Auf geht's zur Zebra-Jagd!

Die HBL startet am Wochenende in die insgesamt 38. Saison
© getty

In der Saison 2014/15 gehen nach dem Lizenz-Chaos um den HSV erstmals 19 Teams an den Start. Kiel (Sa., 19 Uhr im LIVE-TICKER) ist mit seinem monströsen Rückraum der Topfavorit, die Löwen und Flensburg die Jäger. Berlin und Melsungen sind auf Europa-Kurs - wie schlägt sich Hamburg? Im Tabellenkeller wird nur einer von fünf Klubs den brutalen Abstiegskampf überleben. SPOX checkt alle Mannschaften - und erhält Unterstützung vom früheren Welthandballer Daniel Stephan.

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1. THW Kiel

Lineup: Sjöstrand - Klein, Jicha, Duvnjak, Vujin, Ekberg, Toft Hansen

Geht man den Rückraum durch, fällt einem beinahe die Kaffeetasse aus der Hand. Filip Jicha, Aron Palmarsson und Marko Vujin waren schon da, mit Welthandballer Domagoj Duvnjak und Joan Canellas sind zwei Raketen aus Hamburg dazu gestoßen. Fünf Namen, die allesamt weltweit zu den Besten der Besten zählen. Dazu wurde der Flensburger Steffen Weinhold für den nach Veszprem abgewanderten Christian Zeitz geholt.

Der THW hat die Konsequenzen aus der vergangenen Saison gezogen, als die Mannschaft gegen Ende auf dem Zahnfleisch daher kam, und sich wieder breiter aufgestellt. Auch im Trainerstab: Mit Jörn-Uwe Lommel steht Alfred Gislason nun ein erstklassiger Assistent zur Seite.

Was zum Teufel spricht also gegen den THW? Vielleicht vier Faktoren. Erstens: Das Torhüter-Duo Johan Sjöstrand und Andreas Palicka bewegt sich nicht immer auf Weltklasse-Niveau. Nicht umsonst kommt 2015 Löwen-Keeper Niklas Landin. Zweitens: Die Ansammlung von Superstars muss sich als echte Einheit finden. Drittens: Spielmacher Rasmus Lauge Schmidt steht nach seinem Kreuzbandriss noch nicht zur Verfügung. Viertens: Wie schwer wiegt der Abgang von Gudjon Valur Sigurdsson nach Barcelona?

Das sagt Daniel Stephan: Natürlich ist Kiel der Favorit. Aber ich sage, dass es einen Dreikampf zwischen den Zebras, Flensburg und den Löwen geben wird. Auch in Kiel können nur sieben Spieler gleichzeitig auf der Platte stehen, mit Sigurdsson ist eine große Stütze weg. Zudem sind die Löwen und Flensburg im Tor besser besetzt, auch wenn sich Sjöstrand zum Ende der Saison enorm gesteigert hat. Bringt er diese Leistung stabil, wird es für die Konkurrenz schwierig.

2. Rhein-Neckar Löwen

Lineup: Landin - Gensheimer, Ekdahl du Rietz, Schmid, Petersson, Groetzki, Myrhol

Zwei mickrige Tore fehlten zur Meisterschaft. Die wohl wichtigste Frage ist: Entwickelt das Team eine Jetzt-erst-recht-Mentalität, oder gibt es Probleme auf psychologischer Ebene? Abgesehen von Oliver Roggisch, der innerhalb des Klubs zu den Funktionären wechselte, sind alle Leistungsträger geblieben. Mit Tim Suton (Saarlouis), Mads Mensah Larsen (Aalborg), Bastian Rutschmann (Göppingen), Harald Reinkind (Fyllingen) und Stefan Kneer (Magdeburg) sind interessante Spieler neu dabei.

Auch Nikolaj Jacobsen scheint ein würdiger Nachfolger für Gudmundur Gudmundsson zu sein. Der Däne kam aus Aalborg und gilt als lockerer Coach mit einer klaren Linie. Im Spielsystem wird sich nicht so viel ändern. In der Abwehr wollen die Löwen noch variabler werden, im Angriff weiterhin unberechenbar bleiben.

Sportlich ist alles für eine erfolgreiche Saison angerichtet, doch in der Führungsebene rumort es. Seit Storms Wechsel nach Kiel feststeht (Vertrag ab 2015), wurden dem Löwen-Macher vom Aufsichtsrat anscheinend etliche Kompetenzen weggenommen. Mancher Experte hält den Klub derzeit für handlungsunfähig.

Das sagt Daniel Stephan: Die Mannschaft ist eingespielt. Womöglich muss sich das Team in der Anfangsphase noch ein bisschen an den neuen Trainer gewöhnen. Eigentlich sehe ich nur ein Problem, nämlich dass sich die Querelen im Verein auf die Mannschaft auswirken. Da muss Klarheit geschaffen werden.

3. SG Flensburg-Handewitt

Lineup: Andersson - Eggert, Nenadic, Mogensen, Glandorf, Svan, Heinl

Der Champions-League-Sieger "nur" auf Platz drei: Das spricht einerseits für die Stärke der HBL, andererseits ist den Flensburgern Qualität und Erfahrung abhanden gekommen. Neben Weinhold (THW) und Sören Rasmussen (Silkeborg) liegt das in erster Linie am Abschied von Michael Knudsen, der in die Heimat zu Silkeborg zurückkehrte. Am Kreis müssen Jacob Heinl und Neuzugang Anders Zachariassen (Sonderiysk) in die großen Fußstapfen treten - ob das reicht?

Zumal die weiteren Neuen mit dem dänischen Trio Johan Jakobsson (Aalborg), Kevin Möller (GOG Handbold), Kasper Kisum (Ringstedt) sowie Lukas Blohme und Michael Nicolaisen aus der eigenen Jugend über keinerlei Bundesliga-Erfahrung verfügen.

Dennoch ist klar: Mit Keeper Mattias Andersson, Abwehrspezialist Tobias Karlsson, Spielmacher Thomas Mogensen, den beiden Außen Anders Eggert und Lasse Svan sowie Holger Glandorf ist noch immer ein Gerüst vorhanden, das sich sehen lassen kann. Lars Kaufmann, der wegen seiner ständigen Knieverletzungen seit 15 Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten hat, so langsam aber wieder in Fahrt kommt, könnte zudem ein wichtiger Faktor werden.

Das sagt Daniel Stephan: Flensburg und die Löwen sehe ich auf Augenhöhe, beide können dem THW gefährlich werden. Die SG hat mit Andersson den wohl besten Mann der Liga zwischen den Pfosten, mit Mogensen ist der Motor noch da. Klar: Die Abgänge von Weinhold und vor allem Knudsen sind ein großer Verlust, ein Fragezeichen sehe ich aber nur am Kreis. Zachariassen kann ich noch nicht wirklich einschätzen. Und Heinl kann in der Abwehr sehr gut spielen, vorne ist er in den vergangenen Jahren aber keinen wirklich großen Schritt vorangekommen.

Seite 1: Dreikampf um die Meisterschaft

Seite 2: Füchse, Melsungen und der HSV

Seite 3: Von Magdeburg bis Göppingen

Seite 4: Von Lübbecke bis Gummersbach

Seite 5: Willkommen im Abstiegskampf

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