fanden die Bayern gar kein Mittel gegen den athletischen Power Forward. 23 Punkte, sechs Rebounds und eine starke Verteidigung gegen den wurfstarken Savanovic. Redding war wie immer der Go-to-Guy der Berliner und er lieferte auch diesmal in der Crunchtime. Aber McLean konnte gegen die schwachen Bayern-Big-Men nach Belieben punkten und war oft nur durch ein Foul zu stoppen (11/13 Freiwürfe). Mit einer Wurfquote von 67 Prozent (6/9) war er zudem extrem effektiv.

Der Flop des Spiels: Dusko Savanovic. Möglicherweise stand Savanovic noch unter dem Einfluss der Virus-Erkrankung. Der Power Forward der Münchner traf nur einen seiner sechs Wurfversuche und sah in der Defensive gegen McLean oft schlecht aus. Gleichzeitig steht Savanovic an dieser Stelle stellvertretend für den schwachen Frontcourt der Bayern, wo einzig John Bryant in der zweiten Halbzeit effektiv punkten konnte (13 Punkte, 6 Rebounds).

Das fiel auf:

  • Vieles wurde bereits gesagt und geschrieben über diese Alba-Defense. Es ist die beste der Liga und gegen die Bayern hat man gesehen, warum. Sie ist ausdauernd, giftig und vor allem perfekt auf den Gegner eingestellt. Es ist bekannt, dass die Alba-Guards um Vargas und Hammonds auf den Ballführenden viel Druck ausüben. Gegen die starken Schützen der Bayern verteidigten aber alle fünf Albatrosse sehr weit weg vom eigenen Korb - auch im Setplay der Bayern stand häufig kein Berliner tiefer als an der Freiwurflinie. Berlin sozusagen mit einer Abseitsfalle.
  • Die Intensität in der Partie war enorm hoch - für ein Spiel im November. Die Schiedsrichter waren sofort versucht, ein allzu hitziges Spiel zu unterbinden. Die Folge waren viele Foulpfiffe. In der ersten Halbzeit gab es 31 Freiwürfe für beide Teams, die zweite Hälfte verlief noch zerfahrener: Insgesamt gab es 71 Freiwürfe und 56 Fouls.
  • Es ist das Ziel der Berliner, Chaos zu verbreiten. Zumindest im gegnerischen Angriff. Nach der Pause war aber die eigentlich gute Offensive von Alba chaotisch, hektisch und mit schlechten Entscheidungen versehen. Auch die Bayern leisteten sich viele Ballverluste. Der Virus, der Teile des Bayern-Kaders im Verlauf der Woche ans Bett fesselte, machte sich bemerkbar. Bei den Berlinern könnte das Euroleague-Spiel vom Freitag noch in den Knochen gesteckt haben.
  • Die fehlende Athletik im Bayern-Team wurde insbesondere gegen Jamel McLean zum Problem. Gegen Savanovic, Bryant, Stimac und Idbihi konnte der Power Forward machen, was er wollte. Alba ist zudem extrem stark im Rebounding, insbesondere in der Offensive. Das bekamen die Bayern zu spüren. 18 Offensivrebounds holten die Berliner, die damit die Schwächen im Wurf kaschieren konnten. Spielentscheidende Statistik: 43:28 Rebounds für Alba.
  • Die Bayern lagen das ganze Spiel zurück und wirkten auch über weite Strecken wie das schwächere Team, allerdings hätten sie das Spiel zu jedem Zeitpunkt drehen können. Djedovic und Micic konnten trotz der starken Alba-Verteidigung Würfe kreieren und auch die Dreierschützen machten einen guten Job, um die Bayern im Spiel zu halten (8/19 Dreier)

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