Handball-WM - Hanning macht DHB-Team Druck: Viertelfinale ein Muss

SID
Bob Hanning fordert vom DHB-Team den Einzug ins Viertelfinale.
© getty

Die deutschen Handballer starten mit viel Rückenwind in ihr WM-Abenteuer. Die starken Leistungen in der Turnier-Vorbereitung machen Lust auf mehr, lösen aber auch eine gewisse Erwartungshaltung aus.

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Uwe Gensheimer und Co. schufteten noch einmal beim Training im Castello Düsseldorf, dann hieß es für die deutschen Handballer: Koffer packen. Und wenn die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason am Dienstag mit Charterflug EW 5214 in ihr WM-Abenteuer nach Ägypten aufbricht, ist jetzt auch das Ziel genau definiert.

"Einen klaren Verbandsauftrag haben wir nicht formuliert. Aber das Viertelfinale ist ein Ziel, das jede deutsche Mannschaft erreichen muss. Egal, in welcher Zusammensetzung", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning im SID-Interview und stellte damit klar: Auch die coronabedingten Absagen von Stars wie 2016-Europameister Hendrik Pekeler und Abwehrchef Patrick Wiencek sowie die insgesamt sieben WM-Ausfälle von Stammkräften sollen keine Ausrede sein.

Bundestrainer Alfred Gislason verzichtet zudem freiwillig auf Christian Dissinger. Der Europameister von 2016 hat Trainingsrückstand und ist daher von seiner Bestform weit entfernt. Am Montagabend nannte Gislason Rückraumspieler Lukas Stutzke (23/ein Länderspiel) vom Bundesligisten Bergischer HC nach. "Wir haben offen miteinander geredet und sind uns einig, dass Christian leider nicht für die WM bereit ist", sagte Gislason.

Handball-WM: Die Zeit des Vorgeplänkels ist vorbei

Der Rest hingegen schon. Die Zeit des Vorgeplänkels, das machen die Aussagen von Hanning deutlich, ist vorbei. Nach einer starken Vorbereitung steigt neben der Turnier-Vorfreude auch die Erwartungshaltung an das DHB-Team. "Ich bin davon überzeugt, dass wir ein gutes Turnier spielen und vielen Menschen in der Heimat viel Freude bereiten können", sagte Hanning.

Gislason, der sein Team am Montag noch zu zwei Trainingseinheiten bat, dürfte jedenfalls mit einem guten Gefühl in den Flieger gen Kairo einsteigen. "Ich bin jetzt viel optimistischer als vor einer Woche", sagte der Isländer im ARD-Interview mit Blick auf sein Premierenturnier als DHB-Coach am Nil. Die deutlichen Siege gegen Österreich (36:27, 34:20) und die damit verbundene vorzeitige EM-Qualifikation geben reichlich Rückenwind vor dem Turnierstart am Freitag gegen Außenseiter Uruguay.

"Der Spirit ist gut", versicherte Kapitän Gensheimer. Es werde in Ägypten darauf ankommen, "dass wir auch bestehen, wenn wir kritische Situationen haben während des Turniers". Sportlich habe sich die Mannschaft seit dem Start der Vorbereitung am 3. Januar von Tag zu Tag gesteigert, so Gensheimer: "In den ersten Trainings hatte ich noch ein paar Sorgenfalten auf der Stirn. Es läuft jetzt ein Rad immer besser ins andere."

Das sieht auch Tobias Reichmann so, der 2016-Europameister zählt Deutschland sogar zu den Mitfavoriten auf den WM-Titel. Auf die Frage, welche Teams am ehesten für den WM-Triumph infrage kommen, antwortete der Rechtsaußen bei einer virtuellen Medienrunde am Montag: "Es ist der gleiche Kreis, das sind Spanien, Dänemark, Frankreich, Kroatien. Ich würde uns auch mit dazuzählen, auch wenn wir ein paar Absagen haben."

Handball-WM: Hanning sieht in Gislason den Schlüssel

Hanning sieht in Gislason den Schlüssel zum Erfolg, "gerade in der jetzigen Situation". Der langjährige Erfolgstrainer des THW Kiel werde aufgrund seiner sportlichen Erfahrungen, "aber auch aufgrund seiner enormen Lebenserfahrung der große Stabilisator sein", so Hanning, der am Dienstag mit der Mannschaft reisen wird: "Wenn du jemanden an deiner Seite hast, der alles gewonnen hat, gibt dir das genau jene Sicherheit, die notwendig sein wird. Zum einen, weil die Mannschaft recht unerfahren ist. Zum anderen unter den schwierigen äußeren Umständen mit der Corona-Pandemie."

Die Angst vor dem Coronavirus spielt im deutschen Team vor dem Abflug keine Rolle. Die Entscheidung des Weltverbands, keine Zuschauer in den Hallen zu erlauben, sorgte für Erleichterung. "Das ist einfach eine zusätzliche Sicherheit, die wir haben", sagte Gensheimer: "Es ist wichtig, dass alle gesund bleiben."

Und auch Hanning stellte klar, dass man vom bestehenden Sicherheits- und Hygienekonzept des Veranstalters überzeugt ist. "Einen Risikoausschluss kann es in der heutigen Zeit natürlich nicht geben, aber es wird alles zur Risikominimierung für alle Beteiligten getan", sagte der 52-Jährige und zog einen Vergleich zum Fußball: "Eine Champions-League-Reise von Bayern München wird gewiss nicht ungefährlicher sein als mit wochenlang regelmäßig getesteten Spielern in einer Blase zu leben."

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