Rugby-WM: Roger Federer mittendrin! Südafrika nach Triumph "für unsere Nation" im Freudentaumel

SID
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Nach einem historischen Strafen-Gewitter feiert Südafrika seinen Rekordtitel im Rugby - während Neuseeland einer verpassten Chance nachtrauert.

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Kapitän Siya Kolisi und seine Mitspieler stellten gerade den Webb Ellis Cup in die Ecke, als plötzlich Roger Federer zur Tür hereinkam.

Die Tennis-Ikone, Sohn einer Südafrikanerin, gratulierte stilecht im grün-gelben Trikot und stand prompt im Mittelpunkt der Kabinenfeierlichkeiten des neuen Rugby-Rekordweltmeisters.

Ja, den Südafrikanern gelang beim dramatischen 12:11 im Gigantenduell mit Neuseeland Großes. Womöglich gar ein Triumph "für unsere Nation", wie die Zeitung Times feststellte.

"Von außen kann man das vielleicht nicht komplett verstehen", sagte Kolisi, der in ärmsten Verhältnissen aufgewachsene erste schwarze Kapitän der Springboks: "Unser Land macht so viel durch, so vielen Kindern geht es nicht gut, aber wir können für Hoffnung sorgen und zeigen: Wenn wir zusammenarbeiten, dann ist alles möglich."

Rugby: Erste Rote Karte in einem WM-Finale

Schon der erste von nunmehr vier WM-Titeln im Jahr 1995 hatte eine besondere gesellschaftliche Bedeutung. Drei Jahre nach dem Ende der Apartheid waren der schwarze Präsident Nelson Mandela und der weiße Kapitän Francois Pienaar in der Freude vereint. Ein Bild nicht nur für die Geschichtsbücher, sondern auch für Hollywood.

Der Triumph von Paris über den dreimaligen Champion Neuseeland steht der Dramaturgie zumindest im Sportlichen kaum nach: All-Blacks-Kapitän Sam Cane sah als erster Spieler in einem WM-Finale eine Rote Karte, auch vier Gelbe Karten sind historisch unerreicht.

Doch die Neuseeländer kämpften gegen die Widrigkeiten an, vergaben zwei dicke Siegchancen - und sorgten damit für grenzenlosen Jubel in Pretoria und Kapstadt, aber auch bei den Ärmsten und Benachteiligten in den Townships. Den Leuten, an die Kolisi dachte.

Südafrikas Kapitän Siya Kolisi stemmt den Webb-Ellis-Cup in die Höhe.
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Südafrikas Kapitän Siya Kolisi stemmt den Webb-Ellis-Cup in die Höhe.

Rugby: Tristesse und Leere bei Neuseeland

Tristesse, Leere und auch Wut herrschten hingegen bei den Neuseeländern vor, die sich nach einer Auftaktniederlage gegen Gastgeber Frankreich im Eröffnungsspiel am 8. September dramatisch gesteigert hatten - und nun doch mit leeren Händen dastehen.

Er werde mit der Roten Karte "leider für immer leben müssen", erklärte Cane kleinlaut. Der 31-Jährige ist seit Samstag ein tragischer Held der All Blacks: Vor dem Turnier war öffentlich an ihm gezweifelt worden, er reagierte mit Leistung, führte das Team ins Endspiel - und flog dann wegen seines zu hohen Tackles gegen Jesse Kriel vom Platz.

Neuseelands Cheftrainer Ian Foster zeigte sich ähnlich niedergeschlagen, wenngleich er sehr stolz darauf war, wie seine Mannschaft ihr Spiel durchgezogen hatte - obwohl sie 53 Minuten lang nur 14 Spieler auf dem Feld hatte. Der 58-Jährige war zugleich irritiert, dass Cane Rot erhielt, während Kolisis Gelbe Karte für ein ähnliches Tackling nicht aufgestockt wurde.

"Ich will nicht, dass wir über Rote Karten reden", sagte Foster und ergänzte mit Blick auf die jüngsten Regelverschärfungen: "Wir werden noch viel Zeit haben, um das zu analysieren. Das Spiel hat ein paar Probleme, die es zu lösen gilt."

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