FC Bayern: Dream Team ohne General

Von Philipp Dornhegge
Star-Trainer Dirk Bauermann und Neuzugang Demond Greene kennen sich seit vielen Jahren
© Imago

Der FC Bayern startet jetzt auch im Basketball durch. Mit einem Star auf dem Trainerstuhl und etablierten Profis wollen die Münchner den Aufstieg in die Bundesliga schaffen. Aber ist der Kader gut genug? SPOX nimmt mit den Verantwortlichen die mögliche Rotation der Bayern unter die Lupe und erkennt, dass es noch eine große Lücke gibt.

Cookie-Einstellungen

Der Trainer

Dirk Bauermann

Im Normalfall würde man sagen, dass es nur schlecht sein kann, wenn der Trainer der Star ist. Aber in diesem Fall darf es gar nicht anders sein.

Bauermann ist nicht nur der prominenteste Zugewinn der Bayern, er bleibt auch Bundestrainer und wird somit als Galionsfigur des deutschen Basketballs dem FC Bayern ein Gesicht geben. Sein Charisma und seine Motivationsstärke haben schon jetzt einen Ruck durch München gehen lassen, obwohl er aufgrund seiner Aufgaben beim DBB bislang kaum Zeit in der bayerischen Landeshauptstadt verbringen konnte.

Ohne Frage wird er die verpflichteten Stars zu absoluten Höchstleistungen treiben und die Nachwuchstalente konsequent auf das nächste Level bringen. Probleme mit der Teamchemie wird es unter Bauermann nicht geben.

Die Starting Five

Center: Robert Maras

Der 31-Jährige war in der vergangenen Saison (13,6 Punkte, 8,3 Rebounds), seiner ersten für die Bayern, der Leitwolf des Teams. Auch in diesem Jahr wird er unter den Körben eine tragende Rolle spielen. Seine körperliche Präsenz und seine Erfahrung machen den Ex-Nationalspieler zu einem der besten Verteidiger und Rebounder der Liga. Er wird jedoch weniger Spielzeit als in der Vorsaison bekommen, da mit BBL-Urgestein Darius Hall und dem deutschen U-17-Nationalspieler Bogdan Radosavljevic zwei starke Backups im Kader stehen.

Power Forward: Alexander Nadjfeji

Mit seinen 33 Jahren wird der erfahrene Bundesligastar zwar einer der älteste Spieler des Teams sein. Aber das tut seiner Qualität überhaupt keinen Abbruch. "Nadjfeji ist einer der besten, angesehensten und erfolgreichsten Spieler der letzten Jahre in Deutschland", sagte Bauermann bei der Verkündung der Neuverpflichtung. Nadjfeji gehört seit Jahren zu den besten Power Forwards der Liga, berüchtigt ist seine abgezockteste und clevere Spielweise. Viele seiner 12,9 Punkte in der letzten BBL-Saison für Tübingen erzielte er nach seinen typischen Finten.

Small Forward: Beckham Wyrick

"Wyrick ist zwar ein Amerikaner, aber ganz bestimmt keiner mit Söldnermentalität", stellte Basketball-Geschäftsführer Thomas Oehler schon vor einigen Wochen gegenüber SPOX klar. Der 26-Jährige habe vielmehr in Leverkusen und Bamberg schon bewiesen, dass er ein charakterlich einwandfreier Spieler ist. Dennoch gehört er zu den weniger bekannten Neuzugängen der Bayern. letzte Saison kam er in der Meistersaison von Bamberg auf 11:36 Minuten Spielzeit in der Regular Season (2,8 Punkte, 2,1 Rebounds).

Shooting Guard: Demond Greene

Greene verbindet eine ganz besondere Beziehung mit Bauermann. Der athletische Zweier spielte schon in Bamberg für den neuen starken Mann der Bayern und arbeitet seit Jahren in der Nationalmannschaft mit ihm zusammen. Mit seiner Defensivstärke und seinem überragenden Distanzwurf wird der 31-Jährige der größte Stars der 2. Liga sein. "Auf ihn freue ich mich ganz besonders", erklärte Bauermann. "Demond ist in jeder Hinsicht ein Glücksfall für uns." Greene selbst reizt, neben dem Coach, vor allem die Stadt München: "Eine wunderschöne Stadt, auf die sich auch meine Familie freut. Hier wird Basketball auf höchstem Level gebraucht." Nach seiner Zeit in Bamberg verbrachte er letzte Saison in Griechenland bei Olympia Larisa, aber auch der solide spielende Greene konnte den Abstieg aus der ersten Liga nicht vermeiden.

Point Guard: noch offen

Ausgerechnet auf der vermeintlich wichtigsten Position im Basketball klafft ein großes Loch: "Wir sind noch auf der Suche nach einem Einser", erklärt Christian Gardenne, verantwortlich für PR-Arbeit und Teambetreuung bei den Bayern, im Gespräch mit SPOX die entscheidende Baustelle. Es fehlt der Floor Generel, der die Stars mit Vorlagen füttert und das Spiel organisiert. "Da ist noch keine Entscheidung gefallen, aber es soll aller Voraussicht nach ein Amerikaner sein."

Wer könnte es sein? Kenny Barker gehört zu den Kandidaten. Der 24-Jährige war schon in der Vorsaison Teil des Teams und kann mit seinen 1,91 Metern nicht nur als Spielmacher agieren, sondern auch auf der Zwei aushelfen. Oder setzt Bauermann auch auf der Spielmacher-Position auf einen Hochkaräter? Bei den Bayern ist auf jeden Fall nichts auszuschließen.

 

Die Bank

Darius Hall (Center): Bullig, muskulös und erfahren bis unter die Haarspitzen. 120 Kilo verteilen sich auf 2,02 Meter, weswegen sich Hall trotz der überschaubaren Größe auch unter dem Korb durchzusetzen weiß. Kam trotz seiner 37 Jahre vergangene Saison in rund 15 Minuten auf 7,0 Punkte und 3,3 Rebounds.

Bogdan Radosavljevic (Center): Ein Rohdiamant - mit der Betonung auf roh. Ist erst 17 Jahre alt, misst aber bereits jetzt schon 2,12 Meter. Ein Gigant - wäre er nur nicht so verletzungsanfällig. Dennoch ist er "in Europa das größte Center-Talent in diesem Jahrgang", wie Bauermann betont. Überzeugte bei der U-17-WM vor allem als Blocker (2,0, Platz 3).

Markus Hübner (Power Forward/Center): Der talentierte Big Man ist einer der wenigen, die aus dem letztjährigen Kader übrig geblieben sind. Der 23-Jährige ist kräftig und trotzdem beweglich und entwickelte sich in den letzten Monate stetig weiter. Mit Maras hat Hübner den perfekten Mentor gefunden.

Artur Kolodziejski (Shooting Guard/Small Forward): Kolodziejski ist nicht nur ein guter Verteidiger und Scharfschütze, sondern auch auf beiden Flügelpositionen einsetzbar und "ein sehr gescheiter Junge", wie Gardenne betont. Spielt er nicht gerade Basketball, studiert der 30-Jährige Kulturwissenschaften. Bauermann bezeichnet Kolodziejski als "ideale Ergänzung zu den bisherigen Neuverpflichtungen."

Bastian Doreth (Point Guard): Doreth kommt als aktueller A2-Nationalspieler nach München. In Nürnberg hat der 21-Jährige sein großes Talent bereits angedeutet. Dennoch sagt Gardenne: "Ich glaube nicht, dass er schon so weit ist, für uns zu starten." Immerhin: Nach eigener Aussage lagen Doreth auch Angebote aus der Bundesliga vor. "Ich will mich nicht brav hinten anstellen", sagte Doreth bereits kämpferisch.

Wer kommt sonst noch? "Wir sprechen derzeit mit einigen Nachwuchsspielern, aber es ist noch zu früh, um Namen zu nennen", sagt Gardenne. Moritz Wohlers (26), im letzten Jahr Bestandteil der Mannschaft, könnte bei einem Münchner Klub unterkommen, mit dem die Bayern kooperieren wollen. Dieses Team soll als Farmteam fungieren, sodass Wohlers bei den Bayern auf Abruf stehen kann.

Fazit

Der Kader ist noch nicht fertig, aber es zeichnet sich schon deutlich ab, dass die Bayern für ProA-Verhätlnisse ein Dream Team zusammengestellt haben, das selbst in der BBL konkurrenzfähig wäre.

Die Münchner haben nicht nur eine Reihe von Stars, sondern auch viel versprechende deutsche Talente, die sich zu Identifkationsfiguren entwickeln sollen. Und dieser Mannschaft wird der  beste Trainer zur Seite gestellt, den man sich in so einer Situation wünschen nur kann.

Mit dem Umzug von der kleinen Sporthalle an der Säbener Straße ins Eisstadion am Olympiapark haben die Bayern zudem das perfekte Umfeld gefunden, um das Unternehmen "Aufstieg" anzugehen.

Bayern-Coach Dirk Bauermann: "Wir brauchen weitere Hochkaräter"