"Unter Pesic sind wir ein völlig anderes Team"

Von Interview: Max Marbeiter
Tyrese Rice (r.) war in der Regular Season Topscorer der Bayern
© getty
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SPOX: Sie beide kommen in letzter Zeit häufig von der Bank. Kommt es Ihnen entgegen?

Roberts: Ich musste mich ein wenig daran gewöhnen. Es ist nicht einfach, inzwischen passt es. Ich weiß, dass ich der Mannschaft von der Bank neues Feuer bringen kann. Das will der Trainer von mir. Ich habe ja schon vorher für ihn gespielt. Und ich weiß, dass er von mir erwartet, mit viel Energie ins Spiel zu kommen und die Intensität hochzuhalten.

Rice: Ich habe damit kein Problem. Ich habe gar nicht die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Wenn es das Beste für das Team ist, dass ich von der Bank komme, dann muss ich das machen.

SPOX: Ist es vielleicht sogar gut für Ihr Spiel? Schließlich sind Sie immer noch Topscorer des Teams.

Rice: Ich versuche, das zu meinem Vorteil zu nutzen. Ich kann mir das Spiel schon mal anschauen, die Schiedsrichter beobachten. So sehe ich, wie sie pfeifen. Außerdem kann ich die anderen Spieler beobachten und sehen, wie ein Spieler des Gegners auf verschiedene Defensiv-Systeme reagiert. Dadurch versteht man das Spiel besser, ehe man reinkommt. Nichts ist mehr komplett neu. Man weiß, was einen wartet.

SPOX: Sie haben bereits für einige europäische Klubs gespielt - auch in Top-Ligen. Wo sehen Sie den größten Unterschied zwischen den absoluten Top-Ligen und der BBL?

Roberts: Die BBL ist definitiv eine gute Liga, aber der größte Unterschied liegt wohl im Leistungsgefälle. Dennoch gibt es hier viele gute Teams. Es gibt im Grunde nichts Schlechtes über die Liga zu sagen. Man muss einfach weiter versuchen, gute Spieler zu verpflichten, um die einzelnen Teams zu verbessern.

Rice: Die BBL ist eine sehr schnelle Liga. Viele Punkte. Viele Fast Breaks. Letztes Jahr habe ich gegen Teams wie ZSKA Moskau gespielt. Gegen diese Mannschaften ist das Spiel deutlich langsamer. Dort spielt jeder auf seiner Position, deshalb muss man durchdachter spielen. Hier spielt ein Small Forward zum Beispiel teilweise als Power Forward. Das verändert die Matchups.

SPOX: Was fehlt der BBL noch?

Roberts: Die Top-Teams müssen sich in Europa etablieren, sich einen Namen machen. Die anderen Mannschaften sollten dem Beispiel dann folgen und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter verbessern. Das wird der Liga im Allgemeinen helfen und sie auch im internationalen Vergleich aufwerten. Wenn es so weitergeht, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass immer mehr Spieler in die BBL kommen wollen.

Rice: Das denke ich auch. Yotam Halperin stand beispielsweise bereits im Finale der Euroleague. Lawrence erreichte letztes Jahr das Final Four im Eurocup und der VTB. So lange solche Leute kommen, wird die BBL immer besser werden.

SPOX: Es ist also ein Prozess?

Rice: Genau. Die Liga wird immer besser. Sie ist jetzt besser, als vor zwei Jahren, als ich für Artland gespielt habe. Bamberg und Alba standen dieses Jahr immerhin in den Top 16 der Euroleague.

SPOX: Noch mal zum FC Bayern. Wie sehen Sie Ihre eigenen Titelchancen?

Roberts: Das ist natürlich unser großes Ziel. Wir sagen nicht, dass wir diese eine Playoff-Serie gewinnen wollen und dann glücklich sind. Wir wollen schon alles gewinnen. Wir haben ein großartiges Team. Wir können es mit jedem in dieser Liga aufnehmen, dessen müssen wir uns bewusst sein. Wenn wir fokussiert sind, können wir jeden schlagen. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, dass wir am Ende tatsächlich den Titel holen.

Rice: Ich würde natürlich auch nicht sagen, dass wir keine Chance haben. Aber an die Meisterschaft denke ich noch nicht. Sollten wir tatsächlich soweit kommen, kann man sich darüber Gedanken machen. Aber jetzt müssen wir erst mal die Serie gegen Berlin spielen, darauf liegt der Fokus.

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