Beton angemischt! DHB-Team im Achtelfinale

Von Florian Regelmann
Das DHB-Team machte den Achtelfinal-Einzug perfekt
© Getty

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der WM in Spanien das Achtelfinale erreicht. Das DHB-Team setzte sich in Granollers gegen Montenegro aufgrund einer überragenden Abwehrleistung klar mit 29:21 (13:11) durch und steht nach dem dritten Sieg im vierten Vorrundenspiel vorzeitig in der K.o.-Runde.

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Dominik Klein und Christoph Theuerkauf waren mit je 4 Toren die besten Werfer im deutschen Team. Bei den weiter punktlosen Montenegrinern ragte Rechtsaußen Fahrudin Melic (7) heraus.

WM-Statistik: Die Besten der Besten

Deutschland liegt nach dem Sieg in der Gruppe A mit 6:2-Punkten hinter Frankreich (6:0) auf Rang zwei. Zum Abschluss der Vorrunde geht es am Freitag in Barcelona gegen den Titelverteidiger und um den Gruppensieg (18 Uhr im LIVE-TICKER) - das Achtelfinale bestreitet die DHB-Auswahl dann am Sonntag.

Reaktionen:

Martin Heuberger (Bundestrainer): "Der Druck war da, schließlich hatte Montenegro die letzte Chance. Wir haben in der Abwehr Beton angerührt, das war die Grundlage. Dadurch haben wir viele einfache Tore im Gegenstoß erzielt. Es war fantastisch, was Haaß und Roggisch im Innenblock geleistet haben."

... zur Torhüter-Frage: "Wir haben zwei gute Torhüter dabei. Ich habe immer gesagt, dass Silvio Heinevetter die Nummer 1 ist."

... über das Frankreich-Spiel: "Wir wollen schön auf dem Boden bleiben. Das ist ein Lernspiel für uns. Im Achtelfinale greifen wir wieder an."

Dominik Klein (DHB-Linksaußen): "Wir genießen diese Belohnung, die wir uns hart erarbeitet haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Die große Frage vor dem Spiel: Darf Lichtlein nach seinen Glanztaten gegen Argentinien zum ersten Mal statt Heinevetter im Tor beginnen? Er darf nicht. Martin Heuberger belässt es bei der gleichen Formation wie zuletzt: Christophersen, Haaß und Weinhold im Rückraum, Klein und Groetzki auf den Außen, Wiencek am Kreis.

6.: Weinhold mit einer etwas unglücklichen Anfangsphase, ein Fehlwurf und Turnover waren schon dabei, jetzt packt er aber den starken Hüftwurf aus. 3:2 Deutschland.

13.: Was ein Strahl! Vujovic schleudert das Ding einfach mal aus dem Handgelenk ins rechte obere Eck. Schicker Treffer. Wir haben die erwartet offene Partie. 5:5.

22.: Groetzki läuft von außen ein und zeigt, dass er auch aus dem Rückraum treffen kann. Schöner Sprungwurf des Linkshänders. Das DHB-Team ist zum ersten Mal auf zwei Tore weg. 10:8. Montenegro nimmt die Auszeit.

30.: Deutschland war schon mit 4 Toren vorne, lässt die Montenegriner aber wieder ins Spiel kommen. Total fahrige Phase. Immerhin trifft Reichmann kurz vor der Pause noch mal von außen. 13:11.

35.: Ganz mieser Start des DHB-Teams in die zweite Halbzeit. Offensiv geht gar nichts mehr. Jetzt nimmt sich Haaß aber zum Glück mal in Unterzahl ein Herz und trifft aus dem Rückraum. Der war ganz wichtig. 14:13 Deutschland.

40.: Montenegro leistet sich jetzt auch wieder Fehler um Fehler und Deutschland hat sich plötzlich wieder gefangen, Theuerkauf macht vom Kreis das 19:14. Wieder ein 5:0-Lauf für die Heuberger-Truppe. Timeout Montenegro.

43.: Montenegro trifft absolut nichts mehr. Roganovic knallt den Ball an den Pfosten, Deutschland macht schon wieder Tempo und Reichmann (spielt für den angeschlagenen Groetzki) trifft. Aus 14:14 hat das Team ein 21:14 gemacht!

53.: Es entwickelt sich zum Running-Gag. Wie gegen Argentinien gibt es schon wieder Probleme mit der offiziellen Zeitnahme. Einfach nicht zu fassen, was daran so schwer sein kann. Egal, Deutschland führt souverän mit 6 Toren Vorsprung (25:19).

Deutschland - Montenegro: Das komplette Spiel im Re-Live

Der Star des Spiels: Oliver Roggisch. Der Abwehrchef steht stellvertretend für die gesamte deutsche Deckung, die einen formidablen Job machte. Schnell auf den Beinen, aggressiv, die 6-0-Deckung des DHB-Teams passt. Auch das Rückzugsverhalten stimmte. In vier Spielen hat Deutschland jetzt 96 Tore gefangen, also 24 pro Spiel. Damit kann man mehr als leben. Gutes Zeichen: Gegen Ende des Spiels lief auch Heinevetter mit einigen Paraden ein wenig heiß.

Der Flop des Spiels: Rade Mijatovic. Der montenegrinische Keeper war schon das ganze Turnier lang schwach, seine Quote vor dem Spiel war noch schwächer (25 Prozent) als die von Heinevetter (28). Und gegen Deutschland verlor Mijatovic das Torhüter-Duell klar, er bekam kaum einen Ball zu fassen. 2 Paraden bei 19 Würfen sind unterirdisch.

Analyse: Ins Achtelfinale einziehen, allen Rechenspielen aus dem Weg gehen und sich nebenbei für die blamable Heim-Pleite gegen Montenegro (27:31) zuletzt in der EM-Quali revanchieren - der DHB hat alle Ziele in diesem Spiel erreicht. Basis für den Erfolg war eine extrem gut funktionierende Abwehr mit einem verbesserten, aber noch nicht überragenden Silvio Heinevetter (9 Paraden, 30 Prozent) im Kasten.

Die Deckung um einen überragenden Mittelblock Roggisch/Haaß gestatte den zugegeben biederen Montenegrinern so gut wie keine einfachen Tore und leitete immer wieder Fastbreaks ein, auch die Transition Defense war top. Die Folge: Die DHB-Auswahl kreierte viele Turnover, konnte einige Male das geliebte Tempospiel aufziehen und hatte das Spiel in der ersten Halbzeit nach einem 5:0-Run im Griff (12:8). Montenegro blieb einmal zehn Minuten ohne einziges Tor.

Es wäre aber nicht typisch für diese deutsche Mannschaft, wenn sie nicht dann auch wieder eine schlimme Phase drin hätte, in der sie komplett das Konzept verliert und die Bälle reihenweise wegschmeißt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit drohte man sogar in Rückstand zu geraten.

Loben muss man die Mannschaft aber dafür, dass sie mit Drucksituationen im Turnier bislang sehr gut umgegangen ist und sich von solchen Phasen nicht umwerfen lässt. Einstellung und Teamgeist sind vorbildlich. Mit einem 7:0-Lauf setzte sich Deutschland entscheidend ab (21:14), wieder blieb Montenegro über zehn Minuten torlos. Der Sieg fiel dank einer erneut guten Chancenverwertung (29/39, 79 Prozent) letztlich souveräner aus, als man es befürchten konnte.

Es muss aber auch gesagt werden, dass man nicht verstehen kann, wie diese Montenegriner überhaupt in den Playoffs Schweden schlagen konnten. Ihre Vorbereitung war schon katastrophal - und bei der WM setzte sich dieser Trend fort. Die deutsche Leistung war gut, aber auch dieser Sieg ist mit Vorsicht zu genießen.

Es sei aber auch gesagt, dass Deutschland bei einem Sieg gegen Frankreich jetzt sogar noch Gruppensieger werden kann. Theoretisch. Einen großen Unterschied macht das aber nicht, im Achtelfinale wird es gegen Russland, Island oder Mazedonien gehen. Und da ist es unmöglich zu sagen, was vielleicht eher lösbar wäre. Klar ist aber: Wenn Deutschland das Achtelfinale überstehen will, müssen diese 5-minütigen Blackouts zwingend noch abgestellt werden.

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