Deutschlands U17 bei der Weltmeisterschaft in Indonesien im Porträt: Wertvollster Spieler, Barça-Talent und zweiter Leroy Sané

Von Christian Guinin
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Nach dem 3:1-Sieg gegen Neuseeland ist die deutsche U17-Nationalmannschaft schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Venezuela sicher für das WM-Achtelfinale qualifiziert. Wir werfen einen genaueren Blick auf den DFB-Nachwuchs.

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Nach dem etwas überraschenden Titelgewinn bei der Europameisterschaft in Ungarn geht Deutschland auch bei der WM als Mitfavorit ins Rennen. Die ersten beiden Spiele sahen dabei vielversprechend aus, gegen Mexiko und Neuseeland gab es zwei überzeugende Vorstellungen, die am Ende auch mit einem Sieg belohnt wurden.

Doch wer sind die Jungs überhaupt, die in ein paar Jahren vielleicht in die Fußstapfen von Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Leroy Sané treten könnten?

SPOX beleuchtet den 21 Mann starken Kader der deutschen Nationalmannschaft bei der U17-Weltmeisterschaft in Indonesien.

Max Schmitt
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Max Schmitt (FC Bayern München)

Der 17-jährige Schlussmann vom FC Bayern München gilt als eines der größten Torwart-Talente seines Jahrgangs und sollte Fußball-Fans spätestens seit der U17-EM im Sommer ein Begriff sein. Dort avancierte er mit starken Leistungen im DFB-Kasten zu einem der besten Spieler, hielt unter anderem drei Elfmeter und wurde in die Mannschaft des Turniers gewählt.

Schmitt kam im Sommer 2017 zum FC Bayern und durchlief seitdem alle Jugendteams des Rekordmeisters. In der abgelaufenen Spielzeit stand er 14-mal für die U17 in der B-Junioren-Bundesliga auf dem Feld. Außerdem wurde Schmitt dreimal in der Sonderspielrunde des DFB eingesetzt. Erst kürzlich verlängerte er seinen Vertrag beim FCB bis 2026. Beim deutschen Rekordmeister gilt er auch deshalb als mögliche Langzeitoption für den Kasten bei den Profis.

Konstantin Heide
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Konstantin Heide (SpVgg Unterhaching)

Der Keeper feierte trotz seiner erst 17 Jahre bereits sein Profi-Debüt für die SpVgg Unterhaching - am 10. Spieltag der laufenden Saison vertrat er den etatmäßigen Schlussmann René Vollath beim Drittliga-Spiel der Hachinger gegen den MSV Duisburg.

Auch wenn sein erstes Spiel in der ersten Mannschaft mit einer 0:1-Niederlage endete, hält man große Stücke auf Heide. Hinter Schmitt ist er bei der Weltmeisterschaft in Indonesien jedoch - wie auch schon bei der EM - nur die Nummer zwei.

Louis Babatz
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Louis Babatz (FSV Mainz 05)

Der Sohn von Ex-Bundesligaspieler Christof Babatz - unter anderem 91 Bundesliga-Spiele und 158 Zweitligaspiele für Hannover 96, den HSV und den FSV Mainz 05 - ist im deutschen Tor hinter Schmitt und Heide lediglich die Nummer drei.

Auf Vereinsebene feierte der 17-Jährige jedoch bereits den ein oder anderen Erfolg. So wurde er im Sommer mit seinem Klub Deutscher A-Junioren-Meister. Im Finale gegen den BVB gab es einen 4:2-Sieg.

Eric da Silva Moreira
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Eric da Silva Moreira (FC St. Pauli)

Im deutschen Team ist der Verteidiger des FC St. Pauli für die rechte Defensivseite verantwortlich. Diese beackerte er schon während der Europameisterschaft im Sommer, als er immerhin drei Torvorlagen beisteuerte.

Auch bei der Weltmeisterschaft kommt ihm die Rolle des rechten Außenverteidigers zu, beim Auftakt gegen Mexiko traf er sogar prompt zum zwischenzeitlichen 3:0. In der 53. Spielminute wurde der 17-Jährige in den Strafraum geschickt, wo er von rechts aus spitzem Winkel durch die Beine von Mexiko-Keeper Paolo Bedolla traf. Es war sein zweiter Treffer im 20. Länderspiel für die deutsche U17.

Maxim Dal
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Maxim Dal (FSV Mainz 05)

War während der Europameisterschaft in Ungarn unangefochtener Abwehrchef der deutschen Mannschaft. Mit seinen kantigen 1,88 Metern hatte er auch an der A-Junioren-Meisterschaft der Mainzer einen großen Anteil, sein Vertrag bei den 05ern wurde dementsprechend auch kurz danach bis 2027 verlängert.

Bei der U17-Nationalmannschaft kam er im ersten Spiel gegen Mexiko noch nicht zum Einsatz, das liegt aber primär an seiner langwierigen Knieverletzung, die er sich Mitte Juli zugezogen hatte und von der er erst kürzlich zurückgekommen war. Im zweiten Gruppenspiel gegen Neuseeland schaffte er bereits wieder den Sprung in die Startelf.

Maximilian Hennig
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Maximilian Hennig (FC Bayern München)

Gewann den Konkurrenzkampf um den Platz hinten links in der Viererkette gegen Almugera Kabar und stand bei den beiden Spielen gegen Mexiko und Neuseeland jeweils in der Startelf. Mit seinen 1,62 Metern ist er zwar nicht der Größte, mit seiner Schnelligkeit und Athletik ist er für das DFB-Spiel aber eine echte Waffe auf der Außenbahn.

Unumstritten ist er auch beim FC Bayern München. Dort musste er anfangs des Jahres noch aufgrund einer Verletzung an der Schulter pausieren, seit seinem Comeback ist er bei den A-Junioren aber gesetzt. In der laufenden Spielzeit kommt er auf drei Torvorlagen in zehn Spielen.

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Maximilian Herwerth (VfB Stuttgart)

In der U19 des VfB ist der in Stuttgart geborene und aufgewachsene Innenverteidiger absoluter Dauerbrenner, absolvierte vor der Abreise nach Indonesien alle acht Saisonspiele über 90 Minuten. Mit einer Größe von 1,91 Metern und einem Gewicht von mehr als 80 Kilo ist Herwerth für sein Alter eine echte Abwehr-Kante. Der Linksfuß glänzt durch Zweikampfstärke und Schnelligkeit, hat zudem eine herausragende Spieleröffnung.

Mitte Oktober feierte der Sohn von VfB-Pressesprecher Tobias Herwerth sogar schon sein Profi-Debüt. Beim 5:1-Sieg im Testspiel gegen Zweitligist Wehen Wiesbaden kam er eine Halbzeit lang zum Einsatz. Danach ließ ihn VfB-Trainer Sebastian Hoeneß eine Woche lang bei den Profis mittrainieren.

Finn Jeltsch
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Finn Jeltsch (1. FC Nürnberg)

Neben Dal ist der 17-Jährige in den Defensivzentrale als zweiter Innenverteidiger gesetzt. Bei der Europameisterschaft in Ungarn hatte er mit teils herausragenden Leistungen einen großen Anteil am Titelgewinn der deutschen Mannschaft.

In Nürnberg, wo er seit 2015 unter Vertrag steht, unterzeichnete er erst jüngst einen Profivertrag. "Der Junge ist schon lange im Club, ist bodenständig und macht durch seine Leistungen dauerhaft auf sich aufmerksam. Das Gesamtpaket als Innenverteidiger ist in seinem Alter schon richtig gut", schwärmte FCN-Sportdirektor Olaf Rebbe.

Almugera Kabar
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Almugera Kabar (Borussia Dortmund)

Der Dortmunder hatte sich Anfang September eine schwere Bänderverletzung zugezogen und feierte nun bei der Weltmeisterschaft sein Comeback - beim Spiel gegen Mexiko wurde er in der 86. Minute für Winners Osawe eingewechselt.

Seinen Stammplatz links hinten in der Viererkette, den er bei der EM in Ungarn noch sicher hatte, ist Kabar dennoch erst einmal los - Maximilian Hennig startete dort in beiden Gruppenspielen bislang. Dennoch will Kabar den Konkurrenzkampf annehmen und betonte vor dem Turnier noch ausdrücklich, er wolle seine "Führungsrolle im Team festigen".

David Odogu
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David Odogu (VfL Wolfsburg)

Odogu musste sich während der Europameisterschaft noch meistens mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben, gegen Mexiko durfte er jedoch neben Jeltsch in den Innenverteidigung starten. Dort machte er ein solides Spiel, musste gegen Neuseeland dann aber wieder für Dal weichen.

In Wolfsburg scheinen ihm aber bereits alle Türen offenzustehen. Am 30. Spieltag der letzten Bundesligasaison wurde er von Niko Kovac erstmals in den Spieltagskader der Profimannschaft berufen, ein Einsatz blieb aber bislang aus. Odogu war 2020 von Union Berlin nach Wolfsburg gewechselt.

Justin von der Hitz
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Justin von der Hitz (1. FC Köln)

Im ersten Gruppenspiel wurde der Rechtsverteidiger von Coach Christian Wück spät eingewechselt. Dank seines Tempos ließ von der Hitz nichts anbrennen und hätte bei einem Konter Sekunden vor Schluss sogar noch einen Treffer erzielen können, wenn er denn vollkommen freistehend von seinem Mitspieler in Szene gesetzt worden wäre.

Bei den Kölnern kommt der 17-Jährige seit diesem Sommer in der U19 um Einsatz. Dort absolvierte er bis zur Abstellung für die Weltmeisterschaft alle neun Saisonspiele, wobei er einen Treffer vorbereitete.

Noah Darvich
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Noah Darvich (FC Barcelona)

Der 17-Jährige ist als Kapitän eine der zentralen Stützen in der deutschen U17 und unangefochtener Stammspieler unter Wück. Im vergangenen Sommer, nach dem Gewinn der Europameisterschaft, sicherte sich der FC Barcelona die Dienste Darvichs und setzte sich dabei unter andere gegen die Konkurrenz aus London, Manchester, Paris und München durch. 2,5 Millionen Euro flossen dafür nach Freiburg.

Der 17-jährige Darvich hat sich direkt in die zweite Mannschaft von Barça integriert, die in der dritten spanischen Liga spielt. Die Spielweise des Linksfußes passt besonders gut zu dem Stil, den das junge Team von Rafa Marquez anstrebt. Darvich überzeugt dabei als torgefährlicher Mittelfeldspieler mit einer guten Übersicht und einer Kombination aus verschiedenen Eigenschaften wie Dribbling, Abschlussstärke oder auch Technik.

Fayssal Harchaoui
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Fayssal Harchaoui (1. FC Köln)

Der 17-jährige Kölner war als defensiver Mittelfeldspieler beim Auftakt gegen Mexiko fast überall auf dem Platz zu finden, überzeugte mit extremer Laufbereitschaft, schmiss sich in jeden Zweikampf und gewann diese. Den wohl wichtigsten Zweikampf entschied Harchaoui in der 38. Minute für sich, als er den Ball dank seiner Robustheit in der eigenen Hälfte eroberte und mit einem perfekt getimten Pass auf Charles Herrmann das 2:0 einleitete.

Auch abgesehen davon ist Harchaoui in der Mannschaft für die defensiven Aufgaben im Mittelfeld verantwortlich. Seine Aufgabe ist es, den offensiveren Mitspielern um Darvich und Assan Ouédraogo den Rücken freizuhalten.

Winners Osawe
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Winners Osawe (RB Leipzig)

Im Klub ist der Mittelfeldspieler mit seinen 17 Jahren bereits Führungsspieler der B-Junioren, bei der Europameisterschaft blieb Osawe jedoch meist nur die Jokerrolle. Beim Auftakt gegen Mexiko durfte er dennoch an der Seite von Harchaoui in der Zentrale starten und machte seine Sache sehr ordentlich.

Vor allem gegen defensiv stärkere Mannschaften könnte die Doppelsechs aus ihm und dem Kölner eine ernsthafte Option sein. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Ouédraogo gegen Neuseeland wird er wohl ohnehin mehr Spielzeit im Turnier bekommen.

Assan Ouedraogo
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Assan Ouédraogo (FC Schalke 04)

Der 17-jährige Schalker ist der große Star der Mannschaft. Bei seinem Verein ist er seit dieser Saison Stammspieler bei den Profis, avancierte unter anderem schon am ersten Spieltag der 2. Bundesliga zum jüngsten Spieler und jüngsten Torschützen von S04.

Ouédraogo, der wegen seiner Fähigkeiten zuweilen mit Michael Essien verglichen wird und im laufenden Turnier die höchste Ablöse aller Spieler besitzt (6 Millionen Euro), ist deshalb auch bei internationalen Topklubs auf dem Zettel. Liverpool, Arsenal, Real Madrid, Bayern München und Inter Mailand gehören zu den Vereinen, die mit dem Jungstar in Verbindung gebracht werden.

Inzwischen hat sich herausgestellt, welche Verletzung er sich gegen Neuseeland zugezogen hatte. Dort musste er nach schon in der ersten Halbzeit (43.) beim Stand von 0:0 verletzt ausgewechselt werden, nachdem er beim Auftakt gegen Mexiko noch wegen Oberschenkelproblemen gefehlt hatte. Am Tag darauf trat er die Heimreise an.

Kurt Rüger
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Kurt Rüger (FC Bayern München)

Bei der U17-Nationalmannschaft kam der Bayern-Youngster bislang noch nicht so recht zum Zug, im Verein lieferte Rüger aber einige starke Leistungen ab, welche Trainer Wück letzten Endes auch zu seiner Nominierung bewegten.

Für die Münchner kommt Rüger bereits in der U19 zum Einsatz. Dort stand er in dieser Saison bislang 13-mal auf dem Rasen, wobei er drei Tore erzielte und zwei weitere Treffer vorbereitete.

Bilal Yalcinkaya
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Bilal Yalcinkaya (Hamburger SV)

Ursprünglich sollte Farid Alfa-Ruprecht von Manchester City Teil des 21-köpfigen Aufgebots der deutschen U17 in Indonesien sein, der Stürmer musste krankheitsbedingt jedoch passen und wurde von Yalcinkaya vom Hamburger SV ersetzt. Erst am vergangenen Sonntag erfolgte die Anreise.

Probleme stelle dies aber nicht da, schließlich erzielte der 17-Jährige in seinem allerersten WM-Einsatz sein erstes Tor. Nach 64 Minuten wurde das HSV-Talent eingewechselt, 17 Minuten später markierte er per Abstauber das dritte DFB-Tor.

Paris Brunner
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Paris Brunner (Borussia Dortmund)

Brunner, der bei Borussia Dortmund als "der nächste Youssoufa Moukoko" bezeichnet wird, wurde im Sommer bei der U17-Europameisterschaft zum Spieler des Turniers gewählt und war gemeinsam mit drei weiteren Spielern bester Torschütze. Der 17-jährige Stürmer hat in dieser Saison in acht Ligaspielen für die Dortmunder U19 bereits zehnmal getroffen. Seine Spielweise wird gerne mit jener von Bayerns Leroy Sané verglichen.

Barcelona soll Brunner genau im Auge haben - trotz einiger charakterlicher Bedenken. Erst kürzlich wurde Brunner von Dortmund nach einem nicht näher spezifizierten Vorfall suspendiert, was bedeutet, dass er seit Mitte Oktober nicht mehr gespielt hat. Die Nominierung für die U17-WM war trotzdem nicht fraglich.

Wie wichtig er für das DFB-Team ist, zeigte er bei den beiden Auftaktpartien gegen Mexiko und Neuseeland nämlich zuhauf. Gegen die Ozeanier erzielte er den Treffer zum wichtigen 1:0 in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit.

Charles Herrmann
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Charles Herrmann (Borussia Dortmund)

Bildet zusammen mit Brunner die äußerst gefährliche BVB-Flügelzange im DFB-Team. Während sein Teamkollege auf der linken Seite beheimatet ist, beackert Herrmann für die deutsche U17 die rechte Außenbahn. Schon bei der vergangenen EM spielte der dribbelstarke Flügelspieler mit vier Vorlagen und einem Treffer ein bärenstarkes Turnier.

Auch in Indonesien war Herrmann schon an zwei Tore beteiligt: Gegen Mexiko legte er zunächst den Treffer von Darvich zum 1:0 vor, später lieferte er auf die Vorlage zu Da Silva Moreiras 3:0.

Max Moerstedt
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Max Moerstedt (TSG Hoffenheim)

Der Hoffenheim-Stürmer ist ein Neuner, wie er im Buche steht. Mit seinen 1,94 Metern besitzt Moerstedt die perfekte Größe für lange Bälle in die Spitze. Dabei fungiert der 17-Jährige jedoch nicht als klassischer Knipser, sondern mehr als Wandspieler, der die schnellen Außen Brunner und Herrmann in Szene setzt und diesen wichtige Räume verschafft.

Für das Team von Trainer Wück ist er deshalb als zentraler Stürmer auch gesetzt, spielte gegen Mexiko und Neuseeland trotz keinem Treffer seinerseits von Anfang an. In Hoffenheim brillierte er in der vergangenen Saison mit zehn Toren und sechs Vorlagen in elf Spielen in der U17-Bundesliga und kam auch bereits zu Einsätzen in der U19.

Robert Ramsak
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Robert Ramsak (FC Bayern München)

Zusammen mit Teamkollege Brunner sowie den Spaniern Marc Guiu und Lamine Yamal gehörte der Bayern-Stürmer zu den treffsichersten Angreifern bei der EM im Sommer (4 Tore), dennoch kam er nur selten über die Rolle des Jokers hinaus. Beobachter beschreiben den 16-Jährigen dennoch als "typischen Torjäger, den Deutschland mal wieder braucht". Ramsak ist ausgestattet mit einem eingebauten Torriecher und ist abschlussstark.

Bei seinem Verein kann der 17-Jährige ähnlich starke Zahlen vorweisen. Dort kommt er bereits für die U19 zum Einsatz, für die er in 16 Spielen sechs Tore erzielte und drei weitere Treffer vorbereitete.