THW dank Palicka im Finale

In einem durchgehend engen Spiel konnte sich der THW kurz vor Schluss entscheidend absetzen
© getty

Der THW Kiel hat als erste Mannschaft das Champions-League-Finale erreicht. Der deutsche Meister setzte sich im ersten Halbfinale in der Kölner Lanxess-Arena mit 29:26 (13:13) gegen MKB-MVM Veszprem durch. Im Finale wartet mit Flensburg ebenfalls ein deutscher Vertreter.

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Eine Woche nach dem unglaublichen Meistertitel im verrückten HBL-Finish winkt dem THW also nun auch der nächste Champions-League-Triumph.

Beste THW-Werfer waren Aron Palmasson (7 Tore) und Gudjon Valur Sigurdsson (6), bei Veszpem trafen der Ex-Kieler Momir Ilic (5), Laszlo Nagy (4) und Cristian Ugalde (4) am besten.

Reaktionen:

Alfred Gislason (Trainer Kiel): "Ich kann gar nicht sagen, wie stolz ich auf diese Mannschaft bin. Wir hatten heute wie in den vergangenen Wochen auch viele Probleme, sind aber immer wieder aufgestanden und haben nie aufgegeben. In der zweiten Halbzeit haben wir mit der 6:0-Deckung, die wir seit Wochen nicht mehr gespielt haben, den Schlüssel zum Sieg gefunden. Ein weiterer war Andreas Palicka, der uns mit großen Paraden geholfen hat. Gegen solch eine starke Mannschaft wie Veszprem das Finale zu erreichen, ist unglaublich."

Filip Jicha (Kapitän Kiel): "Ich bin sehr, sehr glücklich. Was wir in den letzten Wochen gemacht haben, ist großartig. Wir haben auch heute nie aufgegeben - jetzt bin ich glücklich und stolz!"

Andreas Palicka (Torhüter Kiel): "Wir haben eine sehr starke zweite Halbzeit gespielt. Wir hatten eine gute Deckung. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte."

Carlos Ortega (Trainer Veszprem): "Glückwunsch, Kiel war besser. Wir hatten mit der 6:0-Deckung der Kieler unsere Probleme, und unsere Shooter haben nicht so gut getroffen wie erhofft. Das war entscheidend."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Der THW beginnt mit Jicha, Palmarsson und Vujin im Rückraum und Toft Hansen am Kreis, auf den Außen vertraut Gislason auf Sigurdsson und Sprenger. Sjöstrand steht im Kasten. Veszprems Startformation bilden Alilovic im Tor, die Rückraum-Achse Ilic, Rodriguez und Nagy, Kreisläufer Sulic und die Außen Ugalde und Tamas Ivancsik.

6.: Der erste Nagy-Moment in der Lanxess-Arena! Der große Star der Ungarn steigt in Überzahl ganz leicht aus dem Rückraum hoch und haut das Ding rein. Palmarsson aber schon wieder mit der prompten Antwort, es ist sofort ein unglaubliches Tempo in der Partie. 4:3 Kiel.

11.: Alilovic! Vujin scheiterte schon mit seinem 7-Meter, jetzt pariert der Kroate auch gegen Ekberg. Nach einem Ballverlust im Angriff aber dann Jicha mt dem nächsten THW-Gegenstoß. Und wenig später läuft die nächste Kieler Welle - Sigurdsson macht's. 6:5 Kiel.

14.: Der starke Alilovic mit dem nächsten Save, diesmal kommt Sigurdsson von Außen nicht an ihm vorbei. Die Veszprem-Fans feiern ihren Keeper! Die Ungarn kommen ins Laufen, Ugalde trifft zum 8:6. Zum ersten Mal führt eine Mannschaft mit zwei Toren Vorsprung.

21.: Veszprem spielt es überragend! Immer wieder bringen sie jetzt Sulic am Kreis in Position, zwei Tore in Folge für den All-Star-Kreisläufer. Kiel fällt dagegen im Angriff momentan nichts ein. 11:8 Veszprem.

26.: Ein Palicka-Save leitet einen genialen Gegenstoß des THW ein. Sigurdsson spielt sofort weiter in den Lauf des heranrauschenden Sprenger! 3:0-Run des THW! 11:11! Das ist Handball! Veszprem-Coach Ortega braucht die Auszeit.

30.: Die slowenischen Schiris lassen trotz eines klaren Fouls an Nagy einfach weiterspielen, Sigurdsson bedankt sich mit dem nächsten Gegenstoß-Tor. 12:11 THW. Die ungarische Bank ist - zurecht - völlig außer sich! Ilic markiert danach per 7-Meter das letzte Tor von Halbzeit eins. 13:13.

39.: Die Torhüter dominieren den Anfang von Halbzeit zwei. Kiel braucht fast vier Minuten für das erste Tor, dann trifft Sigurdsson, natürlich im Gegenstoß. Wenig später läuft Palmarsson mit zwei Weltklasse-Einzelaktionen heiß - und Sprenger legt auch noch nach. 18:16 Kiel! Veszprem mit dem Timeout.

43.: Ein unfassbarer Save von Palicka bringt die Kieler Bank zum Ausflippen! Sigurdsson erhöht von Außen auf 19:16. Kiel zum ersten Mal mit 3 weg! Und es wird noch schlimmer für die Ungarn. Sulic erwischt Wiencek mit dem Ellenbogen voll im Gesicht - Rot!

50.: Jicha spielt sensationell Sigurdsson frei, aber Alilovic ist zur Stelle! Auf der anderen Seite trifft Vilovski vom Kreis. Veszprem ist dran! Aber nur kurz... Palmarsson und Ekberg bauen den Vorsprung wieder aus. 24:21 Kiel. Ortega nimmt nochmal die Auszeit.

54.: Ekberg und nochmal Ekberg! Kiel führt mit 4, ehe Veszprem wieder antwortet. Nagy im Gegenstoß und schon sind es nur noch 2. 27:25 Kiel. Jetzt hat Gislason Redebedarf.

56.: Dieser Palmarsson ist einfach irre! Was ein ansatzloses Geschoss des Isländers, ein Mega-Tor! 29:26 Kiel.

MKB-MVM Veszprem vs. THW Kiel: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Andreas Palicka. Während Veszprem sofort einen bärenstarken Alilovic im Kasten hatte, musste Gislason schon in Halbzeit eins wechseln. Er brachte Palicka für Sjöstrand - es war der entscheidende Move, der den THW in Halbzeit eins nach einem 3-Tore-Rückstand sofort wieder ins Spiel zurückbrachte und das Spiel in der Folge gewann. Im Jahr eins nach Legende Thierry Omeyer machte Palicka (44 Prozent gehaltene Würfe) sein wohl bestes Spiel für Kiel überhaupt und packte phasenweise eine spektakuläre Parade nach der anderen aus. Daneben der alles überragende Mann: Palmarsson.

Der Flop des Spiels: Momir Ilic. Der Ex-Kieler hat nach seinem Wechsel nach Veszprem eine überragende CL-Saison gespielt (91 Tore bis zum Final Four), aber ausgerechnet im entscheidenden Moment kam vom Serben viel zu wenig (5/12). Auch Superstar Nagy (4/10) erwischte keinen guten Tag. Die Rückraum-Quote der beiden war absolut verheerend (3/16).

Das fiel auf:

  • Der THW tat sich im Positionsangriff gegen die aggressive Veszprem-Deckung um Timuzsin Schuch (nicht umsonst zum besten Abwehrspieler der Saison gewählt) extrem schwer. Die vielen Kieler Gegenstöße hielten den deutschen Meister erst in der Partie und entschieden sie dann. Kiel erzielte insgesamt 14 (!) Tore im Gegenstoß, Veszprem nur 4.
  • In Halbzeit eins blieben die Rückraum-Stars blass (Nagy und Ilic zusammen 4/11, Jicha und Vujin zusammen 2/9), dafür entwickelte sich ein persönliches Duell der beiden Linksaußen. Ugalde und Sigurdsson drückten dem Spiel mit je 4 Toren ihren Stempel auf.
  • Ugalde saß dennoch weite Strecken der zweiten 30 Minuten draußen, weil Veszprem-Ortega bei seiner Strategie der letzten Zeit blieb und seine Außen für die zweite Halbzeit erstmal wechselte. Für Ugalde und Tamas Icancsik kamen Gergö Ivancsik und Peter Gulyas, erst spät wechselte Ortega zurück.
  • Es standen jede Menge Rückraum-Granaten auf dem Feld. Aber weder Ilic und Nagy bei Veszprem noch Filip Jicha (4/9) und Marko Vujin (2/8) bei Kiel waren an diesem Tag entscheidend. Der entscheidende Faktor hieß Aron Palmarsson. Der Mittelmann des THW führte sein Team mit seinen Toren und Assists gemeinsam mit Palicka ins Finale.

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