Göttingen träumt vom violetten Wunder

SID
Die Göttinger Chris Oliver und Christopher McNaughton in der Defense
© Getty

Vor drei Jahren spielten sie noch in der zweiten Bundesliga, nun greifen die Basketballer der BG Göttingen schon nach dem Europapokal.

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Wenn die Veilchen am Wochenende das Final-Four-Turnier der Eurochallenge ausrichten, sind sie auf dem Papier zwar der Außenseiter, nach zwei sensationellen Spielzeiten in der Bundesliga ist den Niedersachsen aber durchaus das "violette Wunder" zuzutrauen.

"Wir sind sehr aufgeregt, das Final Four vor unserem fantastischen Publikum in Göttingen spielen zu können. Ich glaube fest daran, dass wir die Chance haben, den Europapokal zu gewinnen", sagte Flügelspieler Chris Oliver vor dem Halbfinale am Freitag gegen das französische Spitzenteam Roanne Basket.

"Wir haben mit den Siegen in der vergangenen Woche gegen Bremerhaven, Berlin und Düsseldorf gezeigt, dass wir in Form sind. Mit Jason Boone, Dwayne Anderson und Chester Frazier haben bei uns wichtige Spieler gefehlt, wenn sie im Final Four spielen können, sind wir noch stärker", erklärte Oliver seinen Optimismus.

Sorgen um Dusan Sakota

Die zweite Semifinal-Partie des dritthöchsten kontinentalen Klub-Wettbewerbs bestreiten am gleichen Tag Krasnye Krylia aus Russland und Scavolini Pesaro. Das Team aus Italien reiste trotz des besorgniserregenden Zustands seines Spielers Dusan Sakota nach Deutschland.

Der 24-Jährige lag zuletzt nach einem schweren Zusammenprall im künstlichen Koma, aus dem er allerdings am Donnerstag wieder geweckt wurde. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 2007 sorgt das von dem zweimaligen Trainer des Jahres John Patrick betreute Team regelmäßig für Furore.

Im letzten Jahr scheiterte die BG knapp im Play-off-Viertelfinale an den Brose Baskets Bamberg. In dieser Saison werden die Göttinger nach der Hauptrunde auf Platz zwei, drei oder vier landen. Bei der Europapokal-Premiere wurde durch zwei Viertelfinalsiege gegen BC FMP Belgrad gleich sensationell die Endrunde erreicht.

Göttingen kommt mit Mini-Etat aus

Die Entwicklung der Lila-Weißen zu einer Spitzenmannschaft ist besonders bemerkenswert, da die Göttinger mit einem Mini-Etat von knapp zwei Millionen Euro auskommen müssen. Zum Vergleich: Branchenprimus Alba Berlin, den die Veilchen als einziges Team in dieser Saison zweimal schlagen konnten, hat rund 7,5 Millionen Euro zur Verfügung.

BG-Coach Patrick machte aus der Not eine Tugend und verpflichtete günstige, aber vor allem schnelle Amerikaner, die die berühmte Göttinger Pressverteidigung über das gesamte Parkett spielen können.

Das Erfolgsrezept wird von den lautstarken Fans abgerundet. "Die einmalige Atmosphäre in der Lokhalle garantiert uns einen Vorteil, doch die Gegner sind europäische Spitzenteams", sagte Patrick, der zudem auf die große Belastung hinweist: "Wir haben in den vergangenen fünf Wochen in Pokal, Meisterschaft und Eurochallenge 13 Spiele bestritten, die Mannschaft ist von dem anstrengenden Programm schon etwas müde."

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