Löwen in heller Aufruhr

SID
Teammanager Oliver Roggisch kündigte an, "Vollgas" zu geben und Lösungen zu finden
© getty

Ein überforderter Aufsichtsrat, ein Manager auf Abruf und ein Leistungsträger vor dem Abflug: Bei den Rhein-Neckar Löwen regiert gut zwei Wochen vor dem Start in die neue Handball-Saison das pure Chaos.

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Nach dem bevorstehenden Abgang von Geschäftsführer Thorsten Storm ereilte den deutschen Vizemeister am Donnerstag die nächste Schreckensnachricht: Torwart-Star Niklas Landin, Symbolfigur für den sportlichen Höhenflug der letzten Jahre, folgt Storm im nächsten Sommer zum THW Kiel.

"Ich habe mir die Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht", sagte Landin: "Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, in Kiel eine neue sportliche Herausforderung in der Nähe meiner Heimat zu suchen."

Der dänische Nationaltorhüter wechselt zur Saison 2015/16 ablösefrei zum deutschen Serienchampion. Landin war am Mittwoch zu finalen Vertragsgesprächen nach Kiel gereist und unterschrieb dort einen Drei-Jahres-Vertrag. Auch Paris St. Germain und der FC Barcelona hatten zuletzt ihr Interesse an dem 25 Jahre alten Weltklassetorhüter bekundet.

Nächster Schlag nach Storm-Abgang

Nur wenige Wochen nach der um die Winzigkeit von zwei Toren verpassten Meisterschaft befindet sich der badische Klub in heller Aufruhr - an die anvisierte Zebra-Jagd ist kurz vor dem Saisonstart nicht zu denken. Der Abgang von Publikumsliebling Landin ist ein weiterer schwerer Schlag ins badische Personal-Kontor.

Schon am 5. Juni hatte Manager Storm als Vater des wirtschaftlichen Aufschwungs seinen Wechsel zu den Kielern bekannt gegeben.

Wie der Keeper wird Storm ab dem 1. Juli 2015 für den Rekordmeister tätig sein. Spätestens. Ein vorzeitiger Abschied scheint nach den letzten Wochen nämlich alles andere als ausgeschlossen. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Storm lieber heute als morgen in Kiel beginnen würde.

"Liegen nicht in den Liegestühlen"

"Die Löwen sind ganz sicher nicht führungslos. Wir liegen hier nicht in den Liegestühlen, sondern geben Vollgas, um Lösungen zu finden", sagte Löwen-Teammanger Oliver Roggisch dem SID und wies enstprechende Medienberichte zurück. Die Planungen für die Zukunft, so Roggisch, "laufen auf Hochtouren".

"Vollgas Richtung Abgrund", titelte dagegen der stets sehr gut informierte Mannheimer Morgen zuletzt und berichtete von einer drohenden "Mitarbeiter-Flucht" aus der Geschäftsstelle. So reichte neben Storm, der vom Aufsichtsrat in seinen Kompetenzen zuletzt arg beschnitten worden sein soll, auch die allseits beliebte Pressesprecherin Ute Krebs ihre Kündigung ein - und heuerte ebenfalls beim THW Kiel an. Sie wird ihren Dienst im Norden bereits am 1. September aufnehmen.

Löwen sind "führungslos"

Und so sind in Mannheim zurzeit alle Augen auf den Aufsichtsrat gerichtet. Klub-Kenner reden von einer "unerträglichen" Situation. Der Verein sei aktuell "führungslos" und "handlungsunfähig".

Es werde höchste Zeit, dass ein Nachfolger für Strippenzieher Storm gefunden wird, der sich ungeachtet der Turbulenzen erstmal bis Ende August in den Urlaub verabschiedet hat.

"Die Stimmung im Team ist gut, wir sehen nicht schwarz für die kommende Saison", sagte Roggisch fast schon beschwichtigend. Es gebe gar keinen Grund, "den Kopf in den Sand zu stecken. Wir haben eine richtig gute Mannschaft und versuchen, alles aus ihr herauszukitzeln. Außerdem gibt es noch viele andere Top-Torhüter auf dem Markt", so der langjährige Nationalspieler.

Doch fest steht: Es warten große Aufgaben auf den neuen starken Mann der Löwen. Verträge wichtiger Spieler wie Torjäger Alexander Petersson laufen nach der Saison aus. Und nicht zuletzt gilt es, schleunigst einen adäquaten Landin-Ersatz zu finden.

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