DOSB-Wahl: Mayer zieht zurück - Weikert will "Lösungen finden"

SID
Stephan Mayer hat sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zurückgezogen.
© getty

Da waren es nur noch zwei: Stephan Mayer zieht sich aus dem DOSB-Wahlkampf zurück. Sein Grund: Die öffentlichen Grabenkämpfe der Vergangenheit. Thomas Weikert ist damit endgültig der Top-Favorit bei der Wahl im Dezember.
 

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Stephan Mayer schnappte sich seine Tasche und stapfte von dannen. "Wiederschau'n, schönen Tag noch." Mehr wollte er nicht sagen. Dafür sprach nach dem überraschenden Rückzug des CSU-Politikers im Wahlkampf um die DOSB-Präsidentschaft, der Thomas Weikert in die Favoritenrolle hievt, ein anderer. Und was der verkündete, gewährte einen tiefen Einblick ins Innenleben der gespaltenen Sport-Organisation.

"Die Entwicklung der vergangenen Woche und die gesamten Gräben, die sich aufgetan haben, haben entscheidend dazu beigetragen, dass er seine Kandidatur zurückgezogen hat", sagte Martin Engelhardt, Präsident der Triathleten und einer der Delegierten beim Treffen der Mitgliedsorganisationen in Düsseldorf, über Mayers Beweggründe.

Heißt: Das Irrlichtern des scheidenden Präsidenten Alfons Hörmann hat direkte Auswirkungen auf die Wahl am 4. Dezember in Weimar. Das verdeutlichte auch die anschließende Pressekonferenz mit den Sprechern der Mitgliedsorganisationen. Ingo Weiss von den Spitzensportverbänden sagte, er sei "entsetzt" über das Vorgehen der handelnden Personen, die in Zusammenhang mit der "Brief-Affäre" drei juristische Verfahren angestrengt hätten - darunter eines gegen Engelhardt.

Mayer: "Ich kann ganz passabel Lösungen finden"

Nach Mayers Rückzug bleiben nur noch zwei Kandidaten übrig: Top-Favorit Weikert und Claudia Bokel. Wie Mayer waren auch der Tischtennis-Funktionär und die Fecht-Präsidentin von der Findungskommission vorgeschlagen worden. Bokel äußert sich nicht öffentlich, dafür trat Weikert bester Laune vor die Mikrofone vor dem Raum 2 des CCD Congress Centers der Messe Düsseldorf.

Der Anwalt erläuterte sein Motto, um den Verband zu einen, ehe er im Kreis der wahlberechtigten Funktionäre gemütlich Mohnkuchen aß. "Ich mache Familienrecht, wenn man keine Lösung beim Unterhalt findet, sind die Kinder verhungert", sagte Weikert: "Und ich kann sagen, dass ich ganz passabel Lösungen finden kann."

Der Tiefpunkt ist erreicht

Das ist dringend nötig. Die Führungskrise, aufgedeckt durch einen anonymen Brief, der eine "Kultur der Angst" in der DOSB-Zentrale in Frankfurt beschrieb, ist nur ein Teil vieler Probleme im organisierten Sport. "Die gesellschaftliche Bedeutung des Sports ist auf einem Tiefpunkt angelangt, und es muss unser aller Ziel sein, den Sport wieder zur gesellschaftlichen Kraft werden zu lassen", sagte Engelhardt.

Der Mitgliederschwund in der Pandemie, das schwache Abschneiden von Tokio, marode Sportstätten, Ausfälle im Schulsport: Aufgaben gibt es genug, doch zuletzt war die Führung um Hörmann und die Vorstandvorsitzende Veronika Rücker damit beschäftigt, mit anwaltlichen Drohbriefen den Urheber des anonymen Schreibens aus dem Mai zu finden. Und das im Alleingang und offensichtlich gegen einen Vorstandsbeschluss.

Weikert setzt auf Kommunikation ohne Aggression

Unter öffentlichem Druck verkündeten Rücker und Hörmann die einvernehmliche Trennung zum Jahresende. Aber: "Man kann nicht nur einzelne Personen austauschen", sagte Engelhardt: "Es braucht einen kompletten Neuanfang." Bevor der allerdings umgesetzt werden könne, "sollten wir Zeit darauf verwenden aufzuarbeiten, was alles schiefgelaufen ist". Das beinhaltet auch die Frage nach der Entlastung der Führungsgremien in Weimar. Weiss zögerte vielsagend mit seiner Antwort.

Weikert wollte lieber nach vorne schauen, seine Strategie für ein Miteinander im Verband war aber unüberhörbar als Abgrenzung zu Hörmann formuliert. "Ich versuche es mit reden und Gesprächen in einem Ton, der sicher nicht aggressiv ist", sagte er. Und zu der "Androhung von Klagen: Da habe ich schlicht und einfach gesagt: 'Stopp!' Wir müssen schauen, wie man miteinander redet." Das wäre zumindest ein Anfang, um einen aufrichtigen Neuanfang einzuleiten.

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