Bauermann verteidigt DBB-Youngster

Von Haruka Gruber
Zeigte nach der Gala gegen Griechenland ein durchwachsenes Spiel: Schaffartzik (l.) mit Bauermann
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat gegen Mazedonien mit 75:86 verloren und muss nun um den Einzug ins EM-Viertelfinale bangen.

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In einer zerfahrenen und von Nervostiät geprägten Partie war Lucca Staiger (14 Punkte) der beste Scorer des DBB-Teams. Auf Seiten der wesentlich abgeklärter agierenden Mazedonier traf der 36-jährige Vrbica Stefanov (25) am besten.

"Wir haben bisher in jedem Spiel auf ganz hohem Niveau gespielt. Man muss aber akzeptieren, dass eine solch junge Mannschaft auch mal einen schwachen Tag erwischt. Das ist ein notwendiger Entwicklungsschritt. Zu lernen, dass nicht immer alles toll ist und sich auf die Aufgabe zu konzentrieren", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann im "DSF".

Kurios: Obwohl Deutschland, das gegen Mazedonien die mit Abstand schlechteste Leistung der EM zeigte, bereits vier der fünf Turnierspiele verloren hat, reicht am Dienstag gegen Kroatien (20.45 im LIVE-TICKER) ein Sieg, um sicher das Viertelfinale zu erreichen.

 


1. Viertel2. Viertel3. Viertel4. ViertelEndstand
Deutschland (1-4)
14
22
14
25
75
Mazedonien (2-3)
18
18
26
24
86

 

Der SPOX-Spielfilm:

2.: Zweiter Angriff, zweiter Turnover. Deutschland sichtlich nervös, aber bei Mazedonien fallen die Würfe nicht, 0:0.

9.: Schwaches Niveau beider Teams. Ohlbrechts eigentlich leichter Fingerroll geht an den Ring, V. Stefanov rächt es mit dem Dreier. 12:9 Mazedonien.

11.: Pick-and-Pop zwischen Schaffartzik und Schultze, der von Downtown einnetzt. 18:17 Mazedonien.

18.: Der Hamann spielt richtig schlecht. Erst verlegt er den Layup, dann verteidigt er schwach gegen V. Stefanov. 30:30.

21.: Die zweite Hälfte fängt ganz schlecht an. Massey mit dem Jumpshop, Benzing mit dem Turnover, V. Stefanov für drei. 41:36 Mazedonien.

26.: Geht doch! Hamann mit dem Zuspiel auf Jagla, der von Downtown den Ball einschweißt. 47:46 Mazedonien.

32.: Ist das der entscheidende Run - zu Ungunsten Deutschlands? Nach 6 deutschen Turnover in 4:16 Minuten führt Mazedonien 67:50. Das dritte Viertel ist rum...

36.: Greene verdaddelt beide Freiwürfe, Massey trifft einen nahezu unmöglichen Wurf. Das war's. 79:64 Mazedonien.

38.: Jetzt versucht das DBB-Team mit schnellen Fouls, irgendwie doch noch die Wende zu schaffen. Aber Mirakovski stellvertretend für das ganze mazedonische Team sicher von der Linie. 85:73, am Ende gewinnt Mazedonien mit 86:75.

Der Star des Spiels: Vbrica Stefanov. Der Point Guard wird noch in diesem Jahr 37 Jahre alt und er hat seine Klub-Karriere bereits 2008 beendet. Und doch war der alte Mann des bulgarischen Basketballs frischer, flinker, antrittsstärker, gedankenschneller und wurfstärker als die deutsche Point-Guard-Rotation.

Die ersten drei Versuche gingen noch vorbei, im weiteren Verlauf jedoch verwarf er keinen Wurf mehr. Am Ende wurden 25 Punkte und eine Dreierquote von 80 Prozent (4 von 5) für ihn notiert. Imposant zudem seine Performance in der Verteidigung: 5 Steals.

Die Gurke des Spiels: Steffen Hamann. Erstaunlich, aber gegen Mazedonien unterbot der Spielmacher die bereits miserable Leistung gegen Lettland noch einmal deutlich. Indiskutabel seine Leistung in der Offensive (1 von 5), zudem mit 4 Ballverlusten. Sinnbildlich: Bei einer der ganz wenigen guten Aktionen, als er den Ball klaute, den Break lief, den Korbleger traf und dabei gefoult wurde, verwarf er den wichtigen Bonus-Freiwurf.

Besorgniserregend ist vor allem, dass sich ausgerechnet seine Stärken dieser Tage zu seinen Schwächen verkehren. Seine Defense gegen Stefanov war katastrophal, genauso sein sonst so vorzeigbarer Drive zum Korb. Fakt ist: Seit dem ordentlichen Auftritt gegen Frankreich wurde Hamann von Spiel zu Spiel schlechter.

Die Lehren des Spiels: Es ist kein Zufall mehr: Gegen einigermaßen schnelle und wurfsichere Guards finden die deutschen Aufbauspieler kein Rezept. Hamann hat seine Aggressivität verloren, Schaffartzik fehlt die Größe. Das zeigten die Partien gegen Lettland, Griechenland und Mazedonien schonungslos auf.

Zudem steht auf den Flügeln kein veritabler Verteidiger zur Verfügung. Jagla und Schultze sind überfordert, wenn der Gegenspieler athletisch ist (Massey: 16 Zähler) - oder der Gegner den Ball schnell zirkulieren lässt, um den offenen, wurfstarken Forward zu finden (Antic: 3 von 5 Dreier für 13 Punkte, Tasovski: 3 von 4 Dreier für ebenfalls 13 Punkte). Die deutschen Youngster liefern Athletik (Harris) und tolle Armlänge (Benzing), dafür mangelt es ihnen an Ruhe und Übersicht.

Stichwort Jagla: Nach dem Griechenland-Spiel war es die zweite enttäuschende Leistung in Serie - und dies verdeutlicht die Krux mit den deutschen Routiniers.

Sie sollen kraft ihrer Erfahrung die junge Mannschaft führen, aber von Greene abgesehen fehlt es an Konstanz. Siehe auch Hamann. Immerhin: Femerling unterstrich seinen Aufwärtstrend mit einer ordentlichen Leistung und einer starken Quote (6 von 7 für 13 Punkte). Zudem positiv: die Dreiquote von 44 Prozent (11 von 25) sowie der Leistungsprung von Scharfschütze Staiger (4 von 6 Dreier) und Ohlbrecht (2 Blocks).

Mit zumindest durchschnittlich agierenden Leistungsträgern und weniger nervösen und verkrampften Talenten ist nach den Eindrücken der vorherigen Spielen jedoch ein Sieg gegen Kroatien möglich.

Das komplette Spiel zum Nachlesen im SPOX-TICKER!