Erkenntnisse zum FC Bayern München: Genau deshalb wird Bayer Leverkusen Meister

Von Justin Kraft
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Der FC Bayern München hatte in Darmstadt wenig zu gewinnen. Doch für drei Erkenntnisse, die für die kommenden Wochen und Monate entscheidend sein können, hat der 5:2-Sieg des FCB allemal gereicht.

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"Wir können hier nichts gewinnen", sagte Thomas Tuchel vor der Partie gegen den SV Darmstadt bei Sky und fügte an: "Außer die drei Punkte." Gemeint hatte der Trainer damit, dass jeder sowieso mit einem Sieg des FC Bayern München rechnen würde. Das sei lediglich der Normalzustand.

Am Ende stand ein 5:2 für den FCB auf der Anzeigetafel. So weit, so normal. Doch die Münchner dürften noch deutlich mehr gewonnen haben als nur die drei Punkte, die im Meisterschaftskampf mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin keine allzu große Rolle mehr spielen werden.

Denn abgesehen vom Sieg brachte der Auftritt des Rekordmeisters beim Abstiegskandidaten drei sehr wichtige Erkenntnisse. Zwei könnten bereits für das Viertelfinale der Champions League gegen den FC Arsenal entscheidend sein, die andere ist übergreifend noch viel relevanter.

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FC Bayern München: Zu simple Gegentore!

Zuletzt gab es viel Lob für die neu aufgestellte Innenverteidigung. Matthijs de Ligt und Eric Dier hatten sich plötzlich festgespielt, Min-jae Kim und Dayot Upamecano rückten auf die Bank. Tuchel hat hier eigentlich eine Luxussituation. Alle vier Abwehrspieler haben zweifellos das Potenzial, Stammspieler bei großen Klubs wie dem FC Bayern zu sein.

Und doch stehen die Münchner mit den beiden Gegentoren gegen Darmstadt nun bei 31 in der Bundesliga. Meisterschaftskonkurrent Bayer Leverkusen kassierte bisher etwas mehr als die Hälfte: 16 an der Zahl - mit einem offenen Spiel am Sonntagnachmittag in Freiburg. Bereits seit einigen Jahren ist das die größte Baustelle des FCB.

In der vergangenen Saison waren es 38 Gegentore, davor 37, 44, 32 und 32. In der Saison 2017/18 schafften es die Münchner zuletzt, unter 30 Gegentoren zu bleiben (28), in den erfolgreichen Jahren davor waren es nur selten mehr als 20. Tuchel wurde mit dem klaren Auftrag verpflichtet, sich dieser Zahl wieder anzunähern.

Zunächst schien ihm das zu gelingen. Über weite Strecken der Saison waren die Bayern defensiv sehr stabil - mit einem Ausreißer in Frankfurt (fünf Gegentore). Lange war man hier auch auf Augenhöhe mit Leverkusen. Doch allein in den elf Bundesliga-Partien des Jahres 2024 kassierte der amtierende Meister 16 Gegentore. "Es sind einfach zu viele für uns", erklärte auch Manuel Neuer nach dem Spiel gegen Darmstadt.

Schaut man sich zudem an, wie simpel diese Tore fallen, dann ist es umso ärgerlicher für die Mannschaft von Tuchel. Darmstadt traf nach einem langen Schlag des Torhüters und nach einem Einwurf. Häufig führten in den letzten Wochen individuelle Aussetzer zu Gegentoren. Für einen Klub, der den Anspruch hat, Titel zu gewinnen, ist das nicht gut genug - und das betrifft dann eben nicht nur die Innenverteidiger, sondern das gesamte Team.

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Serge Gnabry: Vom Wechselkandidaten zum Hoffnungsträger des FCB?

Was den FC Bayern allerdings positiv stimmen dürfte, ist die Offensive. Neben Harry Kane und Jamal Musiala, die beide mit ihren Leistungen im Moment herausragen, scheint auch Serge Gnabry mit guter Form aus seiner langen Auszeit zu kommen. Und das wäre von unschätzbarem Wert für die Münchner.

Denn ausgerechnet Leroy Sané befindet sich nach wie vor in einem Formtief. Auch gegen Darmstadt gelang dem Außenspieler nicht viel. Weil Kingsley Coman verletzt ist, fehlt dem FCB derzeit ein Spieler, der auf den Flügeln für besondere Momente sorgen kann.

Gnabry könnte diese Lücke füllen. In seinen wenigen Minuten gegen Mainz und jetzt in Darmstadt traf er jeweils in typischer Manier. Einmal spektakulär mit der Hacke und einmal nach einem klugen Tiefenlauf. Der 28-Jährige scheint genau zu wissen, was für ihn auf dem Spiel steht.

Beim DFB ist er kurz vor der Europameisterschaft im eigenen Land fast schon in eine Außenseiterrolle gerutscht, bei den Bayern soll er in den vergangenen Transferperioden ein Verkaufskandidat gewesen sein. Gewissermaßen spielt er nun also um seine Zukunft.

Euphorie ist im Moment nicht angebracht. Zu selten hat Gnabry wirklich Konstanz nachweisen können. Doch gerade jetzt, wo kaum jemand damit rechnet, dass ihm der Schritt zur Weltklasse noch gelingt, kann er es allen beweisen. Es ist fast schon eine einzigartige Chance für ihn, dass er vielerorts bereits abgeschrieben wurde. Die gilt es zu nutzen.

Mit Blick auf den FC Arsenal als Gegner gibt es da immerhin noch ein weiteres Gnabry-Klischee, das er sicher gern bedienen würde: Auf dem Weg zum Champions-League-Titel 2020 erzielte er einige wichtige Tore in der Königsklasse - davon sechs in London. Viermal traf er in der Gruppenphase bei Tottenham, zweimal im Achtelfinale beim FC Chelsea. Kommt nun bald Ex-Klub Arsenal dazu?

Jamal Musiala überragte beim 3:0 des FC Bayern München gegen die TSG Hoffenheim.
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FC Bayern München: Das ist Max Eberls wichtigste Aufgabe

Während es in dieser Saison darum geht, den Schaden zu begrenzen, arbeiten Max Eberl und Christoph Freund gerade daran, die Erfolgsaussichten in der Zukunft zu verbessern. Gerade auf Eberl ruhen in München große Hoffnungen.

Im medialen Fokus stehen dabei derzeit die Suche nach einem neuen Trainer, eine Entscheidung im Poker mit Alphonso Davies und der Umbau des Kaders. Seltener gesprochen wird über die Vertragssituation von Jamal Musiala. Zuletzt berichtete die Bild, dass man am Ende der Saison mit ihm über die Zukunft sprechen wolle.

Musiala, das hat er gegen Darmstadt erneut bewiesen, ist der absolute Schlüsselspieler des FC Bayern. Er muss der Dreh- und Angelpunkt der Neuausrichtung sein. Nicht nur, weil er entscheidenden Anteil an Erfolg und Misserfolg hat, sondern weil er ein Spieler ist, den der FC Bayern so seit Franck Ribéry nicht mehr hatte: Einer, der für magische Momente sorgt und für den Fans ins Stadion gehen.

Sein Vertrag läuft noch bis 2026. Im Sommer mit ihm zu sprechen, erscheint angemessen. Gleichzeitig wird jeder einzelne Topklub ausloten, ob man den 20-Jährigen irgendwie von einem Transfer überzeugen kann. Eberls wichtigste Aufgabe ist es deshalb, Musiala von der Perspektive in München zu überzeugen.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
30. März, 18.30 UhrBundesligaBorussia Dortmund (H)
6. April, 15.30 UhrBundesliga1. FC Heidenheim (A)
9. April, 21 UhrChampions LeagueFC Arsenal (A)
13. April, 15.30 UhrBundesliga1. FC Köln (H)
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