Wu triumphiert im EM-Finale

SID
Jiaduo Wu sicherte sich bei der EM in Stuttgart den Titel im Damen-Einzel
© Getty

Jiaduo Wu hat das EM-Finale von Stuttgart gewonnen und damit den größten Erfolg ihrer Karriere gefeiert. Timo Boll scheiterte bei den Herren bereits im Halbfinale.

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Jiaduo Wu sicherte sich in einem überragenden Finale ebenfalls die Goldmedaille. Nach dem 4:0 gegen Margaryta Pesozka trug Präsident Thomas Weikert die gebürtige Chinesin auf Händen durch die Halle, aus den Boxen schallte "Time of my life" und die Fans applaudierten minutenlang.

"Ich fühle mich wie in einem Traum", sagte Wu einen Tag nach ihrem 32. Geburtstag.

Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig hatte bereits vor dem Finale der Frauen für den DTTB Bilanz gezogen.

"Das ist einfach hervorragend"

"Wir haben in fünf von sechs Wettbewerben eine Medaille gewonnen. Das ist einfach hervorragend", sagte der Kölner. Im Sport sei eben nicht alles Gold, was glänze. Bei den Zuschauern war das Turnier ebenfalls ein voller Erfolg. 46.000 der 49.000 Karten wurden verkauft.

Die glänzende Goldmedaille im Doppel sicherte sich das rumänische Duo Elizabeta Samara/Daniela Dodean. Die deutsche Meisterinnen Zhenqi Barthel und Kristin Silbereisen gewannen Bronze.

Timo Boll hat bei der Tischtennis-EM in Stuttgart sein Halbfinal-Match gegen den Dänen Michael Maze mit 3:4 verloren. Bei den Damen hat sich Jiaduo Wu den Einzel-Titel gesichert.

Boll scheitert an Maze

Als Timo Bolls Traum vom goldenen Dreierpack geplatzt war, herrschte in der Stuttgarter Tischtennis-Arena Totenstille.

Nur mühselig spendeten die 6000 Zuschauer ihrem Liebling nach dem 3:4 im EM-Halbfinale gegen den späteren Europameister Michael Maze aufmunternden Applaus.

Statt dreimal Gold wie in den Jahren 2007 und 2008 packte Boll im Ländle nur das Double aus Doppel und Team, im Einzel gab es Bronze. Kurz nach Bolls Aus versetzte Jiaduo Wu die Fans mit ihrem überraschenden Gold in einen Freudentaumel.

"Maze hat mich in den ersten drei Sätzen förmlich überrollt", sagte Boll. Er sei total unterlegen gewesen, vor allem in seinem sonst so starken kurzen Spiel. Boll sah sich Maze in der Anfangsphase teilweise hilflos ausgeliefert, traf kaum einen Ball: "Maze ist mental unheimlich stark, der schnappt da sofort zu."

Aufholjagd nicht belohnt

Dass der 28-jährige Boll seinen Schläger dennoch zufrieden einpackte, war seiner famosen Aufholjagd geschuldet.

Sein dänischer Gegner, der im Endspiel Österreichs früheren Weltmeister Werner Schlager 4:1 demontierte, lag bereits 3:0 in Führung, ehe der völlig von der Rolle wirkende Boll auf Touren kam. "Ich bin eben eine Kampfsau", sagte Boll.

Vor der prächtigen Kulisse spielte sich der Ausnahmekönner in einen Rausch und glich die Partie noch aus.

Dass es am Ende gegen Maze wie schon im Team-Finale doch nicht reichte, war nicht nur dem überragenden Dänen, sondern auch leichten Fehlern Bolls in den entscheidenen Phasen geschuldet.

Ausgerechnet beim Stand von 5:9 im siebten Satz setzte Boll seinen Aufschlag ins Netz. Da habe er das Spiel aber nicht verloren, meinte der Linkshänder.

Boll trotz Niederlage zufrieden

Bolls gute Laune rührte vor allem von seiner offenbar wieder hergestellten Physis. "Mein Rücken hat gehalten. Das ist die beste Erkenntnis des Turniers", sagte der zehnmalige Europameister.

Ausgerechnet die Leidensgeschichte seines Bezwingers sollte Boll Hoffnung für die Zukunft geben. Maze litt jahrelang unter körperlichen Problemen, vor einigen Jahren plagte ihn ein Bandscheibenvorfall.

Dass er noch 24 Stunden vor dem unerwarteten Aus wieder einmal Tischtennis-Geschichte geschrieben hatte, dürfte ebenfalls zu Bolls Wohlbefinden beigetragen haben.

Das Doppel Boll/Süß hatte den Titel durch das 4:2 gegen die Polen Wang Zeng Yi/Lucjan Blasczyk als erstes Duo zum dritten Mal in Folge gewonnen. "Die Jungs haben im richtigen Moment ganz großes Tischtennis gespielt", sagte Bundestrainer Richard Prause nach dem lange auf der Kippe stehenden Match.

Boll und Süß machen Titel-Hattrick perfekt