"Obama beeindruckt mich"

Von Interview: Carolin Blüchel
Boxen, Sturm, Griffin
© Imago

München/Halle - Wenn Felix Sturm am Samstag in Halle/Westfalen gegen den US-Amerikaner Randy Griffin in den Ring steigt, hat er noch eine Rechnung offen.

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Denn den Kampf gegen die Nummer eins der WBA-Weltrangliste gab es im Oktober letzten Jahres schon einmal - mit einem umstrittenen Ausgang.

Nur dank eines Remis durfte Sturm damals seinen WM-Gürtel behalten, die Entscheidung der Punktrichter hätte leicht auch anders ausfallen können. Ein Schönheitsfehler, den der 29-Jährige so schnell wie möglich beheben möchte.

Im Interview mit SPOX.com spricht der Mittelgewichts-Weltmeister über seinen Gegner, die verbalen Attacken von IBF-Champion Arthur Abraham und ein möglichen Titelvereinigungskampf.

SPOX.com: Herr Sturm, was sagen Sie zum erneuten Sieg von Abraham gegen Edison Miranda? Waren Sie beeindruckt?

Felix Sturm: Beeindruckt? Beeindruckt bin ich zurzeit von Barack Obama, der die USA wieder ein bisschen gerechter machen möchte. Arthur hat einen Mann geschlagen, den er schon mit einem Kieferbruch besiegt hat. Trotzdem Glückwunsch.

SPOX: Soll das heißen, Miranda ist kein wirklich guter Gegner?

Sturm: Nein, das heißt: Miranda ist die Nr. 5 der Welt und es ging um keinen Titel. Ich boxe am Samstag die Nr. 1 und muss meinen WM-Gürtel verteidigen. Nur darüber mache ich mir Gedanken.

SPOX: Kommen wir zu Ihrem Kampf gegen Randy Griffin. Schon aufgeregt?

Sturm: Nein, Aufregung ist im Boxen fehl am Platz. Ich bin perfekt vorbereitet. Und man wird den besten Felix Sturm aller Zeiten erleben.

SPOX: Im vergangenen Oktober haben Sie schon einmal gegen Griffin gekämpft und Ihren WM-Titel nur dank eines umstrittenen Remis verteidigen können.

Sturm: Die Richter haben den Kampf unentschieden gewertet. Ich habe noch im Ring zu Griffin gesagt: Du bekommst einen Rückkampf.

SPOX: Bei diesem Kampf damals haben Sie sich nicht auf Ihre eigentlichen Stärken verlassen, sondern waren viel zu defensiv. Wie wollen Sie Griffin diesmal besiegen?

Sturm: Sie wollen mich vor einem Kampf doch nicht ernsthaft nach meiner Taktik fragen, oder?

SPOX: Man kann es ja mal probieren.

Sturm: Nur soviel: Diesmal wird es ein sehr eindeutiges Urteil geben, da bin ich mir sicher.

SPOX: Meinen Sie damit einen K.o.-Sieg?

Sturm: Gutes Boxen ist keine Schlägerei. Flieg wie ein Schmetterling und stich wie eine Biene. Das hat der große Muhammad Ali gesagt. Wenn der Gegner schließlich k.o. geht, dann gehört das zu unserem Sport.

SPOX: Was ist der Unterschied zum letzten Kampf gegen Griffin?

Sturm: Sportler entwickeln sich ständig weiter. Stillstand ist Rückschritt.

SPOX: Welche Rolle spielt Ihre Familie dabei?

Sturm: Außerhalb des Rings ist meine Familie das Wichtigste, was es gibt. Aber im Ring bist du einsam. Da gibt es nur dich und deinen Gegner.

SPOX: Zurück zum Gegner. Griffin hat angekündigt, er würde Sie in der 10. oder spätestens in der 11. Runde ausknocken.

Sturm: Otto Rehhagel antwortet solchen Schlaumeiern im Fußball immer: Was zählt, ist auf'm Platz. Mit dem Mund könnten auch Sie Box-Weltmeister werden.

SPOX: Auch Abraham hat im Interview mit SPOX.com den Mund etwas voll genommen. Er hat behauptet, Sie seien schon längst nicht mehr seine Kragenweite.

Sturm: Wissen Sie, wenn man einen dicken Hals hat, sollte man sich vielleicht ein Hemd mit größerer Kragenweite zulegen. Sonst erstickt man womöglich.

SPOX: Kommt es denn mal zu einem Kampf zwischen Ihnen beiden? Er hat Sie ja schon des öfteren gefordert.

Sturm: Glauben Sie nicht, dass ich diesem Kampf aus dem Weg gehen würde. Ich stelle mich jedem Gegner. Ober er Griffin heißt oder Abraham. Ich habe auch schon mal gesagt: Ich kämpfe gegen Arthur um eine einzige Börse: Der Gewinner kriegt alles, der Verlierer geht leer aus.

SPOX: Und was ist mit dem amtierenden WBO/WBC-Champion Kelly Pavlik?

Sturm: Wie gesagt, ich kämpfe gegen jeden Gegner. Natürlich ist Pavlik eine Option. Meine Manager arbeiten daran.

SPOX: Ein Kampf gegen Pavlik würde wohl in den USA stattfinden. 2004 haben Sie es schon einmal in Amerika versucht. Sie haben damals einen überragenden Kampf gegen Oscar de la Hoya gezeigt, wurden aber am Ende um den Sieg betrogen. Wie kann man in den USA den Durchbruch schaffen? Manchmal hat es den Anschein, man müsste den Gegner schon K.o. schlagen, um den Ring als Sieger zu verlassen.

Sturm: In jedem Sport gibt es einen gewissen Heimvorteil. Das ist normal. Immer wieder überzeugend boxen, das ist das einzig gute Rezept.

SPOX: Könnten Sie es sich eigentlich vorstellen, auch irgendwann einmal in einer höheren Gewichtsklassen zu boxen? Im Supermittelgewicht gibt es zum Beispiel mit Joe Calzaghe auch einen ganz lukrativen Namen.

Sturm: Im Boxen gibt es zwei alles überragende Gewichtsklassen. Das Schwer- und das Mittelgewicht. Und wenn ich soviel zunehmen sollte, dass ich mit den Klitschkos in den Ring steigen müsste, würde sich wahrscheinlich meine Frau beschweren.

SPOX: Apropos Schwergewicht. Ihr Konditionstrainer Clive Salz arbeitet auch mit dem Kubaner Odlanier Solis, der jetzt auch am Wochenende in den Ring steigt. Obwohl sie für unterschiedliche Boxställe kämpfen, kennen Sie sich näher?

Sturm: Wir stehen manchmal nebeneinander auf dem Laufband. Er ist ein netter Kerl und ein Riesen-Talent. Ich möchte Odlanier einmal gegen einen der Klitschkos sehen. Wenn er alles macht, was Clive sagt, wir er sicher nicht an seiner Fitness scheitern.

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