"Im Football war ich eigentlich besser"

Von Max Marbeiter
Malcolm Delaney wechselt aus Kiew zum FC Bayern Basketball
© getty

Malcolm Delaneys Verpflichtung gleicht einem Versprechen des FC Bayern. In zwei Jahren Europa sicherte sich der Combo-Guard zwei nationale Titel. Nun soll er in München den Spielaufbau übernehmen. Im SPOX-Interview spricht Delaney über seine Anfänge, Schwierigkeiten bei ehemaligen Vereinen, die anstehende Euroleague-Saison und DBB-Kapitän Heiko Schaffartzik.

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SPOX: Herr Delaney, Sie sind nun seit ein paar Wochen bei den Bayern. Wie sind Ihre Eindrücke von Team und Coaching Staff?

Malcolm Delaney: Ich habe absolut keinen Grund, mich zu beschweren. Das Staff kümmert sich wirklich um die Spieler und macht uns besser. Auch die Leute aus dem Front Office schauen vorbei und sprechen mit uns. Ich war schon bei Teams, bei denen wir die Geschäftsführer kaum gesehen haben. Hier haben wir eine sehr familiäre Atmosphäre. Sie sorgen dafür, dass sich jeder wohl fühlt und sich komplett auf Basketball konzentrieren kann. Das ist für einen Profi sehr wichtig.

SPOX: Als Kind spielten Sie neben Basketball auch Football. Sie waren Quarterback, richtig?

Delaney: Genau. Im Football war ich eigentlich sogar besser, aber die Angebote im Basketball kamen früher. Deshalb habe ich mich quasi mehr in Basketball verliebt.

SPOX: Helfen Ihnen Ihre Erfahrungen aus dem Football?

Delaney: Definitiv! Speziell als Point Guard. Ich bin es gewohnt, die Offense zu kontrollieren. Als Quarterback musst du wissen, wo jeder sein sollte und wie sich die Defense aufstellt. Als Point Guard ist es dasselbe. Ich muss wissen, wo die Stärken meiner Mitspieler liegen und wo ich ihnen den Ball am besten serviere, um den Teamerfolg zu ermöglichen. Diese Herausforderung nehme ich einfach gerne an.

SPOX: Sie sind einer der besten Passgeber in der Geschichte Ihrer Universität Virginia Tech. Dennoch sehen einige in Ihnen einen reinen Scorer. Woran liegt das?

Delaney: Ich habe viel gescort. Das hat alles etwas überlagert. In drei Jahren am College habe ich gut 18 Punkte im Schnitt gemacht, da vergessen die Leute die 4,5 Assists. In einem Team wie beim FC Bayern, das über so viele Waffen verfügt, werde ich sicherlich mehr Assists verteilen. Hier spiele ich mit einigen richtig guten Jungs zusammen. Das macht meinen Job wesentlich einfacher.

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SPOX: In Kiew waren Sie die erste Scoringoption. Allerdings haben Sie einmal gesagt, dass Sie sich in dieser Rolle nicht wirklich wohl fühlten. Weshalb?

Delaney: Ich fühle mich schon wohl, wenn ich die erste Angriffsoption bin. Es ging eher darum, wie ich eingesetzt wurde. Ich habe wesentlich häufiger Shooting Guard gespielt, war nicht viel in Bewegung oder musste mir meine Würfe aus der Isolation heraus selbst kreieren. So war es nicht einfach, zu scoren. In einer solchen Position fühle ich mich dann nicht so wohl. Wäre ich einfach nur die erste Option gewesen, wäre das in Ordnung gewesen. Aber das gefällt mir auch an Coach Pesic. Er weiß, was ich kann, und wird mich so einsetzen, dass ich meine Qualitäten bestmöglich ausspielen kann.

SPOX: Sie sprechen Svetislav Pesic an. Es heißt, er wolle Sie größtenteils als Point Guard einsetzen. Passt das zu Ihrem Spiel?

Delaney: Er erwartet nicht, dass ich ein reiner Point Guard bin. Ich soll immer noch scoren und aggressiv sein. Das macht aus mir einen besseren Point Guard und es für alle um mich herum einfacher. Schließlich habe ich immer noch diese Scoringmentalität, bin aber gleichzeitig ein guter Passer. Ich bekomme also beides hin.

SPOX: Bayern spielt kommende Saison in der Euroleague. Hat das Ihre Entscheidung, nach München zu wechseln, beeinflusst?

Delaney: Auf jeden Fall! Dieses Jahr wollte ich unbedingt dieses Level erreichen. Vergangenes Jahr hatte ich bereits die Möglichkeit, bei Euroleague-Teams zu unterschreiben, aber die Situation hat nicht gepasst. Ich bin ein geduldiger Mensch. Ich wollte einfach die richtige Situation finden. Ich sollte eigentlich schon länger hierherkommen. Dieses Jahr haben wir endlich einen gemeinsamen Nenner gefunden. Sie wollten mich hier haben und ich wollte hierher kommen. Es hat einfach gepasst und ich bin glücklich, in München zu sein.

SPOX: In der Gruppenphase treffen Sie auf Vassilis Spanoulis, einen der besten Spieler Europas. Was erwarten Sie von diesem Duell?

Delaney: Das wird eine Herausforderung. Ich liebe es, gegen die Besten zu spielen und in meinen Augen hat er bewiesen, dass er der beste Point Guard in Europa ist. Er war MVP der Euroleague und hat den Titel zwei Mal in Folge gewonnen. Gegen einen solchen Spieler zu spielen, stellt mich und mein Können als Point Guard auf die Probe. Deshalb freue ich mich sehr auf das Matchup.

SPOX: Den Backcourt werden Sie sich kommende Saison häufig mit Heiko Schaffartzik, der ebenfalls kein reiner Point Guard ist, teilen. Können Sie es gegnerischen Defensivreihen gemeinsam noch schwerer machen, da diese nicht wissen, was von Ihnen beiden zu erwarten ist?

Delaney: Das ist der Plan. Als ich das erste Mal mit dem Coach gesprochen habe, hat er mir erzählt, dass er zwei Guards verpflichten wollte, die beide Positionen spielen können. Heiko ist ja erst vor kurzem zu uns gestoßen. Aber bereits vom ersten Tag an konnte man sehen, dass er ein herausragender Wettkämpfer ist, der sowohl scoren als auch passen kann. Mit jemandem zusammenzuspielen, der dieselben Sachen beherrscht wie ich, macht es für mich leichter und für die gegnerische Defense schwerer. Jetzt wissen sie nicht mehr, worauf sie sich einzustellen haben.

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