Dirk Nowitzki: "Ich war schockiert"

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki besuchte im Sommer unter anderem die U-17-WM in Hamburg
© Imago

Erstmals nach dem bitteren WM-Aus der deutschen Basketball-Nationalmannschaft meldet sich Superstar Dirk Nowitzki bei SPOX zu Wort. Der 32-Jährige über das schwache Abschneiden, Trost-SMS an Kumpel Demond Greene und seinen Rat an NBA-Hoffnung Tibor Pleiß.

Cookie-Einstellungen

Etwas Trost spenden war das Einzige, was ihm übrig blieb. Also nahm Dirk Nowitzki das Handy in die Hand und schickte nach dem WM-Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft mehrere SMS an Demond Greene, seinen Freund aus Jugendtagen.

"Die Jungs waren so nah dran und hatten den Einzug ins Achtelfinale verdient. Das wollte ich ihnen nur mitteilen", erzählt Nowitzki im Gespräch mit SPOX. Doch auch an dem in diesem Sommer pausierenden NBA-Superstar gingen die dramatischen Tage von Kayseri nicht spurlos vorbei.

Nowitzki: "Die Niederlage gegen Angola habe ich mir zu Hause im Fernsehen angeschaut - und ich war schockiert. Ich konnte zunächst nicht glauben, dass Deutschland ausgeschieden ist. Ich war sprachlos."

Nowitzki: Dem Team fehlt die Reife

Der Einbruch gegen Australien und Angola, nachdem zuvor gegen den Weltranglisten-Ersten Argentinien nur knapp verloren und gegen Vize-Europameister Serbien gewonnen wurde, sieht Nowitzki in der Altersstruktur der Mannschaft und der fehlenden Reife begründet.

Mit 24,1 Jahren im Schnitt stellte der DBB die jüngste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten: "Es ist eine große Herausforderung, nach einem emotionalen Sieg wie gegen Serbien gleich wieder eine sehr gute Leistung am nächsten Tag abzurufen."

NBA-Manager Sam Presti über den Zustand des deutschen Basketballs

EM 2011 mit Nowitzki und Kaman

Daher warnt Nowitzki auch vor einer überzogenen Erwartungshaltung der deutschen Öffentlichkeit, wenn der Power Forward der Dallas Mavericks zusammen mit NBA-Kollege Chris Kaman bei der EM 2011 ins DBB-Team zurückkehren.

"Wir müssen sehen, ob wir wirklich auf dem Weg in die Weltspitze sind. Es gab gute Ansätze, aber die WM hat gezeigt, wie schwer es für eine junge Mannschaft ist, konstant sehr gute Leistungen zu bringen. Konstanz hängt viel mit Erfahrung zusammen", sagt er und spricht dabei auch über die Leistungen der vor der WM hochgelobten Tibor Pleiß, Robin Benzing und Elias Harris.

"Pleiß muss noch mehr dagegenhalten"

Während Harris (3,4 Punkte, 2,0 Rebounds) und vor allem Benzing (4,6 Punkte, 33,3 Prozent Wurfquote) enttäuschten, zeigte Center-Hoffnung Pleiß bei aller Unbeständigkeit, warum er in diesem Sommer gedraftet wurde und von den Oklahoma City Thunder nächsten Sommer wahrscheinlich unter Vertrag genommen wird.

Im Turnier erzielte der 20-Jährige einen Schnitt von 8,2 Zähler und 6,0 Rebounds - die Statistiken wurden aber durch das bedeutungslose Abschlussspiel gegen Jordanien (23 Punkte, 9 Rebounds) geschönt .

Talent jedoch reicht nicht aus, um sich tatsächlich in der NBA durchzusetzen, warnt Nowitzki: "Tibor hat gute Anlagen, er bewegt sich gut und besitzt für seine Größe sehr viel Ballgefühl. Die Ansätze sind also vorhanden. Aber er muss noch viel an sich arbeiten, das war schon vor der WM klar. Physisch muss er noch mehr dagegenhalten."

Nowitzki schließt EM-Teilnahme 2015 nicht aus

Trotz des enttäuschenden WM-Ausscheidens sieht Nowitzki den deutschen Basketball weiter im Aufwind. "Wenn man realistisch ist: Im Achtelfinale wäre der nächste Gegner das US-Team gewesen - und die Amerikaner wären nur schwer zu schlagen gewesen. Die Mannschaft hat sich in den ersten beiden Spielen gut präsentiert und Werbung für den Sport betrieben."

Um eine nachhaltige Entwicklung des Basketballs zu gewährleisten, entschied sich der DBB nun zu einer Kandidatur für die EM 2015.

Die Chancen für einen Zuschlag stehen offenbar sehr gut - und auch Nowitzki schließt eine Teilnahme nicht aus, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt wäre.

Nowitzki: "Es wäre schön, eine EM im eigenen Land zu haben."

SPOX-Meinung zum WM-Aus: Ein Grundübel des deutschen Basketballs