DBB: Ende eines "wunderbaren" Sommers

SID
Das junge Team von Dirk Bauermann (r.) überraschte bei der EM in Polen
© Getty

Mit gesenkten Köpfen schlichen die langen Kerls vom Parkett und weinten in der Kabine bittere Tränen, aber die Zukunft für die deutschen Basketballer scheint wieder hoffnungsvoll.

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So war die Enttäuschung nach dem Aus bei der EM in Polen durch die knappe 68:70-Niederlage im Zwischenrunden-Endspiel gegen Kroatien relativ schnell verflogen.

"Das war ein schlechtes Ende eines wunderbaren Sommers. Wir hätten es verdient gehabt, das Spiel zu gewinnen", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann nach der fünfte Niederlage im sechsten EM-Spiel und dem haarscharf verpassten Viertelfinale.

Trotz fünf Niederlagen in sechs Spielen zog er ein positives Fazit: "Ich bin sehr stolz auf das Team. Jetzt muss mit jeder Stunde das Gefühl überwiegen, dass die Mannschaft sich hervorragend verkauft hat."

Ohne Nowitzki und Kaman

Vor dem Turnier hätten nur die wenigsten einen Pfifferling auf ein deutsches Team ohne die NBA-Profis Dirk Nowitzki und Chris Kaman gegeben, meinte Bauermann: "Aber wir haben viele überrascht und uns in Europa großen Respekt verschafft. Keiner hatte erwartet, das wir so viele gute Spiele machen", sagte der 51-Jährige, dessen junge Wilde in der Vorrunde überraschend Titelverteidiger Russland (76:73) bezwungen hatten.

Zudem spielten die deutschen Korbjäger, bei denen fünf Spieler 21 Jahre oder jünger waren, gegen Vizeweltmeister Griechenland und Titelkandidat Frankreich lange Zeit um den Sieg mit. "Ich glaube, dass der Basketball in Deutschland viel gewonnen hat", meinte Bauermann, der das Turnier als "notwendigen Entwicklungsprozess" für seine junge Mannschaft bewertete.

Diesen Eindruck bestätigte der erst 20 Jahre alte und noch Bundesliga-unerfahrene Robin Benzing: "Ich habe hier sehr viel gelernt. Ich sehe großes Potenzial in der Mannschaft und denke, wir werden in den nächsten Jahren von uns hören lassen."

Anlass zur Hoffnung

Tatsächlich gibt die neue deutsche Basketball-Generation Anlass zur Hoffnung. Sollten Nowitzki und Kaman wieder zum Team stoßen, ist das mittelfristige Ziel, bei Olympia 2012 eine gute Rolle zu spielen, durchaus realistisch.

Die WM 2010 in der Türkei wurde dagegen auf sportlichem Wege verpasst. Nun muss der DBB auf eine von vier Wildcards hoffen, die der Weltverband FIBA am 13. Dezember vergibt.

"Ich prognostiziere, dass zwei Wildcards mit Sicherheit nach Europa gehen werden. Wenn jetzt der Dirk Nowitzki in den Kader dieser erfrischend jungen Mannschaft integriert wird, dann haben wir eine gute Chance die WM zu spielen", sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. Und Bauermann meinte, die Mannschaft habe alles getan, "um unseren Präsidenten die besten Argumente mit auf dem Weg zu geben."

Gute Argumente sammelte auch der Bundestrainer im Kampf um die Einsatzzeiten deutscher Spieler in der Bundesliga. Bauermann schenkte bei der EM Zweitliga-Spieler Benzing und sogar dem zuletzt in der dritten Klasse aktiven Elias Harris das Vertrauen und wurde dafür belohnt.

"Anfang Oktober bin ich bei der BBL zu Gast"

Die Auftritte zeigten, dass auch deutsche Talente Leistung bringen können, wenn sie denn auf höchsten Niveau spielen dürfen. "Die Vereine, die Trainer und die Profiliga haben eine große Verantwortung, dass die jungen Spieler sich entwickeln. Es gibt viele Fehler im System, die wir in den Griff bekommen müssen", erklärte Bauermann.

Unlängst hatte sich der Bundestrainer dafür ausgesprochen, dass bei Bundesligaspielen pro Mannschaft immer ein Deutscher auf dem Feld stehen soll. Die Liga verlangt ab der nächsten Saison aber nur vier deutsche Akteure auf dem Spielberichtsbogen.

"Anfang Oktober bin ich bei der BBL zu Gast", sagte Bauermann: "Dort werde ich meine Ideen und Überzeugungen hoffentlich so glaubwürdig vertreten, dass es zu wirklich nachhaltigen Veränderungen und Reformen kommt."

Bauermann: "Haben uns hervorragend verkauft"